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  • Der Chemiker als Pädagoge

    20.03.2014, Winfred Krech, Itzehoe
    Chemie hat deshalb ein Mauerblümchendasein, weil es in der Schule zu wenig qualifizierte Lehrer gibt, die sowohl gute Pädagogen als auch gute Chemiker sind.
    Ich erinnere mich an meine Schulzeit: Der erste Chemielehrer, ein Gymnasialprofessor, war kriegsbedingt eine Karikatur aus der "Feuerzangenbowle". Wenn er die Sicherheitseinrichtungen für den Versuch erklärt hatte, klingelte es schon zur Pause.
    Der zweite Chemielehrer mag zwar als Vorsitzender des örtlichen FKK-Vereins und als Vegetarier überzeugend gewesen sein, sein Chemieunterricht jedoch litt sehr darunter, dass er bei Nachfragen nur den Standartsatz wusste, "Meine Herren, das müssen Sie begreifen lernen!" Wenige begriffen es aber. Durch Eigeninitiative lernten wir durch begabte Klassenkameraden so viel, dass die 75 Prozent Fünfen eines Halbjahreszeugnisses der Klasse sich zu mageren Vieren wandelten.
    Als ich mit dem Direktor über diesen Lehrer sprach, verteidigte er ihn nicht, sondern erklärte mir offen: "Entweder macht er Chemieunterricht oder es gibt keinen. Ich habe noch einen Unidozenten, aber den kann ich nur in der Unter- und Oberprima einsetzen!"
    Wo sollen qualifizierte Chemielehrer für Gymnasien und vor allem Gemeinschaftsschulen bei den heutigen Unterrichtsbedingungen herkommen? Wer wirklich qualifiziert ist, hat in Industrie und Forschung solch interessante Aussichten, dass er wenig Neigung verspüren dürfte, bei immer neuen Belastungen und Verschlechterung der Bezahlung sich mit "unerzogenen Gören" anderer Leute herumzuplagen. Da liegt der Hase (wie bei den meisten naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern) im Pfeffer. Das schlechte Ansehen dieser Fächer ist nicht zuletzt darin begründet, dass BildungsministerInnen stolz öffentlich erklären, in Mathe immer eine Fünf gehabt zu haben! Stellen Sie sich vor, eine öffentliche Person erklärt bei Goethes Faust, er habe immer gedacht, Goethe sei Schriftsteller und nicht Boxer gewesen.
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