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Kommentare - - Seite 1

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  • Kein Blödsinn!

    23.08.2017, Reinhard Funk
    Ich möchte mit diesem Beitrag sowohl Herrn Fischer (dessen Kolumne ich schon seit langem schätze) als auch Herrn Rech antworten und versuchen etwas Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen. Die beiden Hauptgründe für die mangelnde Stabilität italienischer Gebäude sind einmal die organisierte Kriminalität, die verhindert, daß die zuverlässigeren Bauunternehmer den Auftrag erhalten. So wird, um zu sparen, zuwenig (teurer) Zement verwendet (troppa sabbia, troppo poco grasso) und zur Erzielung eines höheren Gewinns auch auf weitere kostspielige Maßnahmen zur Erhöhung der Stabilität verzichtet. Hier kommt hinzu, daß italienische Bürgermeister höchstens für zwei Amtsperioden gewählt werden können und sie deshalb weniger Zeit haben sich etwas "zurückzulegen" (chi amministra ha minestra). Zweitens ist es in Italien häufig üblich ohne Baugenehmigung (abusivismo) zu bauen. Das muß dann schnell gehen, denn wenn das Gebäude erst einmal ein Dach hat, ist es nach der italienischen Rechtssprechung sehr viel schwieriger, es wieder abreißen zu lassen. Ich hüte mich, diese Praxis generell zu verdammen, denn die Erlangung einer Baugenehmigung kann sich sehr langwierig (auch mehrere Jahre!) und kostspielig gestalten. Da ist es manchmal günstiger schwarz zu bauen und nach einiger Zeit den Schwarzbau legalisieren zu lassen (das nennt sich "condono edilizio"). Allein auf Ischia sind 27.000 Anträge auf Legalisierung von Schwarzbauten anhängig (Il Tempo vom 23.8., Seite 2), dies läßt einen annehmen, daß die Anzahl der Schwarzbauten erheblich höher ist. In Kampanien, wozu auch Ischia gehört, sind nach einer offiziellen Untersuchung 300.000 Gebäude mit hohem Risiko behaftet und es wird nur wegen der Permissivität der lokalen Behörden nichts unternommen (Il Tempo vom 23.8., Seite 3).
    Laut Wikipedia (https://it.wikipedia.org/wiki/Monte_Epomeo) ist monte Epomeo sehr wohl ein Vulkan, der zuletzt 1302 ausbrach. Sein größter Ausbruch vor ca. 55.000 Jahren hat die Geographie und Morphologie der Insel entscheidend geprägt.
    Ich möchte betonen, daß ich keineswegs an hämischer, deutscher Überheblichkeit leide. Sonst hätte ich kaum soviele italienische Freunde, die sich im Übrigen der Probleme bewußt sind und sich darüber sehr viel drastischer äußern. Ich glaube, daß sich Herr Rech nicht bewußt ist, welches Glück er hat, in einem Land zu leben in dem die Behörden zuverlässig arbeiten. Die Italiener können die Verhältnisse nicht einmal an der Wahlurne ändern, da ein Großteil der Parteien den Staat nur als Beute betrachtet, die nach der Wahl aufgeteilt wird.
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