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  • Wo bleibt die Selbstkontrolle der Wissenschaft

    18.08.2004, Rüdiger Biesold
    Unabhängig vom tatsächlichen Gehalt der Vorwürfe wird hier zum wiederholten Mal deutlich, daß die Selbstkontrolle in der Wissenschaft nicht funktioniert; an viel zu vielen Stellen herrscht das Krähenprinzip, nachdem eine der anderen kein Auge aushackt. Man kann in Teilen auch von einem sich selbst erhaltenden und sich gegenseitig begünstigenden Logensystem sprechen; vordringliches Ziel ist der Schutz der Logenmitglieder nach außen. (Kommt nicht nur in der Wissenschaft vor, Parteien, Verbände, Religionsgemeinschaften und Wirtschaftsvorstände huldigen gleichen Prinzipien in internationaler Gleichheit).
    Die Gerüchteküche in diesem Fall brodelt schon seit Jahren, dennoch brauchte es erst weiterer Anstöße bis hin zum Verdacht auf kriminelle Handlungen, um nun endlich zu untersuchen. Aber wieder wird versucht, daß möglichst geräuschlos abzuwickeln. Natürlich ist eine hausinterne Kommission dem Ruf des eigenen Hauses verpflichtet und dem Kollegen auch. Sollte etwas an den Vorwürfen belegbar sein, ist so jedenfalls der Verdacht auf Verschleierung und Begünstigung nicht zu entkräften. Hier müssen, wie in ähnlichen Fällen auch, neutrale Gremien prüfen.
    Der Vorwurf der Unterschlagung bzw. gar des Diebstahls ist verwunderlich. Entweder wurde hier etwas besonders Dreistes versucht, oder man hat etwas an den Haaren herbeigezogen, um vom Winterschlaf der Selbstkontrolle abzulenken. Es ist warlich nicht neu, daß einige Professoren die Geräte, Modelle, Funde und Bücher ihrer Einrichtungen als Privatbesitz ansehen und behandeln und als Grund dafür Berufungszusagen angeben (die aber eben nicht mit Eigentumsübertragung einhergehen). Nur verschwinden solche Sachen normalerweise im Keller und sind für Nachfolger unauffindbar; hier liegt sehr oft der Grund für in Magazinen aufgefundene neue Arten und mehr. Bei beschafften Büchern hat die zuständige Bibliothek meist keine Chance, Bücher zurückzuerhalten, meist muß sie warten, bis ein auswärtiger Ruf ergeht oder das Ende der Dienstzeit eintritt. Insgesamt ist das "Phänomen" aber wohl schon sehr alt; die Erstbeschreibung kommt wohl dem Erfinder des Stalles des Herrn Augias zu.
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