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Tagebuch: Kleine Bücherschau zum "Jahr der Astronomie"

Stefan Taube
Stefan Taube kann sich vor Büchern nicht retten. Auf seinem Schreibtisch beim Science-Shop landen täglich die Neuerscheinungen aus der Welt der Wissenschaft – für Sie wirft er einen Blick hinein.

Das internationale "Jahr der Astronomie 2009" wirft seinen Schatten voraus, direkt auf meinen Schreibtisch. Dort trafen heute aus diesem Anlass gleich drei Neuerscheinungen ein, die alle im Weinheimer Verlag Wiley-VCH erschienen sind und nun ihren Weg in die Buchläden gehen. Lohnt sich die Anschaffung?

Zunächst sollten wir uns erinnern, warum gerade 2009 von der UNESCO und der Internationalen Astronomischen Union zum Jahr der Astronomie gekürt wurde. Vor vierhundert Jahren nämlich richtete Galileo Galilei erstmals sein selbst gebautes Teleskop auf den Himmel und protokollierte systematisch seine Beobachtungen. Damit gilt er als Begründer der Astronomie, wie wir sie heute kennen, nämlich als systematische Himmelsbeobachtung mit optischen Instrumenten.

Über diesen epochalen Fortschritt heißt es in "Unser Fenster zum Weltraum – 400 Jahre Entdeckungen mit Teleskopen": "Es war, als sei der Menschheit eine Augenbinde abgefallen." Folgerichtig stellen die Autoren Govert Schilling und Lars Lindberg Christensen die astronomischen Instrumente in den Mittelpunkt ihres Werks. Dem Buch liegt aber auch eine DVD mit dem Film "Eyes on the Skies" bei, laut Verlag die offizielle DVD zum internationalen Jahr der Astronomie.

Die sehenswerte einstündige Dokumentation zeigt die Entwicklung der Teleskope von Galilei über die Teleskop-Oldtimer im Ford-T-Look bis hin zu den heutigen und zukünftigen Kathedralen der Astronomie. Das eigentliche Buch ist im Wesentlichen der (reich bebilderte) Reader zum Film, in dem man alles nochmal in Ruhe nachlesen kann.

Weil die moderne Astronomie aber auch von dem Bemühen geprägt ist, weitere Bereiche des elektromagnetischen Spektrums zu erschließen, liefert "Verborgenes Universum" von Lars Lindberg Christensen, Robert Fosbury und Robert Hurt gewissermaßen die notwendige Ergänzung. Nach einer ausführlichen Einführung in die physikalische Sichtweise auf Licht, Farbe und Spektrum zeigt es uns das Universum, wie es uns nur dank moderner technischer Hilfsmittel "sichtbar" ist, nämlich im Infraroten, im Ultravioletten und im Radiobereich, und gönnt uns schließlich auch noch einen beeindruckenden Blick in das Hochenergieuniversum. Die Zielgruppe beider Bücher? Auf mich wirken sie wie (durchaus repräsentative) Hochglanzbroschüren, geschrieben, um für diese Astronomie Werbung zu machen, und ideal für Leute, die sich noch nicht allzu sehr mit ihr beschäftigt haben.

Neu erschienen: "Geheimnisvoller Kosmos"
Ganz anders die dritte Novität: "Geheimnisvoller Kosmos – Astrophysik und Kosmologie im 21. Jahrhundert" bietet alles, was naturwissenschaftlich interessierten Lesern Spaß macht: Formeln, Daten und Messkurven. Die beiden erfahrenen Wissenschaftsjournalisten Thomas Bührke und Roland Wengenmayr haben in diesem Band Aufsätze renommierter Wissenschaftler zusammengestellt, die aktuellen Fragen der Astrophysik nachgehen.

Zu den Autoren, die nach meinem ersten Überblick alle aus dem deutschsprachigen Raum stammen, gehören so renommierte Forscher wie Gerhard Börner, Claus Kiefer, Matthias Bartelmann, Heinz Oberhummer und Hans-Thomas Janka. Börner beispielsweise arbeitet am Max-Planck-Institut für Astrophysik und ist Professor an der LMU München, Bartelmann ist Direktor am Heidelberger Institut für Theoretische Astrophysik, und Kiefer lehrt als Professor und theoretischer Physiker in Köln.

Das reizt mich natürlich schon. Doch was tun, wenn das Weihnachtsgeschäft die Telefondrähte heiß laufen lässt und kaum Zeit für alles andere bleibt? Den Film habe ich bereits mit Genuss gesehen, das passte noch so eben rein. Andererseits: Die basics der Astronomie kenne ich nun schon. Dann doch lieber Forschung auf der Höhe der Zeit!

Stefan Taube

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