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Ökotoxikologie: Wenn Pestizide gefräßige Schnecken fördern

Landwirte fürchten gefräßige Insekten - und sprühen daher oft Pestizide auf den Acker. Damit könnten sie aber eine schleimige Büchse der Pandora öffnen.

Neonicotinoide gehören zu den beliebtesten wie gefürchtetsten Pestiziden in der Landwirtschaft: Sie wirken schon in niedriger Dosis gegen viele Pflanzenschädlinge, stehen aber auch schwer im Verdacht, Bienen und anderen Tieren tödlich zu schaden. Nun zeigt eine Studie: Der Einsatz der so genannten Pflanzenschutzmittel könnte die Ernten sogar schmälern – weil er indirekt besonders aktive Konsumenten fördert. Das gelte zumindest auf Sojafeldern, schreiben Forscher um Margaret Douglas von der Pennsylvania State University in University Park. Sie hatten im Labor wie auf dem Acker untersucht, welche Folgen der Neonicotinoid-Einsatz auf die Nahrungskette hat. Besonders im Fokus standen dabei Nacktschnecken und bestimmte Laufkäfer, die Jagd auf die Weichtiere machen.

Den Schnecken macht es dabei nichts aus, wenn sie die Pestizide mit der Nahrung aufnehmen. Allerdings scheiden sie das Gift nur langsam wieder aus und reichern es im Körper an, was sie zu toxischen Zeitbomben für ihre eigenen Fressfeinde macht: Im Labor starben 60 Prozent der attackierenden Laufkäfer daran oder wurden durch das Pestizid zumindest handlungsunfähig gemacht. Die Folgen zeigten sich dann im Freilandversuch, wo die Schneckenbestände auf besprühten Flächen regelrecht explodierten. Mit großem Appetit machten sich die Mollusken über die Sojapflanzen her, weshalb die Ernteerträge verglichen mit den unbehandelten Feldern um fünf Prozent geringer ausfielen. Zudem verringerte sich die Dichte der Sojapflanzen um knapp 20 Prozent. Dieses Ergebnis bestätigt Ökologen, die ein Verbot derartiger Wirkstoffe fordern: Die Europäische Union hat zudem bereits entsprechend reagiert und den Einsatz der Stoffe seit 2013 eingeschränkt.

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