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Kommentare - - Seite 1

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  • Warum führt die Spur nach Russland?

    29.03.2018, M. Michael
    Dieser Teil des Artikels bleibt leider viele Antworten schuldig.

    "Die Wahrscheinlichkeit, dass Dritte tatsächlich Zugang zu den neuen Kampfstoffen haben, gilt als gering", behaupten Sie, ohne diese Aussage näher zu begründen. Dabei wäre es logisch, das genaue Gegenteil anzunehmen. Was ich gerne wie folgt begründen möchte.

    Frage: Warum sollte es anderen Staaten nicht möglich gewesen sein, innerhalb von 20 Jahren und mittels viel fortschrittlicherer Technik das gleiche Wissen über Nowitschokkampfstoffe zu erlangen, das die UdSSR in den 80ern unter denkbar schlechteren Bedinungen erlangt hatten?

    "Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" haben weltweit viele Geheimdienste und Militärlabors, allen voran das US-Militär, den Wissensvorsprung der Russen nicht tatenlos hingenommen, sondern haben ihrerseits an Nowitschok geforscht - und sei es nur, um im Ernstfall Gegenmaßnahmen parat zu haben. Inbesondere, da nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion viele Wissenschaftler neue Jobs im Ausland erhalten haben und ihr Wissen, ihre Erfahrung, wenn nicht sogar Proben mitgenommen haben.

    Frage: Kann man die Proben des Kampfstoffes am Tatort anhand von Isotopenuntersuchungen einem Herstellungsort zuordnen? Oder rausfinden, wann der Stoff hergestellt wurde?

    Laut OPWC ist dies möglich, wenn man Vergleichsproben aus russischer Produktion hat. Wenn sich GB tatsächlich sicher wäre, dass es sich um Nowitschok aus russischer Produktion handelt - und Boris Johnson scheint sich da sicher zu sein - dann müssten die Briten ja selbst den Kampfstoff aus russischer Produktion im Labor haben, anderes wäre ein Vergleichstest nicht möglich. Die Frage nach dem "Leck" kann dann aber eher die britische Regierung beantworten als der Kreml.

    Frage: Wenn einige Nowitschokvarianten wie ein "Zweikomponentenkleber" aus einfachen Agrarstoffen bestehen, wie Sie am Anfang des Artikels schreiben, die darüber hinaus auch noch "einfacher zu handhaben sein sollen als die bisherigen Substanzen", was genau ist dann so kompliziert, diese beiden Substanzen auf Zielträger zusammenzuführen? Was passiert, wenn jemand die stabilen Ausgangsstoffe einfach mittels zweier Sprühflaschen z.B. auf einer Türklinke aufträgt?

    Nowitschok aus russischer Produktion sei 8x giftiger als VX (laut OPWC sogar bis zu 15x wirksamer als VX) und bereits kleinste Mengen können bei Hautkontakt zum sofortigen Tod führen. Die Substanz wurde laut Pressemitteilung von heute sogar in "hoher Konzentration" im Wohnhaus Skripals gefunden. Bislang ist zum großen Glück niemand gestorben! Gerade dieser Fakt nährt aber den Zweifel, ob es sich hier womöglich NICHT um den original Kampfstoff der Sowjets handelt, sondern vielmehr um ein Derivat ähnlicher "Bauart", der auch von nicht-staatlichen Parteien entwickelt werden konnte, die weder über das vollumfangreiche Wissen der Russen, noch über die umfangreichen Mittel verfügen.

    Die Alternativlosigkeit, mit der alle Finger auf Russland zeigen, ist anhand der Fakten nicht erklärbar. Vielleicht war es Russland - und Grund für eine politische Krise! Vielleicht war es jemand aus Russland mit Zugang zu Nowitschok, ein Ex-KGB-Kollege mit persönlichem Groll zum Beispiel - dann wäre es ein Kriminalfall. Vielleicht war es eine Nicht-Regierungspartei - dann wäre es ein Terroranschlag. Vielleicht war es auch ein westlicher Geheimdienst - dann wäre es ein beispielloser Skandal.

    Die Wahrscheinlichkeiten stehen eher bei 0,25 : 0,25 : 0,25 : 0,25.
    Ganz sicher nicht bei 1 : 0 : 0 : 0.
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