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Kommentare - - Seite 1

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  • Irritation

    08.01.2018, Ulrich Storr
    Ich bin irritiert!
    Die Frage nach der Objektivität des handelnden und denkenden Menschen ist alt und kann normalerweise nur Annäherungen erreichen.
    Insofern kann man von der Wissenschaft nur erwarten, dass der wissenschaftliche Diskurs nachvollziehbar bleibt und keine Fakten unter den Teppich gekehrt werden. Dieses Ziel kann der Journalist helfen zu erreichen, ohne dass er selbst eine Meinung vertreten muss. Wiederum insofern hat der Wissenschaftsjournalist es relativ leicht. Wenn es dem Journalisten gelingt, den Wiss. Diskurs der Öffentlichkeit verständlich zu machen, hat er ein wichtiges Ziel erreicht. Trägt seine persönliche Meinung dazu bei, dann ist sie willkommen.
    Wenn der politische Journalismus ins Blickfeld gerät wird es schwieriger: Hier kann es nur Aufgabe sein, möglichst alle relevanten Fakten zusammenzutragen, damit der "Leser" sich eine eigene Meinung bilden kann. Auch Kommentare können dazu beitragen. Sauber gekennzeichnet und argumentativ gut aufbereitet: kein Problem.
    In einem klassischen Bericht oder einer Analyse zählt nur die professionelle Distanz und das ehrliche Bemühen die verfügbaren Fakten aufzubereiten und sachgerecht in bestehende Zusammenhänge einzuordnen. Dies wird regelmäßig dann gelingen, wenn der alte journalistische Grundsatz beherzigt wird, sich mit keiner Sache gemein zu machen; auch nicht mit der guten.
    Und genau hier ist der Niedergang mindestens des bundesdeutschen J. zu beobachten: Emotionen und angebliches Wissen um das moralisch Richtige durchziehen die Beiträge in vielen, auch und gerade seriösen Medien. Zuletzt festgestellt von der Hamburg Media School, deren Studie den gängigen Tageszeitungen im Zusammenhang mit der sog. Flüchtlingskrise 2015/16 zum Teil schweres Versagen nachweist.
    Wenn die professionelle Distanz verloren geht und auf breiter Front "journalistisch und moralisch" Partei ergriffen wird, geht der öffentliche gesellschaftliche Diskurs unter. Dies ist gewöhnlich das Ziel von Propaganda.
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