Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Spieltheorie: Gefangenendilemma mit Erpressung

Neue Ideen in einem alten Spiel: "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ist gut, "Gnade vor Recht" ist besser.
Gefängniszelle

Auf der Polizeiwache werden zwei Verdächtige in getrennten Räumen verhört. Der Beamte verspricht demjenigen, der zuerst den Mund aufmacht, große Vorteile – Strafmilderung oder gar Kronzeugenstatus. Aber beide wissen, dass er ihnen nichts nachweisen kann, wenn sie schweigen.

Die Szene gibt einen guten und viel genutzten Filmstoff ab. Aber die Dramatik interessiert die Spieltheoretiker wenig. Bei ihrem "Gefangenendilemma" geht es um Punkte, unter denen man sich Jahre in Freiheit oder sonst etwas Erstrebenswertes vorstellen darf. Jeder der beiden Spieler hat die Wahl zu kooperieren oder zu "betrügen", ohne die Entscheidung des Partners zu kennen. Für die Kriminellen heißt Kooperieren Schweigen und Betrügen Gestehen. In den meisten anderen Situationen sind Gut und Böse vertauscht, und der Kooperierende ist derjenige, der eine Vereinbarung – zum Beispiel ein Gut gegen Bezahlung zu liefern – einhält, während der Betrüger genau das nicht tut.

Wie dem auch sei: Wenn beide Spieler kooperieren (kk), bekommt jeder drei Punkte, wenn beide betrügen (bb), bleibt ihnen nur jeweils ein Punkt. Wenn aber einer kooperiert und der andere betrügt (kb oder bk), kriegt der Ehrliche gar nichts und der Betrüger volle fünf Punkte.

Auf den ersten Blick ist der Ehrliche immer der Dumme. ...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Mathematische Spiele und Strategien: Mathematische Spiele und Strategien

Ziegenproblem: Ist hinter der nächsten Tür eine Ziege oder das Auto? • Gefangenendilemma: Kooperieren, betrügen oder ganz aussteigen? • Strategien der besten Wahl: Wie lange soll die Prinzessin auf den Traumprinzen warten?

Spektrum Kompakt – Kooperation und Altruismus - Soziales Miteinander als Erfolgsrezept

Ist faires Miteinander eine Grundlage des Erfolgs des Menschen? Warum sind wir überhaupt hilfsbereit, und wie gehen wir damit um, wenn das jemand ausnutzt?

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Adami, C., Hintze, A.: Evolutionary Instability of Zero-Determinant Strategies Demonstrates that Winning is not Everything. In: Nature Communications 4, S. 2193, 2012

Boerlijst, M. C. et al.: Equal Pay for All Prisoners. In: The American Mathematical Monthly 104 , S. 303 - 305, 1997

Delahaye, J.-P.: Le dilemme du prisonnier et l’illusion de l’extorsion. In: Pour la Science 435, S. 78 - 83, Januar 2014

Press, W. H., Dyson, F. J.: Iterated Prisoner’s Dilemma Contains Strategies that Dominate Any Evolutionary Opponent. In: Proceedings of the National Academy of Sciences USA 109, S. 10409 - 10413, 2012

Stewart, A. J., Plotkin, J. B.: From Extortion to Generosity, the Evolution of Zero-Determinant Strategies in the Prisoner’s Dilemma. In: Proceedings of the National Academy of Sciences USA 110, S. 15348 - 15353, 2013

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.