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  • Absolute Wahrheiten - vielleicht gibt es sie doch? (Und vielleicht finden wir sogar welche.)

    28.08.2016, Hans-Jürgen Steffens
    Am Beitrag "Ist das noch Wissenschaft - oder kann das weg?" ist eigentlich nichts auszusetzen (was man bei der vita des Autors auch nicht erwarten sollte). Dass ich mich dennoch dazu äußere, liegt an einer Haltung vieler Naturwissenschaftler, die von außen als defensiv empfunden wird und von innen vielleicht auch so gemeint ist. Diese Haltung wird besonders deutlich im letzten Abschnitt in der Formulierung "Die Naturwissenschaft produziert keine Wahrheiten. Sie produziert immer bessere Modelle der Realität".

    Letzteres ist unbestritten. Aber gilt nicht auch ersteres? Betrachten wir den Sachverhalt der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Ist das keine Wahrheit, die die Naturwissenschaft experimentell "produziert" hat? Interessanterweise gerade durch den Verzicht auf ein Modell (i.d.Fall des Äthers). Haben wir es hier nicht mit einer Wahrheit zu tun, die man vielleicht nur deshalb nicht absolute Wahrheit nennen, weil die Phantasie (sie muss dann natürlich schon sehr wild sein...) es zulässt, dass es in Zukunft auch mal anders sein könnte?

    Die oben angedeutete defensive Haltung mag ein Grund dafür sein, dass man sich zum Zwecke der Immunisierung auf den Aspekt der Modelle konzentriert und sich deshalb weniger angreifbar macht. Aber sind die Modelle nicht nur ein Mittel zum eigentlichen Zweck, nämlich das Naturgeschehen "algorithmisch" erfassen zu können? Was hin und wieder zu kurz kommt: Die Natur richtet sich letztlich nicht nach unseren Modellen, sondern nach eigenen Gesetzen, eben den Naturgesetzen. Dass es überhaupt welche gibt, ist ja schon erstaunlich genug und dass sie sich sogar mathematisch fassen lassen, ist eigentlich ein Wunder.
    Wäre es nicht an der Zeit, dass Naturwissenschaftler mehr Zivilcourage zeigten und feststellen: Die Naturgesetze unabhängig von unseren Modellen und sie sind objektiv! (Man sollte der Fairness halber feststellen, dass es solche Physiker gibt. Den leider verstorbenen Physiker Heinz Oberhummer würde ich dazu zählen.)

    Sollte man sich langsam also nicht doch wieder von seiten der Naturwissenschaftler ein Herz fassen und etwas selbstbewußter formulieren: Ja wir produzieren Wahrheiten und manche von diesen Wahrheiten halten wir für absolut. So absolut, dass wir es ablehnen, etwa wenn uns jemand ein perpetuum mobile "verkaufen" möchte, darüber überhaupt in einen (ergebnisoffenen) Disput einzusteigen.

    MfG H.-J. S.

    P.S. Im Teaser des Artikels wird der Begriff "absolute Wahrheit" im Kontext der Naturwissenschaften thematisiert. In diesem Sinne habe ich meinen Beitrag formuliert. Fasst man den den klassischen Begriff der Naturwissenschaften ein klein wenig weiter und lässt ihn in die Mathematik etwas "hineinschmecken" (Oberhummer s.o. tut dies recht explizit), dann würde ich überhaupt keine Hemmungen mehr haben, von der Existenz absoluter Wahrheiten zu sprechen. Einfaches und dennoch nichttriviales Beispiel betrifft die Existenz einer unbeschränkten Menge von Primzahlen. Auch darüber liesse ich nicht mit mir reden.
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