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"Andere Wissenschaftler sehen dies allerdings skeptisch: Bislang wisse man nur, dass sich die Hirnaktivitäten der Frau je nach Ansprache änderten und die Aktivitätsmuster denen einer gesunden Kontrollgruppe glichen [2]. Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Willensentscheidung folgen hieraus jedoch leider noch nicht."
Dieser Skeptizismus mag zwar aus wissenschaftlicher Sicht angebracht sein, muss in diesem Sinne aber natürlich auch der Annahme gelten, die Frau sei trotz ihrer Hirnaktivitäten NICHT bei Bewusstsein.
Sogar in noch verstärkter Form, und zwar aus ethischen Gründen, die sich auf den Umgang mit der Patientin beziehen:
Geht man davon aus, dass die Patientin bei Bewusstsein ist und auch fähig, die Außenwelt wahrzunehmen, und handelt man nach dieser Überzeugung, so kann man moralisch nichts falsch machen, falls ihr in Wahrheit jegliches Bewusstsein fehlen sollte.
Lässt man sich aber beim Umgang mit ihr von der Annahme leiten, ihr fehle jegliches Bewusstsein, muss man sich dessen absolut sicher sein (was gar nicht möglich ist), ansonsten wird man zum Folterer, da man der Patientin das Gefühl gibt, lebendig begraben zu sein. Oder wie eine Verschüttete, die die Rettungskräfte kurzerhand für tot erklären und ihrem Schicksal überlassen.
Von 'schnoddrigen' Bemerkungen oder Lärm, dem Einschalten von Musik, die die Patientin nicht mag und ähnlichen Grausamkeiten aus Gedankenlosigkeit ganz abgesehen. Etwas Schlimmeres - natürlich abgesehen von absichtlicher Folter - kann ich mir kaum vorstellen.
Daher halte ich das Paradigma, erst an Bewusstsein zu glauben, wenn man es fast schon nachweisen kann, für ethisch und wissenschaftlich nicht haltbar. Es sollte in sein Gegenteil verkehrt werden, eine Art 'Bewusstseinsvermutung', zumindest, was den Umgang betrifft.
Auch das Wort "leider" in dem Zitat kann ich nicht nachvollziehen, da die Patientin schließlich handlungsunfähig ist. Dies bei vollem Bewusstsein miterleben zu müssen, ist für jemanden, der das nicht miterlebt hat, schon unvorstellbar; es ist zu hoffen, dass sie nicht auch noch dazu verdammt war, von skeptischen Äußerungen von Wissenschaftlern zu erfahren.
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Für eine Bewusstseinsvermutung
19.04.2007, Jens Philip Höhmann"Andere Wissenschaftler sehen dies allerdings skeptisch: Bislang wisse man nur, dass sich die Hirnaktivitäten der Frau je nach Ansprache änderten und die Aktivitätsmuster denen einer gesunden Kontrollgruppe glichen [2]. Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Willensentscheidung folgen hieraus jedoch leider noch nicht."
Dieser Skeptizismus mag zwar aus wissenschaftlicher Sicht angebracht sein, muss in diesem Sinne aber natürlich auch der Annahme gelten, die Frau sei trotz ihrer Hirnaktivitäten NICHT bei Bewusstsein.
Sogar in noch verstärkter Form, und zwar aus ethischen Gründen, die sich auf den Umgang mit der Patientin beziehen:
Geht man davon aus, dass die Patientin bei Bewusstsein ist und auch fähig, die Außenwelt wahrzunehmen, und handelt man nach dieser Überzeugung, so kann man moralisch nichts falsch machen, falls ihr in Wahrheit jegliches Bewusstsein fehlen sollte.
Lässt man sich aber beim Umgang mit ihr von der Annahme leiten, ihr fehle jegliches Bewusstsein, muss man sich dessen absolut sicher sein (was gar nicht möglich ist), ansonsten wird man zum Folterer, da man der Patientin das Gefühl gibt, lebendig begraben zu sein. Oder wie eine Verschüttete, die die Rettungskräfte kurzerhand für tot erklären und ihrem Schicksal überlassen.
Von 'schnoddrigen' Bemerkungen oder Lärm, dem Einschalten von Musik, die die Patientin nicht mag und ähnlichen Grausamkeiten aus Gedankenlosigkeit ganz abgesehen. Etwas Schlimmeres - natürlich abgesehen von absichtlicher Folter - kann ich mir kaum vorstellen.
Daher halte ich das Paradigma, erst an Bewusstsein zu glauben, wenn man es fast schon nachweisen kann, für ethisch und wissenschaftlich nicht haltbar. Es sollte in sein Gegenteil verkehrt werden, eine Art 'Bewusstseinsvermutung', zumindest, was den Umgang betrifft.
Auch das Wort "leider" in dem Zitat kann ich nicht nachvollziehen, da die Patientin schließlich handlungsunfähig ist. Dies bei vollem Bewusstsein miterleben zu müssen, ist für jemanden, der das nicht miterlebt hat, schon unvorstellbar; es ist zu hoffen, dass sie nicht auch noch dazu verdammt war, von skeptischen Äußerungen von Wissenschaftlern zu erfahren.