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Zweiter Weltkrieg: Gold vor Korsika

Als Klaus Keppler, Deutschlands erfolgreichster Profi-Schatzsucher, ein Familienfoto aus dem Nachlass des SS-Mannes Walter Kirner erwarb, ahnte er vermutlich bereits, zu welcher sensationellen Entdeckung es ihn führen würde. Auf der Rückseite des unscheinbaren Schwarzweiß-Bildes verbarg sich eine Skizze, die mit Zahlen gespickt war. Eine mutmaßliche Schatzkarte?
Inzwischen taucht Keppler vor der Küste Korsikas und untersucht den Meeresgrund. Hier vermutet er den legendären „Rommel-Schatz“, Nazi-Gold aus Nordafrika. Denn Walter Kirner hatte einst zu Protokoll gegeben, dieses in Kisten vor der Insel versenkt zu haben.

Was könnte es mit dem kostbaren Gut auf sich haben? Bestand der Schatz aus Beutegut, das Hitler für sein geplantes Führermuseum in Linz rauben ließ? Wollte sich General Rommel gar persönlich bereichern? Alle diese Spekulationen gehen in die Irre, wie der Historiker und Journalist Christoph Caron in der ersten Ausgabe des neuen Geschichts- und Archäologiemagazins epoc (Nr. 1/2008) darlegt. Doch eine heiße Spur führt nach Tunis, in das Jahr 1943. Nicht nur Wehrmachttruppen gingen dort an Land, auch ein Sonderkommando der SS. Ihr Anführer: Obersturmbannführer Walter Rauff.

„Ich bin mit den Juden in Polen und Russland fertig geworden, ich werde euch hier zeigen, wie das geht“, drohte Rauff mit gezogener Pistole. Auch in Nordafrika sollten die Juden vernichtet werden. Rauff schickte 5000 Menschen auf der Stelle in Internierungslager und ließ die jüdischen Viertel der tunesischen Städte plündern. Einhundert Kilogramm Gold sollen so zusammen gekommen sein – das fälschlich als „Rommel-Schatz“ bezeichnete Raubgold? Denn zwischen Rauffs SS-Kommando und Rommel gab es nie eine Absprache. Zur Zeit des Beutezugs befand sich der „Wüstenfuchs“ gerade auf dem Rückzug von El-Alamein.

Doch wie sollte das Gold nach Korsika gelangt sein? Nicht nur Kirner behauptete, das zu wissen. Auch Dokumente des US-Geheimdienstes aus der unmittelbaren Nachkriegszeit liefern Hinweise auf einen Abtransport Richtung Deutschland, der vor Korsika plötzlich stoppte. Ist an der Legende also etwas dran? Schatzsucher Keppler entdeckte bei seiner diesjährigen Tauchkampagne nicht nur Wracks mehrerer amerikanischer Jagdbomber und eines deutschen Torpedobootes, sein Side-Scan-Sonar meldete ebenfalls größere Metallobjekte im Meeresboden. Die stürmischen Winde hielten ihn aber bislang von einer genaueren Untersuchung des Untergrunds ab. 2008 geht die Suche weiter.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: epoc, 1/2008
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