Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Von psychischen Phänomenen müsste man mehr wissen

    12.01.2007, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg
    Die Diskussion über Wesen und Herkunft von Bewusstsein ist trotz der weitreichenden Anregungen durch den verstorbenen Princeton-Psychologen Julian Jaynes in seinem Klassiker Die Entstehung des Bewusstseins... (dt. 1988/1993) leider nicht sehr vorangekommen. Man kann aber andere bekannte psychische Phänomene zum Vergleich der gestellten Frage heranzuziehen versuchen, ob die Registrierung reizspezifischer Hirnaktivitäten bei Wachkoma-Patienten auf das Vorhandensein von Bewusstsein deutet.

    Beispielsweise sind auch Menschen in tiefster Hypnose und anderen Trancezuständen wach und noch dazu ohne jede Störung. Trotzdem sind sie in spezifischer Weise nicht bewusst, in diesem Fall genauer: sich ihrer selbst nicht selbst bewusst. Mit dieser etwas künstlich klingenden, jedoch bewusst gewählten und absichtlichen Ausdrucksweise soll der Umstand wiedergegeben werden, dass die Aufmerksamkeit von Menschen in Trance so extrem hochgradig auf die Wahrnehmung spezifischer, vorwiegend innerer Vorgänge eingeschränkt ist, dass sie sonst nichts bzw. alles andere nicht wahrzunehmen scheinen; jedenfalls reagieren sie von sich aus darauf in keiner für andere erkennbare Weise und erinnern sich von sich aus auch nicht ohne weiteres daran. So reagieren Menschen in Hypnose auch auf sehr starke Schmerzreize nicht, ein Umstand, den bekanntlich Zahnärzte nutzen. Und ohne ausdrückliche Suggestion erinnern sich diese Menschen nach Beendigung der Hypnose an nichts.

    Selbstbewusstsein kann also spezifisch ab- oder "ausgeschaltet" oder besser gesagt aufgegeben werden. Das weiß jeder! Jeder Mensch gibt sein Bewusstsein im dem Moment auf, wenn er einschläft, und das dann meist auch gleich für Stunden. Unser übliches Verständnis von Bewusstsein schließt Selbstbewusstsein immer mit ein. Die Forschung wird sehr genau die Unterschiede und Ähnlichkeiten der Ergebnisse der Anwendung aller möglichen und sinnvollen hirnphysiologischen Registriermethoden beim natürlichen Schlaf, in Trance und im Wachkoma einerseits und im Wachzustand andererseits vergleichen und analysieren müssen, um neurophysiologische Hinweise oder sogar spezifische Indizien dafür zu finden, ob Menschen im Wachkoma "bei Bewusstsein" sind, nur sich nicht äußern können wie beim Locked-In-Syndrom.
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.