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Kommentare - - Seite 1

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  • Am Problem vorbei argumentiert

    11.09.2013, Robert Orso
    Es wird bemängelt, dass die durch das EEG angestiegenen Stromkosten den Wirtschaftsstandort gefährden und zur Abwanderung der Energie hungrigen Industrie führt.

    Allerdings ist nicht die erneuerbare Energie "so teuer", sondern die klassischen Energieträger werden zu einem Preis auf den Markt geworfen, der den tatsächlichen Kosten bei weitem nicht entspricht.

    Die "billige" Kohle beschert uns eine Klimaerwärmung deren Folgekosten unabsehbar sind. Das "billige" Gas und Öl verhindert effiziente Investitionen in Energie sparende Maßnahmen und heizt dem Klima weiter ein. Die ach so geliebte und "Klima neutrale" Kernkraft ist ein finanzielles und ökologisches Desaster ersten Ranges. Die Kosten für Bau, Betrieb und Entsorgung sind um ein deutliches Höher als alles was während der Laufzeit an Einnahmen erwirtschaftet werden kann. Aber auch hier tragen die Kosten natürlich wieder andere und in der Betriebsbilanz werden sie nicht gegen gerechnet.

    Auf unserem Planeten gibt es nichts umsonst. Jede von der Sonne in den letzten 300 Millionen Jahren eingestrahlte Kilowattstunde kann in Form fossiler Brennstoffe nur ein einziges mal ausgegeben werden. Jeder Tag an dem ein Kernkraftwerk läuft erhöht den Berg an unvernichtbarem, extrem radioaktivem Material, das wir anschließend für die nächsten paar hundert tausend Jahre vor dem Zugriff von Menschen und der versehentlichen Freisetzung durch natürliche Ursachen bewahren müssen. Eine wahre und bislang weltweit ungelöste Herkules Aufgabe für die Politik, die gerade einmal bis zur nächsten Wahl denken kann.

    Die Menschen müssen endlich kapieren, dass Energie nur deshalb (scheinbar) so billig ist, weil wir davon auf Pump leben. Die ungestützten Kosten für erneuerbare Energie sind viel näher am ehrlichen Wert. Wenn bestimmte Waren und Dienstleistungen mit diesen Kosten teurer oder unfinanzierbar werden, ist das nicht ein Fehler der Energiepolitik, sondern die schlichte Tatsache, dass diese Dinge eben ökologisch nicht tragbar sind und daher ohnehin langfristig ersetzt oder abgeschafft werden müssen.

    Die Energiewende ist notwendig. Deutschland hat das begriffen und ist stark genug das durchzuziehen. Aber man muss den Leuten auch die Wahrheit sagen: Das wird nicht billig. Das kostet viel Geld. Aber die Vorteile am Ende sind das auch wert.

    Die Welt, betrieben mit erneuerbarer Energie, wird zweifellos eine andere sein als die jetzige und einige Dinosaurier werden auch dort keinen Platz mehr haben und beizeiten aussterben.

    Die Forderung, Energie primär dort zu speichern und zu verbrauchen wo sie anfällt, ist der richtige Ansatz. Kleinräumig strukturierte, möglichst autarke Zellen, in einem gemeinsamen Verbund - das ist die auf Dauer stabilste Struktur. Das gilt natürlich nicht nur für Strom, sondern für möglichst viele Produkte: Wasser, Müll, Lebensmittel, Dienstleistungen, Güter des täglichen Bedarfs.

    Dazu muss aber die heilige Kuh des "globalen freien Handels" endlich geschlachtet werden. Ein Prinzip dass ohnehin nur deshalb lukrativ ist, weil es immer noch Flecken auf der Erde gibt, in denen Sklavenarbeit den Händlern auch dann noch guten Profit beschert, wenn sie die Produkte am anderen Ende der Welt unter den dortigen (und ehrlichen) Herstellungskosten anbieten können.
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