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Kommentare - - Seite 1

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  • Was darf die Satire? Alles! (Kurt Tucholsky)

    26.02.2017, Dr. Armin Quentmeier
    Vince Ebert hat einen sehr amüsanten satirischen Beitrag zum Thema „Fleisch oder nicht Fleisch – das ist hier die Frage“ geschrieben und die Entwicklung der Menschheit beschrieben unter dem Motto „evolutionärer Erfolg durch fleischliche Ernährung“. Viele Gedanken sind einfach klasse: „Man muß wesentlich intelligenter sein um einen Hasen zu überwältigen als einen Kohlkopf. Ein großes Gehirn lohnt sich anscheinend nur, wenn man es auch benutzt. Das ist der Grund, weshalb in der Tierwelt die Pflanzenfresser intellektuell den Fleischfressern hinterherhinken“; die Zunahme des Gehirnvolumens durch Fleischessen, die Veganer kriegen einen kräftigen Seitenhieb durch den Hinweis auf die Autokoprophagie beim Karnickel, aber auch die Fleischesser werden durch den Kakao gezogen.
    Aber man sieht, Tucholskys Satz „ Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel“ gilt offenbar auch für entsprechende Beiträge über Ernährungsgewohnheiten. Anders ist die große Zahl empörter, moralinsaurer oder gehässiger Kommentare zu Vince Eberts Beitrag gar nicht zu verstehen. Ein Kommentator versteht gleich den ersten Satz falsch: „Das Thema Ernährung ist ja in den letzten Jahren zu einer fast schon religiösen Bewegung geworden“ – und fragt verständnislos „Wieso soll vegan mit Religion zu haben, Fleischessen aber nicht?“ Leider legen so manche vegane oder vegetarische Zeitgenossen wirklich nahezu religiös-fanatische Züge an, wenn es ums Essen geht. Ich kannte einen „Vegetarier in der dritten Generation“, der ein unglaubliches Sendungsbewußtsein hatte und seine Mitbewohner in einer studentischen WG und sogar seine Freundin ständig wegen ihrer Eßgewohnheiten attackierte, so ein unangenehmer Mensch! Der nächste glaubt, Fleisch sei in der Ernährung unwichtig, weil nach einer Generation vegetarischer Ernährung die Intelligenz doch nicht abgesunken ist – und vergißt dabei, daß die Entwicklung von fleischfressenden affenähnlichen Vorfahren zum modernen Menschen über eine Million Jahre gedauert hat. Und Herr Ebert sagt es doch klipp und klar: „Heute können wir problemlos auf Fleisch verzichten“.
    Mir ist der Hype um vegetarische und vegane Ernährung einfach nur zuwider, der missionarische Eifer stößt mich ab. Jeder soll auch auf diesem Gebiet nach seiner Facon selig werden und dem anderen nicht seine Ideologie als allein seligmachend aufzwingen, Schuldgefühle erwecken und womöglich noch den ominösen Klimawandel ins Spiel bringen. Alle ein bis zwei Wochen mal ein saftiges Rinderfilet oder dieses wundervolle Bündner Fleisch möchte ich genießen und mir dieses kulinarische Vergnügen von keinem sich moralisch überlegen fühlendem Mitmenschen madig machen lassen. „Fleisch ist ein Stück Lebensqualität“ lautete mal ein Werbespruch und wer darauf verzichten will: bitte; aber wer es mag, soll es ohne Meckereien und Selbsterhöhung der Fleischfeinde genießen können.
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