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  • Vorverurteilung ohne jegliche Sachkenntnis

    15.02.2013, Wiebke Rathje
    Mehr Bürgerbeteiligung und mehr Mitbestimmung zu gesellschaftlich umstrittenen Themen wie der Gentechnik, aber auch Stammzelltherapien, Präimplantationsdiagnostik oder Gentests, sind nur möglich, in dem Schülern als Entscheidungsträger von morgen ein naturwissenschaftliches Grundverständnis vermittelt wird. Gerade die Biologie hat in den letzten zwanzig Jahren einen enormen Wissenszuwachs erfahren. Heute müssen Schüler laut niedersächsischem Kerncurricullum bis zu ihrem Abitur komplexe Methoden wie die Polymerasenkettenreaktion, Genklonierung, ja sogar die Microarray-Technologie beschreiben können. Wie Biologielehrer diese Methoden ohne anschauliche Experimente Schülern vermitteln sollen, blieb offen. Aus Zeit- und Kostengründen ist das Experimentieren im herkömmlichen Biologieunterricht oft gar nicht möglich. Den Schulen fehlt es zudem an Ausstattung und Know-how. Mit Einführung von HannoverGEN wurde ein einmaliges Angebot geschaffen, das es Schülern und Lehrern ermöglicht, solche Experimente nicht nur an außerschulischen Lernorten, sondern in Schulen ihrer Umgebung ohne weite Anfahrtswege, durchzuführen.
    Und genau das hat den bisherigen Erfolg von HannoverGEN ausgemacht. Die Nachfrage ist groß, die HannoverGEN-Schullabore sind ausgelastet, der Bedarf an weiteren Laboren, insbesondere auch in ländlichen Regionen Niedersachsens, wäre hoch. Doch anstatt dessen wird ein Projekt, das mit viel Engagement und persönlichem Einsatz von Lehrern betrieben wurde, eingestellt ohne die Projektbeteiligten angehört zu haben.
    Ich bin wissenschaftliche Projektmitarbeiterin von HannoverGEN und musste erfahren, wie von einzelnen Interessengruppen eine Vorverurteilung vorgenommen wurde, ohne sich jemals ernsthaft mit uns und dem Projekt auseinanderzusetzen. Hätten die Kritiker unsere Einladungen zu einem Besuch eines Labortags mit Schülern angenommen, hätten sie feststellen können, dass gerade wir die Schüler überhaupt erst auf das Konfliktfeld Gentechnik im allgemeinen und die Grüne Gentechnik im speziellen aufmerksam machen (im übrigen bieten wir nicht nur Labortage zur Grünen Gentechnik an, sondern auch zu Evolution, Phylogenetik, Krebsforschung, Insulinherstellung etc.). Sie hätten feststellen können, wie das eigene Experimentieren Schüler motiviert und das Fachwissen und Interesse an Naturwissenschaften fördert. Sie hätten feststellen können, dass begleitende Studien belegen, dass ein HannoverGEN-Besuch nicht zu einer Meinungsveränderung hinsichtlich Grüner Gentechnik bei Schülern führt. Und sie hätten feststellen können, dass es uns auch gar nicht interessiert, ob Schüler eine befürwortende oder kritische Meinung bilden. Es ist aber spannend, dass Schüler anschließend fundiert und wesentlich differenzierter argumentieren können. Es wird vorausgesetzt und als selbstverständlich genommen, dass Lehrer Themen wie Abtreibung, Sexualkunde, PID etc. neutral und ohne Einflussnahme auf die Schüler behandeln können. Aber bei der Gentechnik soll das nicht der Fall sein? Welches Meinungsbild liegt bei den Kritikern eigentlich über Lehrer vor?
    Es ist somit besonders tragisch, dass gerade HannoverGEN Opfer von Ignoranz und Vorverurteilung ohne jegliche Sachkenntnis geworden ist.
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