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  • Über Katzen und Menschen und Krankheiten

    24.07.2015, Steffen Seidel
    Ich bin mit Katzen aufgewachsen. Ich mag sie. Der einen oder anderen Katze tut man mit dem jagen möglicherweise unrecht. Wir hatten eine junge Katze (Mutter zugelaufen), die bei uns im Keller geboren wurde. Sie saß am liebsten auf der Schulter meines Bruders und lebte schon allein deshalb großteils in der Wohnung. Wir mussten sie weggeben, weil sie angeblich Vögel jagte. Ich konnte sie eine längere Zeit permanent beobachten, wenn sie im Garten war. Sie jagte keineswegs, wetzte aber dauern wie wild durch die Bäume. Nun, sie war auf einem Auge fast blind und trainierte damit ihren Gleichgewichtssinn. Ich sehe auf einem Auge seit klein auf ebenfalls sehr schlecht und habe mich als Kind genauso verhalten. Sogar das mit dem durch die Bäume wetzen trifft auch auf mich zu. - Nur zum Runterkommen war bei uns beiden gelegentlich ein eine Leiter erforderlich.
    Aus dem gleichen Wurf wurden zwei Katzen überfahren und eine starb durch Gift. (Die anderen wurden kastriert.) So ungefährlich ist auch das Leben einer Hauskatze nicht.

    Eine sogenannte Hauskatze ist anders als ein Hund nie wirklich domestiziert worden. Sie hat sich dem Menschen erst angeschlossen, als er begann, sich überwiegend von Getreide zu ernähren, also viel, viel später als die Hunde. Das Umfeld des Menschen wurde für sie zu einem guten, erfolgversprechenden Jagdgebiet. Außerdem mieden die Fressfeinde der Katzen die Nähe der Menschen. Die Menschen ihrerseits waren freundlich zu den Katzen, weil diese ihre Getreidevorräte vor Mäusen und Ratten beschützten. Es war also für die Katzen ein sehr sicheres Gelände. Der Mensch seinerseits legte Wert auf besonders gute Jäger. Die Katze belegte ihr Können, indem sie ihm einen Teil ihrer Jagdbeute vorlegte. Das alles hat 10.000 Jahre gut funktioniert. Nur weil der Mensch vor 40 Jahren angefangen hat, die vom Menschen bereits stark beeinträchtigte Landschaft auch noch mit Gift zu traktieren, sich nun über Katzen zu beschweren, die tun, was man(/Mensch) 10.000 Jahre lang von ihnen verlangt hat, ist ziemlich bescheuert. So schnell können sich nicht einmal Menschen ändern.

    Nichts desto trotz, es gibt definitiv zu viele Katzen. Menschen die dutzende Katze halten, vielleicht gar in einer Wohnung, sind für mich keine Katzenfreunde sondern Tierquäler.
    Bei ausgesetzten Katzen ist nun auch wieder der Mensch Schuld. Die Tiere müssen sich irgendwie durchschlagen.
    Ich finde, der Mensch hat eine Bringschuld, die Zahl der Katzen zu verringern, ohne sie gleich zu töten. Wer das vergisst, braucht sich über Widerstand nicht zu wundern.

    Die Katzenliebhaber müssen andererseits aber auch mitbekommen, dass, speziell freilaufende Katzen Seuchenüberträger sind. Überträger einer gelegentlich für Menschen tödlichen Seuche. Da schätzungsweise ein Drittel der Menschheit damit infiziert ist, muss man es eine Seuche nennen, auch wenn die meisten Menschen von einer Infektion gar nicht mitbekommen. Es handelt sich um einen Gehirnparasiten, genannt Toxoplama gondii (die Krankheit wird Toxoplasmose genannt). Es gibt keine Heilmittel gegen den Parasiten.

    Prinzipiell sollte er nur Nagetiere, besonders Ratten befallen, deren Verhalten er so ändert, dass die Katzen ihre Beute leichter erlegen können. (Dabei Infiziert sich wiederum eine unbefallene Katze.) Der Parasit kann leider auch andere Lebewesen befallen und sich in ihnen Vermehren. Isst ein Mensch ungegarte Teile eines befallenen Tieres, kann er sich infizieren. Schwangere Frauen können bei einer Erstinfektion Fehlgeburten erleiden. Eine Erstinfektion kommt während einer Schwangerschaft glücklicherweise nur selten vor. Man wird üblicherweise bereits viel früher infiziert.

    Das Immunsystem reagiert recht rasch und bekämpft die Parasiten. Ein Mensch gilt dann als immun gegen weitere Infektionen. Besonders wenn ein Mensch ein schwaches Immunsystem hat, können allerdings mehr oder weniger viele Parasiten in sein Gehirn gelangen. Sie dringen dort in Gehirnzellen ein, und sind für das Immunsystem des Menschen nicht mehr erreichbar. Wird das Immunsystem (ggf. wieder) deutlich geschwächt können sie sich jedoch wieder vermehren und weitere Gehirnzellen befallen. Ob bei einem noch einmal stark geschwächten Immunsystem eine weiter erfolgreiche Infektionen zustande kommen könnte, ist nicht untersucht, praktisch auch nicht untersuchbar.

    Mittlerweile besteht der Verdacht, dass, wenn genug Gehirnzellen befallen sind (einen Parasiten enthalten) auch das Verhalten von Menschen verändert werden könnte. Auch besteht der Verdacht, das unter Umständen auch Krankheiten wie Epilepsie durch den Parasitenbefall ausgelöst werden können.

    Nun muss man zwischen Vermehren und Fortpflanzen unterscheiden. Fortpflanzen heißt Eier legen. Man kann sich durch den Verzehr ungegarter Teile einen befallenen Tieres infizieren oder durch Eier des Parasiten. Die pflanzenfressenden Tiere (oder Veganer) infizieren nur durch die Eier. Letzteres kann dann aber auch überall geschehen.

    Der besondere Zusammenhang mit den Katzen besteht darin, dass der Parasit nur dann Eier legen kann, wenn er sich im Körper einer Katze befindet. Die Eier werden dann im dem Kot von der Katze ausgeschieden. Würden die Katzen verschwinden, gäbe es wahrscheinlich auch bald keine Parasiten mehr. Da wohl jede Art von Katze (evtl. auch Löwen etc.) Primärwirte für die Parasiten sein könnten, ist das aber eine Illusion. Das Ansteckungsrisiko für einen Menschen wäre dann aber vernachlässigbar gering geworden. Ich mag nun allerdings gar nicht, wenn alle Katzen verschwinden würden, schließlich bin ich Sternzeichen Löwe, und bereits allein dadurch sehr Partei für die Katzen.
    Andererseits schon eine Halbierung der Zahl der Katzen könnte das Risiko um 90% verringern. Das wäre wiederum vertretbar. Da es nicht von heute auf morgen geschehen muss, braucht man dabei keine Katze zu töten.

    Damit sich aber auch für die Katzen das Infektionsrisiko vermindert, reicht besondere Hygiene, auch bereits bei Katzenbabys längst nicht aus. Dazu muss man auch dafür sorgen, dass sie nicht mit befallenen fremden Katzen in Kontakt kommen (was natürlich den Freilauf enorm einschränkt) und vor allem, dass sie sich nicht selber durch Beutetiere infizieren.

    Man sieht, man kann seinen Katzen gutes tun, sich selbst und anderen Menschen und dabei gleichzeitig die Wünsche der Umweltschützer erfüllen.

    p.s. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich hätte gerne wieder eine Katze. Ich mag aber auch Spatzen. Früher gab es meiner (heutigen) Wohnung gegenüber ein großes Getreidefeld. Im Sommer tummelten sich dort um die 50 Paare mit ihren Jungen. (Jede Spatzenfamilie verputzte eimerweise Insekten.) Jetzt ist mehr als die Hälfte zugebaut und auf dem Rest ist eine große Wiese, die dreimal im Jahr gemäht wird. Es gibt nun gerade einmal noch zwei Spatzenpaare. Sie sind kleiner als die damaligen und haben weniger Junge. Wenn sie weg sind, ist die Spatzenpopulation in mehreren Kilometern Umkreis ausgestorben. Ich sehe mich auch Beschützer der Kleinen und Schwachen und wenn eine Katze 'meine' beiden Spatzenpaare angreifen würde, wenn sie nicht auf einen scharfen Anruf abbricht, ich würde auf sie schießen und notfalls auch erschießen. Ungern zwar, aber ich würde. (Bei wildernden Hunden hat so ein scharfer Anruf bisher Gott sei dank gereicht und die Rehe konnten entkommen. - Ich mag nämlich auch Hunde – und Rehe.)
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