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Der letzte Abschnitt des Artikels hat es ja mal in sich. Am besten liest man sich diesen noch einmal durch.
Es sei ein Problem, aus welchem Grund man sich für den Einsatz von Cannabis einsetzt, was "[...] es der medizinischen Zunft schwer macht, den Nutzen von Cannabisprodukten zu bewerten."
Als empirische Wissenschaft hätte ich der Medizin eigentlich zugetraut, eine objektive Evaluierung der Risiken und des Nutzens von Substanzen vorzunehmen und anhand derer dann die Einsatzgebiete zu bestimmen. Was bei der Zulassung klassischer Medikamente (im Sinne der heutigen Pharmazie) funktioniert, wird dann scheinbar bei Cannabis nicht mehr angewandt - aus dem simplen Grund, dass es Menschen gibt, denen der unmedizinische Konsum gefällt. Müssen jetzt etwa alle Medikamente überprüft werden, ob jeder Mensch jede Substanz nur bei angemessener Indikation verwendet? Müssen deswegen bald hundert tausende wieder mit Kopfschmerzen durch den Alltag, weil eine kleine Personengruppe diese Schmerzmittel entgegen ihrer Bestimmung verwenden (z.B. mit Alkohol oder anderen Drogen kombiniert)?
Wenn das tatsächlich ein Problem für den Einsatz von Cannabis als Medizin darstellt, dann haben wir kein Problem mit der Droge an sich, sondern welche mit der Unabhängigkeit der Forschung und der Moral - schließlich verhindern wir als Gesellschaft in diesem Moment, dass Kranke ein effektiveres Medikament bekommen können. Mit der Behauptung, unser Vorgehen nütze der Gesundheit. Perverse Welt.
Stellungnahme der Redaktion
Mit Forschung hat das nichts zu tun - die Stigmatisierung von Rauschdrogen ist eine gesellschaftliche und politische Realität, mit der man sich vorerst abfinden muss. Und vor dem Hintergrund wäre es zweifellos sinnvoller, medizinisches Cannabis strikt von der Frage der Legalisierung des Konsums zu trennen.
Übrigens ist die Stigmatisierung von Drogen auch anderswo ein echtes Problem in der Medizin. Zum Beispiel bei Opiaten, die für medizinische Zwecke nur bedingt zugänglich sind - das war lange ein großes Problem für die Schmerztherapie.
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Interessante Form der Wissenschaft
11.04.2015, Detlev HanslEs sei ein Problem, aus welchem Grund man sich für den Einsatz von Cannabis einsetzt, was "[...] es der medizinischen Zunft schwer macht, den Nutzen von Cannabisprodukten zu bewerten."
Als empirische Wissenschaft hätte ich der Medizin eigentlich zugetraut, eine objektive Evaluierung der Risiken und des Nutzens von Substanzen vorzunehmen und anhand derer dann die Einsatzgebiete zu bestimmen. Was bei der Zulassung klassischer Medikamente (im Sinne der heutigen Pharmazie) funktioniert, wird dann scheinbar bei Cannabis nicht mehr angewandt - aus dem simplen Grund, dass es Menschen gibt, denen der unmedizinische Konsum gefällt. Müssen jetzt etwa alle Medikamente überprüft werden, ob jeder Mensch jede Substanz nur bei angemessener Indikation verwendet? Müssen deswegen bald hundert tausende wieder mit Kopfschmerzen durch den Alltag, weil eine kleine Personengruppe diese Schmerzmittel entgegen ihrer Bestimmung verwenden (z.B. mit Alkohol oder anderen Drogen kombiniert)?
Wenn das tatsächlich ein Problem für den Einsatz von Cannabis als Medizin darstellt, dann haben wir kein Problem mit der Droge an sich, sondern welche mit der Unabhängigkeit der Forschung und der Moral - schließlich verhindern wir als Gesellschaft in diesem Moment, dass Kranke ein effektiveres Medikament bekommen können. Mit der Behauptung, unser Vorgehen nütze der Gesundheit. Perverse Welt.
Mit Forschung hat das nichts zu tun - die Stigmatisierung von Rauschdrogen ist eine gesellschaftliche und politische Realität, mit der man sich vorerst abfinden muss. Und vor dem Hintergrund wäre es zweifellos sinnvoller, medizinisches Cannabis strikt von der Frage der Legalisierung des Konsums zu trennen.
Übrigens ist die Stigmatisierung von Drogen auch anderswo ein echtes Problem in der Medizin. Zum Beispiel bei Opiaten, die für medizinische Zwecke nur bedingt zugänglich sind - das war lange ein großes Problem für die Schmerztherapie.