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Kommentare - - Seite 1

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  • Glauben und glauben lassen

    01.04.2017, Christian Stobbe
    Leider liest sich der Artikel nur wie eine Info-Broschüre zum Thema: "Gründe, warum wir keine Religion brauchen."
    Dabei spricht der Autor selbst schon im ersten Satz von "tiefreligiösen Menschen", die der Meinung seien, "dass es vor allem der Glaube ist, der uns zu moralischen Wesen macht". Wie groß aber der Anteil solch tiefreligiöser Menschen innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft ist bleibt bedauerlicherweise unklar.
    Dass religiöse Fundamentalisten die wissenschaftliche Methodik der Wissensproduktion im Großen und Ganzen ablehnen ist nicht neu und für die meisten Spektrum-Leser vermutlich auch nicht weiter überraschend.
    Es sollte im Umkehrschluss also auch keine Überraschung darstellen, wenn Hardliner unter den Vertretern der (insbesondere) Naturwissenschaften die religiöse und theologische Erkenntnisgewinnung auf breiter Linie ablehnen - und Religion an sich daher kurzerhand für obsolet erklären.
    Natürlich ist es leicht, diese Haltung zu vertreten, wenn man sich dabei selbst auf eine ganz und gar un-, bzw. antireligiöse Perspektive beschränkt - umgekehrt ist es nicht schwer die Wissenschaften für überflüssig zu halten, wenn man deren Perspektive ganz vermeidet.
    Gemäß dem moralischen Grundsatz, den Herr Ebert hier zitiert, wäre ein Perspektivenwechsel tatsächlich erfrischend und kein lauwarmer Aufguss eines längst an Reiz verlorenen Themas. Warum sich nicht einmal fragen, welche Gründe eigentlich für den Erhalt von Religionen sprechen, anstatt dagegen? Dass es Menschen gibt, deren Stabilität ihres Moralempfindens ausschließlich auf ihrem Glauben basiert, kann kaum bezweifelt werden.
    Ebensowenig, wie es Menschen gibt, deren Moral ganz unabhängig von einem Glauben an das Übernatürliche existiert.
    Moral ist eben nicht nur das Ergebnis biologischer Veranlagung - wäre sie das, so würden wir uns vermutlich weit von Kants Maxime entfernt bewegen - sondern ebenso die Konsequenz kultureller Prägung und individueller Lernerfahrungen.
    Sie mag der Grund für Herrn Eberts Antireligiösität sein und sie verhindert, dass tiefreligiöse Menschen seinen Argumenten auch nur im Entferntesten zustimmen würden.
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