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  • Eine postmoderne Satire

    13.04.2007, Dr. Andreas Beyer, Helgolandring 122, 45149 Essen.
    Zm geglückten Aprilscherz – dem Beitrag von Eckart Voland, „Die Forschrittsillusion“ – möchte ich SPEKTRUM gratulieren. Diese Glosse auf postmodernes Geschwätz ist hervorragend gelungen. Leider aber dermaßen gut gelungen, dass es fundierter Kenntnisse in Philosophie, Evolutionsbiologie und Wissenschaftstheorie bedarf, um den Scherz als einen solche zu erkennen – im Beitrag mischt sich in genialer Zusammenstellung Wahrheit, Halbwahrheit und Unfug. Es tut daher Not, zu benennen, was unzutreffend ist.

    1.) Herrlich karikiert ist die interne Unlogik postmoderner Wissenschaftskritik. Voland behauptet immer wieder unsere angebliche Erkenntnisunfähigkeit – was er wiederum mit modernen, wissenschaftlichen Erkenntnissen belegen will („Alle Kreter sind Lügner“, so sagte der Kreter Epimenides).

    2.) Ebenso schön karikiert ist die (vorsichtig ausgedrückt) definitorische Unschärfe, mit deren Hilfe der postmoderne Wissenschaftskritiker versuchen, Kapital zu schlagen: Der Begriff „Fortschritt“ wird von Voland gar nicht definiert, sondern absichtlich und in satirischer Intention auf vollkommen unterschiedlichen Bedeutungsebenen verortet: Der Erkenntnisfortschritt in der Wissenschaft hat nun mal rein gar nichts zu tun mit der Entwicklung der gefühlten Lebenszufriedenheit der Bürger eines Landes.

    3.) Ein Großteil der Aussagen über Evolution ist schlichtweg falsch – „survival of the fittest“ heißt nun mal ganz und gar nicht „Überleben des Fittesten“ und Evolution bedeutet noch nicht einmal in einer Primitivdefinition „Höher, Schneller, Weiter“. Die Frage der Komplexität eines Organismus und die dem zugrunde liegende Genetik kann und darf man selbstverständlich nicht in 2 Sätzen abhandeln, dabei kommt dann nur Nonsens heraus. „Es wird allzu oft vergessen, dass Homo sapiens keineswegs als höher entwickelt gelten kann als seine Primaten-Verwandten oder gar als andere Säuger“ – einer der wenigen derart offenkundig unsinnigen Aussagen, an denen man die Satire erkennen könnte, würde sich nicht auch hier Unfug mit Fakten mischen: Die Genetik, Physiologie und Biochemie des Menschen ist in der Tat nicht „höher entwickelt“ (nach welchen Kriterien eigentlich?) als die aller anderen Säuger; was jedoch scharf gegen unsere geistigen Fähigkeiten kontrastiert.

    Daher möchte ich mit einem Mahnruf schließen: WENN schon Aprilscherze, dann nicht mit derart brisanten Themen, das könnte ein Bumerang werden. Der Diskussion sensibler Fragen in unserer Gesellschaft ist so etwas jedenfalls nicht zuträglich

    Dr. Andreas Beyer, Essen.
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