Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Essay: Die Vermessung des Glücks

Ökonomen suchen nach einem neuen Verständnis von Lebensqualität und Wohlstand. Sie überraschen dabei mit neuen Einsichten, die aber mit Vorsicht interpretiert werden sollten.
Dass Wohlstand und Glück nicht miteinander korrelieren müssen, postulierte der US-Ökonom Richard Easterlin. Neuere Studien überraschen mit neuen Einsichten.

Ökonomen haben eine ganz spezielle Sicht auf den Menschen. Sie unterstellen, dass wir uns in allererster Linie um uns selbst sowie unsere nahen Verwandten kümmern, dass wir dabei überwiegend rational vorgehen und fast ausschließlich an einer möglichst guten Versorgung mit materiellen Gütern interessiert sind. In der radikalsten Variante entsteht so als Produkt mathematischer Idealisierung der Homo oeconomicus – ein seelenloser Geselle, der konsequent rational und rücksichtslos nur sein eigenes materielles Wohlergehen im Auge hat.

Auf Menschen dieses Typus beruhen mindestens 90 Prozent aller wirtschaftswissenschaftlichen Modelle. Ökonomen benutzen sie weltweit, um Märkte zu analysieren oder der Frage nachzugehen, wie Gesellschaften zu gestalten sind, um ihre knappen Ressourcen effizienter zu nutzen. Trotz der Idealisierung sind diese Modelle gleichwohl hilfreich. Immerhin können sie viele reale Phänomene erstaunlich gut erklären; zudem zeigt sich, dass die Annahme, Menschen verhielten sich vor allem eigennützig, doch relativ weit trägt.

Dennoch ist das ökonomische Verhaltensmodell (fachlich: "Rationalmodell") aus zwei Richtungen unter Beschuss geraten. Zum einen fand die experimentelle Verhaltensökonomie heraus, dass sich Menschen im Labor oft nur eingeschränkt rational verhalten:

  • Sie lassen sich nicht nur vom Eigennutz leiten, sondern auch von altruistischen Motiven.
  • Sie zeigen Sinn für Fairness, agieren gerne reziprok, also gemäß dem Motto "Wie du mir, so ich dir".
  • Sie versuchen meist, allzu große Ungleichheiten zu vermeiden ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Der heilige Gral der Informatik

Unknackbare Computerprogramme – davon träumen Informatiker. Nun sind sie diesem Ziel einen Schritt näher gekommen. Wie, erfahren Sie in dieser Ausgabe, in der wir auch berichten, wann Ihr Bluthochdruck zu hoch ist und was sich dagegen tun lässt.

Spektrum Kompakt – Erfülltes Leben - Kleine Dinge, große Wirkung

Was hilft uns, auch in schwierigen Zeiten Sinn, Glück und Zufriedenheit zu finden? Es sind oft die kleinen Dinge, die uns Kraft geben.

Spektrum Kompakt – Bioökonomie - Auf dem Weg zu nachhaltiger Wirtschaft

Als 1972 »Die Grenzen des Wachstums« erschien, hatte die Diskussion um Umweltzerstörung und Klimawandel gerade erst begonnen. Inzwischen hat sich zwar manches in Richtung nachhaltiges Wirtschaften getan - aber bei weitem nicht genug.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Easterlin, R. A.: Does Economic Growth Improve the Human Lot? Some Empirical Evidence. In: David, P. A., Reder, M. W. (Hg.): Nations and Households in Economic Growth. Stanford University Press, Palo Alto 1974, S. 90 – 125

Frey, B. S., Frey Marti, C.: Glück, die Sicht der Ökonomie. Zürich, Rüegger 2010

Knabe, A. et al.: Dissatisfied with Life, but Having a Good Day: Time-Use and Well-Being of the Unemployed. In: The Economic Journal 120, S. 867 – 889, 2010

Weimann, J. et al.: Geld macht doch glücklich. Wo die ökonomische Glücksforschung irrt. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2012

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.