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Tagebuch: Die vierte Dimension

Mathematisches Kunstwerk aus dem Baukasten
Am Freitag war ein ganz besonderer Publikumsmagnet am Stand von Spektrum der Wissenschaft auf der IdeenExpo in Hannover zu bewundern: ein ikosidodekaedrisches Prismatohexakosihekatonikosachoron. Und der Name ist Programm, dahinter verbirgt sich nämlich eine komplexe, geometrische Figur aus über 7000 Einzelteilen.

Mathematisches Kunstwerk aus dem Baukasten | Über 40 Schüler haben 4 Stunden lang an dem Werk gebastelt. Es besteht aus über 7000 Einzelteilen, die nach genauer Vorschrift zusammengesteckt werden müssen. Doch die Arbeit hat sich gelohnt: Das ikosidodekaedrische Prismatohexakosihekatonikosachoron war der Publikumsrenner der IdeenExpo 2011!
Doch kompliziert ist vor allem die Mathematik dahinter: Das Ding mit dem langen griechischen Namen ist ein vierdimensionales Objekt, das in die dritte Dimension projiziert wird. Und das vierdimensionale Objekt wurde in zwei Dimensionen angeschnitten. Oder so ähnlich.

Christoph Pöppe, promovierter Mathematiker und Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft, versucht mir die Sache bildlich zu vermitteln: Ein Stück Käse kann man mit einem Messer an einer Ecke abschneiden. Der Käse ist dreidimensional, das Messer quasi zweidimensional. Soweit noch einsichtig. Ganz abstrakt muss man sich nun vorstellen, der Käse wäre vierdimensional und das Messer dreidimensional. Okay, die Sache mit dem Käse ist gegessen, wer sich den Gouda in 4D vorstellen kann – Respekt. Ich bleibe beim Messer: Drei Dimensionen, das heißt, ich erzeuge damit nicht eine Schnittfläche, sondern ein Schnittvolumen. Macht Sinn, ist aber trotzdem noch immer nicht so ganz greifbar. Doch ich tröste mich damit, dass sich hinter so einem Namen ja auch etwas Mysteriöses verbergen muss!

Ist auch nicht wirklich schlimm, wenn man das Ganze nicht so ganz durchblickt, denn Spaß macht es allemal die Bauteile von Zometool zusammenzustecken. Eine ganze Schulklasse arbeitet zusammen an insgesamt 75 "Zellen", also kleinen Untereinheiten. Diese werden dann zu einem etwa 1,50 Meter großen Kunstwerk zusammengefügt – total beeindruckend.

Und das sehen nicht nur die beteiligten Konstrukteure so: Um unseren Stand bildet sich eine riesige Traube von Zuschauern, die gespannt zusehen, wie das Gebilde wächst und wächst.

Damit auch alles genauso klappt wie geplant, haben wir professionelle Hilfe herbeigeholt: Paul Gerard van de Veen. Der niederländische Mathematiker ist ein begeisterter Zometool-Konstrukteur und initiiert Großprojekte mit dem Systembaukasten in ganz Europa.

Ein PentiGloo, präsentiert vom Meister selbst | Seine Großprojekte führen Paul Gerard van de Veen quer durch Europa. Dieses "PentiGloo" entstand in Portugal.
Unser ikosidodekaedrisches Prismatohexakosihekatonikosachoron hat er selbst schon mehrfach gebaut – so oft, dass er die verschiedenen Zellen mittlerweile auswendig zusammensetzen kann, und das blitzschnell!

Eigentlich baut Paul Gerard van de Veen (rechts) die Bauteile blitzschnell zusammen... | ... doch manchmal muss auch der Meister selbst noch einmal in der Anleitung nachschauen.
Christoph Pöppe steht derweil Rede und Antwort zu allen Fragen rund um die mathematischen Hintergründe – für alle, die die Geschichte mit dem Käse noch nicht so richtig verdaut haben.

Und wer es nicht nach Hannover geschafft hat, der verfolge einfach die kommenden Ausgaben von Spektrum der Wissenschaft – Christoph Pöppe plant nämlich bereits eine "Mathematische Unterhaltung" über unser Zometool-Projekt.

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