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Kommentare - - Seite 1

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  • Wie will ein Mensch alle Richtungen ermessen

    21.02.2013, Tede
    Manchmal denke ich auch über so etwas nach. Natürlich kann man das Rad nicht jeden Tag neu erfinden, das ist sowieso jedem bewusst. Wie man das Rad, die runde Form etc. jedoch weiter verwenden kann... da wird's schon schwieriger.

    Meiner Ansicht nach gibt es immer noch Genies, die sehr interessante Sorte davon. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sie von der gesamten Gesellschaft außen herum gedeckelt bzw nicht im geringsten gefördert werden. Wenn ein Genie niemals eine Förderung erfährt, sondern immer nur einen starken Anpassungsdruck von außen sowie lebenslange Ablehnung der Ideen... tja, wie soll es dann berühmt werden oder weiter kommen. Auch, wenn das potentielle Genie keinen Zugang zur angemessenen Bildung bekommt. Natürlich gibt es dazwischen immer wieder resiliente Kinder, die es trotzdem weiter schaffen, aber selbst die brauchen wenigstense eine Bezugsperson, außerdem muss neben der Resilienz auch das Kriterium des Genies erfüllt werden.
    Solcherart von der Außenwelt enttäuscht, verschachteln sich viele Genies nach innen, glaube ich. Sie bauen ihre Ideen und alles nach innen immer weiter aus, bis sie nicht mehr wissen, wie sie sich nach außen mitteilen sollen und vllt haben sie auch nicht die Energie dafür, wieder alle möglichen Leute gegen sich zu haben und denen dann auch noch ihren genialen Einfall zu erklären, und schwieriger noch, zu veranschaulichen.
    Auch das Internet ist kein wirklich guter Platz, um sich zu entwickeln. Man kann zwar einseitig Information aufnehmen, sich jedoch nie rückversichern, noch dazu muss man aus gefühlten 90 % Unrelevantem, Halbwahrheiten und mit eigenen Ansichten Vorbelastetem die Essenz finden (Auch in der Literatur kommt es mittlerweile zu unübersichtlichen "Flut", die man sich erst mal leisten können muss, falls das Genie aus ärmlicheren Verhältnissen stammt). Man kann auch keine Konversationen mit Gleichgesinnten führen, weil Genies nun mal nicht an jeder Straßenecke zu finden sind, noch dazu geben sie sich häufig nicht zu erkennen. Darüber hinaus findet die meiste Konversation im Internet auf einem diffamierenden und/oder eher alltäglichen Niveau statt, viele Gebildete, die sich als solche nach außen zeigen, verhalten sich eingebildet und abweisend. Also auch hier keine Anschlusspunkte für potentielle Genies. Selbst wenn es einmal Anschluss finden sollte, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Genie schon früh seinen Gesprächspartner überflügeln wird, viele Menschen reagieren auf so etwas extrem empfindlich und fangen dann an, den Gegenüber zu behindern, in diesem Fall erfährt das Genie wieder Ablehnung und Hinderung in der Entfaltung.

    Ein weiterer Aspekt ist meiner Ansicht nach, dass sich viel zu viele auf schon angelegten Wegen bewegen. Kaum jemand geht zurück, bevor gewisse Entdeckungen gemacht wurden und fragt sich "Was hätte man noch aus dem Problem lernen können?". Es wird als komplette Zeit- und Ressourcenverschwendung angesehen, sich solche Gedanken zu machen, man wird dafür beschimpft und ausgelacht, also kann auch auf so einer Ebene kein Austausch stattfinden. (in diesem Fall eine persönliche Erfahrung)

    Zusätzlich findet in Wissensbereichen heutzutage eine hohe Spezialisierung statt. Viele kreative Impulse kommen jedoch aus anderen Gebieten, die man auf einmal in Kombination ganz anders sehen kann. Nur, soweit lernt heutzutage kaum noch jemand, es wird ja auch nicht verlangt und nicht im Geringsten gefördert, viele Genies brauchen aber im Laufe ihrer Entwicklung unterschiedliche Impulse, wie ich finde.

    Einstein hatte im Patentamt ein Milieu, wie es sich ein neugieriger, offener Geist nur wünschen kann. Viele potentielle Genies haben das heutzutage nicht mehr. Wenn sie sozial ungeschickt sind, werden sie schon von frühester Kindheit an gewaltsam verbogen, weil die moderne Gesellschaft eine Gesellschaft ist, die immens viel Druck ertragen muss und deshalb auch auf vermeintlich Schwächere ausübt. Viele Genies haben solche "Schwachstellen", bevor sie überhaupt jemand anhört, müssen sie sich erst einmal ihren Platz erkämpfen und es bleibt offen, ob sie dann noch die Muse haben, sich mitzuteilen oder sogar überhaupt erst einmal ihr Talent zu entdecken. Und falls sie es entdeckt haben, und es steht in Widerspruch zu ihrem gerade erkämpften Platz... dann bleibt es offen, ob sie es weiter verfolgen werden.

    Nicht zuletzt hat sich das Umfeld heute entscheidend verändert. Vor einiger Zeit gab es diese erschlagende Informationsflut nicht, es gab kein Internet und es gab keine weit fortgeschrittene Globalisierung. Viel Aufmerksamkeit lag noch auf den Leuten in der eigenen Kommune (wegen der fehlenden Internetvernetzung, die meiner Ansicht nach das Sozialleben extrem verändert hat) und es gab vergleichsweise weniger Existenzdruck, weil die Firma nicht mal eben beschlossen hat, nach Taiwan zu gehen. Man musste sich nicht auf so viele schnelllebige Dinge gleichzeitig konzentrieren, wie das heute ist.

    All diese Vermutungen setze ich aus zahlreichen Teilaspekten und Beobachtungen zusammen. Ich denke, es braucht schon weitaus mehr, als nur ein seltenes Genie zu sein, um seine Theorie zur Blüte zu bringe oder um überhaupt erst mal zu merken, auf welchem Gebiet man ein besonderes Genie ist. Es braucht spezielle fördernde Umstände von außen, die sind ungefähr genauso selten oder sogar seltener, als Genies an sich. Und eigentlich bräuchte es auch weitaus mehr als nur diesen Kommentar, um das alles in Worte zu fassen.
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