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  • Noch sind viele Fragen offen

    22.10.2016, Klaus Stampfer
    Der geschilderte Fall scheint mir sehr konstruiert und akademisch zu sein. Die angenommene Verkehrssituation kann sich nur in einer Ortschaft abspielen. Hier sind 50 km/h erlaubt, d. h. 13,89 m/s. der Bremsweg beträgt (nach Fahrschulkriterien) 25 m. innerhalb weniger Sekunden muss sich ohne Vorwarnung die geschilderte Verkehrssituation aufbauen. Zudem dürfte die Geschwindigkeit des Fahrradfahrers viel niedriger sein und sich ein Freiraum zum Ausweichen ergeben. Hat es einen derartigen Fall mit Motorradfahrer, Radfahrer und Kindern jemals (und wie oft) ergeben? Und bremsen kann man immer, auch wenn das Auto bis zum Aufprall nicht zum totalen Stillstand kommt.

    Ich sehe ein wesentlich häufiger vorkommendes Problem: Viele Autofahrer halten sich nicht an die Verkehrsordnung. Wer hier „Fahren nach Vorschrift“ praktiziert, ist maßlos unterlegen. Beispiel: Es ist verboten zu beschleunigen während man überholt wird. Das eigene Auto fährt in einer Ortschaft genau 50 km/h. Da fast alle anderen Fahrer schneller fahren bildet sich eine Autoschlange hinter dem eigenem Auto. 50 Meter vor dem Ortsende-Schild setzt das erste Auto hinter dem eigenen Auto zum Überholen an. Selbst darf man nun nicht mehr beschleunigen. Dies führt letztendlich dazu, dass man nach dem Ortsende-Schild solange noch mit 50 km/h fährt, bis das letzte Auto überholt hat. Man stellt damit ein Verkehrshindernis dar und gefährdet andere durch den „erzwungenen“ Überholvorgang. In der Praxis beschleunigt man selbst schon vor dem Ortsende-Schild oder beschleunigt moderat während der Zeit in der das andere Auto überholt. Den nachfolgenden Autos wird damit signalisiert, dass es sinnlos ist zu überholen. Sollte es während des verlängerten Überholvorgangs zu einem Gegenverkehr kommen, so bremst man ab. Wird man bei dem Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung erwischt, dann muss man die Konsequenz tragen, doch dies ist dem Fahrer bewusst und er geht das Risiko ein.
    Wir ein Programmierer es wagen in ein autonom fahrendes Autos Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung einzuprogrammieren? Wie wird der passive Fahrer reagieren, wenn er einen Bußgeldbescheid bekommen wird, den die Software provoziert hat? Werden die Medien einen solchen Fall („Auto XY verstößt die Straßenverkehrsordnung und Halter muss zahlen!“) nicht groß ausschlachten?

    Das richtige Verhalten im Verhältnis zu den anderen Verkehrsteilnehmern ist aus meiner Sicht ein Hauptproblem des autonomen Fahrens, das ein Bauchgefühl voraussetzt und mit Software zurzeit nicht abdeckbar ist. Noch sind viele Fragen offen.
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