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Induzierte sensorische Neurone: Schmerzzellen aus der Petrischale

Schmerz- und Tastempfinden konnten Forscher auf zellulärer Ebene bisher nur bei Mäusen untersuchen. "Induzierte sensorische Neurone" sollen nun auch die Untersuchung von menschlichem Gewebe möglich machen.
Induzierte sensorische Neurone

Forschern um Kristin Baldwin vom Scripps Research Institute in Kalifornien ist es gelungen, aus menschlichen Hautzellen Neurone zu züchten, die für die Verarbeitung von Schmerz, Juckreiz und anderen sensorischen Informationen zuständig sind. Diese so genannten DRG-Neurone sind normalerweise im Dorsalwurzelganglion im Rückenmarksnerv angesiedelt, ihre Fortsätze reichen bis zu Haut, Muskeln und Gelenken. Hier empfangen sie etwa Schmerz-, Hitze-, Kälte- und Berührungsreize und leiten diese an das Gehirn weiter. Bisher konnten diese Zellen fast ausschließlich in Tierversuchen untersucht werden – mit ihren "induzierten sensorischen Neuronen" wollen Baldwin und ihr Team nun auch die Voraussetzungen für künftige Untersuchungen an menschlichem Gewebe schaffen.

Die Wissenschaftler identifizierten zunächst jene Transkriptionsfaktoren, die dafür sorgen, dass die Vorläufer von Nervenzellen sich zu sensorischen Neuronen entwickeln. Anschließend schleusten sie diese in der Petrischale in Hautzellen von Mäusen ein und erhielten so Zellen, die sich tatsächlich so verhielten, wie DRG-Neurone. Fügten die Forscher Substanzen wie Capsaicin hinzu, die Schmerzrezeptoren aktivieren, konnten sie beobachten, wie einzelne Subpopulationen der Zellen zu feuern begannen. Mit den gleichen Transkriptionsfaktoren gelang es Baldwin und ihren Kollegen schließlich auch, induzierte sensorische Neurone aus menschlichen Fibroblasten herzustellen. An ihnen, so hoffen sie Wissenschaftler, könne man in Zukunft neue Therapieverfahren testen. So wäre es zum Beispiel denkbar, DRG-Neurone aus den Zellen von verschiedenen Menschen zu züchten, um auf diesem Wege Rückschlüsse darauf zu ziehen, wie jemand ganz individuell auf Schmerz, Juckreiz oder Kälte reagiert.

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