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  • Technofossilien

    22.05.2015, Gabor Paal
    Lieber Herr Schwägerl,
    danke für diese konstruktive Entgegnung. Meine Verwunderung über die "Mensch-Maschine-Interaktion" war in meinem Argument eher ein Randaspekt - ein Symptom, das mir aufgefallen ist, aber letztlich für meine zentrale These eine untergeordnete Rolle spielt.
    Um das aber nochmal zu klären: Ich habe kein Problem, die Hinterlassenschaften der Technosphäre ("Technofossilien") als mögliches geologisches Merkmal des Anthropozäns zu akzeptieren. Aber die "Mensch-Maschine-Interaktion" ist ja ein sehr spezieller Aspekt, bei dem schwer erkennbar ist, weshalb er als gegenüber der übrigen Technosphäre noch einmal besonders herauszuheben wäre. Ob ein Kabel der Datenübertragung im Internet dient oder als simple Stromleitung, scheint mir auf der Ebene der Anthropozän-Abgrenzung irrelevant. Das entscheidende Eigenschaft von Technofossilien ist doch die "Gemachtheit", die in ihrer "artifiziellen" Morphologie und den Materialien zum Ausdruck kommt. Inwieweit Techniken unser Konsumverhalten beeinflussen, ist wieder eine ganz andere Frage bzw. ein komplett anderes Argument, das mich aber eher noch weniger überzeugt, da es sich hier m.E. um einen klassischen Kategorienfehler handelt. Alles mögliche beeinflusst schließlich unser Konsumverhalten, und zwar weniger auf der materiellen als auf der immateriellen, semiotischen Ebene. Sprich, Sprache, Bilder, Werbung, soziale Einflüsse. Aber das meine ich mit Ausfransen: Wenn man das alles zu den Merkmalen des Anthropozäns rechnen würde, dann wäre es gleichbedeutend mit "Kultur" oder "moderne Zivilisation", und das hätte dann aus meiner Sicht Charakterzüge eines Zirkelschlusses: "Die menschliche Zivilisationsgeschichte hat ein neues Erdzeitalter eingeläutet, dessen Merkmal alles ist, was zur menschlichen Zivilisationsgeschichte gehört." Damit täte man dem Konzept nach meiner Überzeugung keinen Gefallen. Deshalb war die "Mensch-Maschine-Aktion" für mich symptomatisch für das Gesamtproblem, das ich sehe.
    Viele Grüße
    Gábor Paál

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