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Insektenstaaten: Bienen diskutieren über Futter

Tanzende Biene erhält Widerspruch
Die Tanzsprache der Bienen zählt zu den komplexesten Formen der Insektenkommunikation. Kehrt eine Arbeiterin von einer reichen Futterquelle zurück, informiert sie ihre Kolleginnen über deren genaue Richtung und Entfernung, indem sie unterschiedlich geformte Achten tanzt. Wie James Nieh von der University of California in San Diego nun herausfand, müssen die Tiere dabei jedoch durchaus mit Widerspruch rechnen. Andere Bienen können der Tänzerin "ins Wort fallen" und ihrerseits signalisieren, dass sie mit der beschriebenen Futterquelle schlechte Erfahrungen gemacht haben – etwa weil der Andrang zu groß war oder Feinde lauerten.

Um Einspruch zu erheben, presst das betreffende Insekt seinen Kopf in die Seite der schwänzelnden Kollegin und vibriert rund eine sechstel Sekunde lang mit einer Frequenz von knapp 400 Hertz. Mehren sich diese negativen Kommentare, bricht die Tänzerin ihre Aufführung ab. Bisher hatten Forscher fälschlich vermutet, die aufdringlichen Zuschauer würden um Kostproben der beschriebenen Nahrungsquelle betteln. Nieh konnte das Verhalten jedoch gezielt auslösen, indem er einzelne Arbeiterinnen an der Futterquelle mit Alarmpheromonen oder mechanischem Druck störte. Unter diesen Umständen, oder wenn sich viele Bienen gleichzeitig um den Nektar drängten, stieg anschließend die Kritik an tanzenden Rückkehrern.

Bienentanz mit Widerspruch
Bienen brechen ihren Tanz ab, wenn mehrere Kolleginnen ihnen durch seitliche Stöße vermitteln, dass die beschriebene Futterquelle nicht empfehlenswert ist.
Für die Erforschung von Schwarmintelligenz ist das Warnsystem der Bienen von großem Interesse, denn bisher kennen Forscher nur wenige Beispiele einer negativen Rückmeldung unter Insektenstaaten. Zahlreiche Anwendungen in der Computertechnik und Robotik beruhen heute bereits auf Prinzipien der Insektenkommunikation.

Ralf Strobel

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