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Kommentare - - Seite 1

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  • Phantasie, Phantasten und die Generationengerechtigkeit

    06.06.2016, Dr. rer.nat. Wolfgang Epple
    Herr Silberg spricht von "Höhe der Zeit, mahnt gleichzeitig "mehr Phantasie" ein.

    Auf der Höhe der Zeit ist die Erkenntnis, dass Power-to-gas zwar grundsätzlich möglich ist, jedoch: Die Rückverstromung des mit Strom gewonnenen und eingelagerten Gases aber macht deutlich, dass die Rechnung nicht aufgeht: Nach allem, was (derzeit) technisch möglich ist, bleibt nach der Verarbeitungskette, die dann richtiger Weise Power-to-gas-to-power heißt, etwa 75 % der ursprünglich gewonnenen Energie auf der Strecke. Auf der Höhe der Zeit ist weiterhin die Erkenntnis - selbst in Kreisen der fanatischen Befürworter der Energiewende - dass zur Zeit, auch im europäischen Maßstab, im Rahmen der unausgegorenen Energiewende gerade die flexiblen Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt werden. Dazu verlautbart das für Herrn Silbeg sicher unverdächtige Öko-Institut: "Hintergrund sind die hohen Brennstoffkosten von Erdgas, die Gaskraftwerke aus dem „System drängen“, sobald billigere Erzeugungsoptionen wie die Erneuerbaren hinzukommen (Merit Order-Prinzip)." Deshalb ist es auf Jahrzehnte hinaus pure Phantasterei, den (dieses Gas sicher nicht verbilligende) Power-to-gas-to-power-Weg für eine Option zu halten.
    Eine Denkpause ist keine Blockade. Dieser Kunstgriff der diffusen Gleichsetzung aber hat System im Wunder-Wunsch-Land der Energiewende. Warum ist Skepis für die Protagonisten der Energiewende eigentlich so bedrohlich?

    Selbst diejenigen, die unter den Netzbetreibern und Energiewendegewinnern fast schon grenzenlos optimistisch auch hinsichtlich der Flexiblität des Stromversorungssystems sind, räumen ein, dass es nach wie vor an saisonalen Speichertechnologien fehlt, und reden nicht ohne Grund immer wieder vom "Anschluss" des deutschen Energiewende-Systems an die skandinavischen Wasser-Großsspeicher.

    Wenn schließlich noch die Generationengerechtigkeit gegenüber unseren Nachkommen angesprochen ist, so darf doch auch diesbezüglich hoffentlich noch soviel Nachdenklichkeit sein, dass wir uns überlegen, welche Landschaften wir den nachfolgenden Generationen übergeben wollen.
    Als Biologe nehme ich einen notorischen Einwand vorweg: Der Artenschwund als zentrales Merkmal der ökologischen Krise ist in erster Linie durch die Inanspruchnahme der Lebensräume durch den Menschen bedingt (Siedlung, Industrie, Verkehr, Abholzung, Landwirtschaft, neuerdings "Bioenergie" statt Primärprodukiton usw). Dem vielzitierten Klimawandel kann die Biosphäre sehr wohl auf evolutivem Wege "begegnen". Das hat sie in der Erdgeschichte vielfach hinterlegt. Wenn wir Menschen die Evolutions-Pfade in die Zukunft im Wortsinne verbauen, ist dies die heiße Reibungsfläche, an der sich dieser Verlust allen Lebens abspielt.

    Klimaschutz als alles plattmachendes Totschlagargument, der Aktionismus gerade bei der Windkraftindustrialisieung selbst windschwacher, von der Naturausstattung noch weitgehend unversehrter und für die Erholungsvorsorge wertvoller Gebiete im Süden Mitteleuropas und der verbissene Kampf der Windindustrie um mehr Subvention, je weniger Wind weht, sprechen allesamt nicht die Sprache der auch ethisch reflektierten Verantwortung, auch nicht die Sprache der in der Verantwortungsethik fußenden Generationengerechtigkeit. Hier herrscht in kurzsichtigem Aktionismus die Sprache der Gier und des Geldes.
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