Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • An Objektivität im Journalismus zu glauben...

    10.01.2018, Michael Schneider
    ist fast das gleiche wie an übernatürliche Wesen zu glauben. Beide existieren nur in der Vorstellung des Betrachters. Man muss berücksichtigen das schon die Auswahl des Themas über das berichtet wird die Objektivität einschränkt.

    Das wird an diesem Artikel hier sehr schön deutlich in dem der Journalismus nicht als Ganzes betrachtet wird, sondern man nur den Wissenschaftsjournalismus betrachtet und damit schon mal einen großen Teil der Schattenseiten im Journalismus ausgeblendet hat.

    Zum Beispiel die Gewohnheit sich im politischen Journalismus gegenseitig mehr oder weniger unkritisch zu zitieren.

    Damit wird die Anzahl der Themen über die berichtet wird und die möglichen unterschiedlichen Betrachtungsweisen eines Themas stark eingeschränkt. Was der Objektivität auch nicht gerade dient.

    Deshalb ist es durchaus sinnvoll die objektiven Tatsachen in einer Prozentzahl anzugeben. Wobei diese Prozentzahl sich aber natürlich auf die Gesamtheit der das Thema berührenden Fakten beziehen muss.

    Wenn man will kann man dem eine zweite Prozentzahl gegenüberstellen die das Verhältnis ausdrückt zwischen dem im Artikel genannten Betrachtungsweisen und allen Betrachtungsweisen die bei einem bestimmten Thema denkbar sind.

    Natürlich kann ein journalist bei diesen beiden Prozentzahlen in Versuchung geraten sich die Welt schönzurechnen. Das geht aber auf Kosten seiner Glaubwürdigkeit.

    Wenn er die Prozentzahlen korrekt wiedergibt muss er aber zugeben, dass ihm das Medium - die Darstellung der Information in einer eindimensionalen Beschreibungssprache, die die multidimensionale Realität aus prinzipiellen Gründen nicht abbilden kann - wirkliche Objektivität stark einschränkt.

    So betrachtet landen wir wieder bei der Frage welche Betrachtungsweise eines Artikels vertretbar ist und welche nicht. Wenn ich mich versuche dem Thema zu nähern stellt sich mir die Frage ob ethische Fragen, monetäre Gesichtspunkte, asoziale Betrachtungsweisen (=neoliberale Betrachtungsweisen) oder jeder andere Schnittfläche durch die Realität nicht der Ausdruck einer subjektiven Betrachtungsweise sind.

    Ich bin der Ansicht dass der Mensch sich aus prinzipiellen Gründen von seiner subjektiven Weltsicht nicht lösen kann. Deshalb kann eine Lösung meiner Ansicht nur in einer möglichst großen Vielfalt im Journalismus bestehen. Das ist aber auch keine wirkliche Lösung, weil die Anzahl der Schnittflächen zu groß ist und ein einzelner Mensch gar nicht in der Lage ist diese Vielzahl von Schnittflächen zu beobachten.

    Sich auf einige wenige ausgewählte Schnittflächen im Journalismus zu konzentrieren ist zwar möglich, aber damit gibt man die Objektivität auf. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Journalismus zu einem Schauplatz einer Ideologie wird, die er letztlich nicht mehr beherrschen kann.

    Und nicht zuletzt stellt sich die Frage wer denn diese wenigen Schnittflächen auswählen sollte. Das den Journalismus zu überlassen hat doch erst zu der verfahrenen Situation geführt in der wir uns befinden.

    Das heißt jeder kann die Anzahl der Schnittflächen nur für sich selbst festlegen. Das tut aber im Prinzip jeder schon wenn er die Entscheidung trifft ein bestimmtes journalistischen Produkt zu konsumieren und andere journalistische Produkte zu meiden.

    Das klügste und sinnvollste was der Journalismus tun könnte wäre darüber nachzudenken warum die Mehrzahl der menschen reaktionäres Gedankengut ablehnt und daraus die Konsequenz zu ziehen.

    Ob das aber jemals passiert ist fraglich. Vor allem wenn man berücksichtigt welchen Position die EU in Bezug "vitale Resourcen" festgelegt hat. Wissenschaftler die sich der finanzorientierten Interessenlage unterordnen, wie es bei der Dioxin-Geschichte passiert ist, deutet sehr darauf hin, dass man sich selbst auf Wissenschaftler nur eingeschränkt verlassen kann. Wenn man es positiv sehen will kann man auf die vielen anderen Wissenschaftler verweisen die das nicht getan haben.

    Und schon sind wir bei der Wirkungsweise der vierten Macht angelangt, die als Informationsmedium Einfluss darauf hat, welche Informationen anderen Menschen zur Verfügung stehen. Wenn man den richtigen Artikel liest kriegt man die richtigen Informationen, wenn man den falschen Artikel liest kriegt man sie nicht. "Richtig" heißt hier die Informationen die mir erlauben ein Urteil zu bilden.

    Man sollte denken, dass es möglich wäre festzulegen welche Informationen mich dazu in die Lage vesetzen das zu tun. Das ist meiner Ansicht aber Problematisch, weil die Informationen das Urteil beeinflussen.

    Im Prinzip denke ich, dass der Journalismus durch seine innere Struktur in dem Moment anfängt Vertrauen zu verspielen, in dem er versucht Anschauungen zu vertreten die von den Anschauungen des Publikums zu weit entfernt sind.

    Das Wort "Anschauungen" beinhaltet natürlich wieder einen in sich selbst enthaltenen Widerspruch, weil es einige "Anschauungen gibt die erst durch den Journalismus erzeugt worden sind.

    Im Endeffekt bin ich der Ansicht dass sich über Objektivität nicht reden lässt wenn es um Journalismus geht, weil der Journalismus nur ein subjektives Medium sein kann.
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.