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  • Todesursache oder Sterbeursache?

    21.12.2004, Dr. med. Helmut Hudler, FA f. Pathologie
    Bei allen Überlegungen zur Todesursache muss immer wieder eines bedacht werden: an welchem Punkt der zum Tode führenden Kausalkette die untersuchte Erkrankung zu finden ist. Und im Falle der Sepsis liegen die Verhältnisse eindeutig so, dass ma sie als den letztendiglich den Tod auslösenden, letzten Kausalfaktor ansehen kann.
    Die Todesursache Sepsis darf also nicht auf gleicher Ebene gesehen werden wie etwa Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Leberzirrhose oder Diabetes etc. Hierbei handelt es sich um Grundkrankheiten, die, wenn der Patient dann massiv geschwächt ist, den Bakterien die Tür öffnen und ihnen den Sieg über den Körper ermöglichen (wenn man Fälle von plötzlichem Herztod bei Infarkt ausklammert). Auch die Sache mit der "Infektion", die der Spesis vorausgeht, darf nicht so eindimensional dargestellt werden, denn aus der gewählten Formulierung könnte der Unkundige ableiten, die Sepsiserreger kämen von außen in den Körper hinein. Tatsächlich ist dies aber nur in einem gewissen Prozentsatz der Fall. In mindestens der Hälfte der Fälle stammen Infektionserreger bekanntlich aus der körpereigenen Flora, gegen die eine sonst funktionierende Abwehrbarriere im Krankheitsfall zusammenbricht - denken wir hier auch an die vielen Fälle von austretendem Darminhalt nach insuffizienter Anastomose bei Darmoperationen, die, wenn sie chirurgisch oder konservativ unsanierbar sind, irgendwann in einer tödllichen Sepsis enden, denken wir auch an die vielen Fälle schlechter Organdurchblutung bei diabetischer Gefäßkrankheit, die zum Beispiel Beingangrän mit nachfolgender Sepsis verursacht, denken wir an Fälle von Urosepsis bei behindertem Harnabfluss etc.
    Die Sepsis stellt somit die eigentliche, letztendiglich zum Tod führende Folgekrankheit bei zahlreichen Grundkrankheiten dar und darf daher in einer Statistik nicht mit diesen verglichen werden.
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