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Gesundheit : Lebenselixier Tanz

Wer sich im Rhythmus der Musik bewegt, stärkt nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die Psyche.

Ich kann nicht tanzen!« Wie oft haben Sie diesen Satz schon gehört? Oder ihn vielleicht selbst ausgesprochen? Viele Menschen, insbesondere in nördlichen Ländern wie Dänemark, Deutschland oder England, tanzen sehr wenig, weil sie meinen, es nicht zu können. Die Angst ist allerdings unbegründet. Die Fähigkeit, einem Rhythmus zu folgen, ist uns laut wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Wiege gelegt: So reagiert schon das Gehirn von Neugeborenen darauf, wenn der regelmäßige Takt eines Musikstücks plötzlich unterbrochen wird, wie István Winkler und seine Kollegen 2009 zeigen konnten. Wenige Stunden alte Babys haben also bereits ein Rhythmus gefühl. Tatsächlich kann jeder Mensch, der die Frage »Mögen Sie Musik?« mit »Ja« beantwortet, auch tanzen. Und das sind die allermeisten. Lediglich eineinhalb Prozent der Bevölkerung empfinden Musik als störendes, zufälliges Gedudel, das sie nicht von sich aus anhören würden. Sie leiden unter einer so genannten Amusie, einer Wahrnehmungsstörung.

Dennoch tanzen nur knapp drei Prozent der Deutschen. Dabei ist Tanzen extrem gesund. Es regt den Stoffwechsel an, trainiert den Herzmuskel und stärkt langfristig allgemein die Muskelkraft und das Immunsystem. Neben solchen körperlichen Effekten, die seit Langem bekannt sind, fördert es auch unser psychisches Wohlbefinden. So berichten Hobbytänzer etwa davon, sich nach dem Tanzen glücklich, euphorisch, energiegeladen, aber gleichzeitig entspannt zu fühlen. Die stimmungsaufhellende Wirkung entsteht vermutlich dadurch, dass während des Tanzens vermehrt bestimmte Botenstoffe wie das Bindungshormon Oxytozin und Glückshormone ausgeschüttet werden, während der Spiegel des Stresshormons Kortisol sinkt. Tanzen ist für unser Gehirn wie eine Art Droge und spricht wie diese Stoffe Hirnregionen an, die man als Belohnungssystem bezeichnet.

Gleichzeitig hält uns Tanzen geistig auf Trab. Denken Sie nur daran, was ...

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  • Literaturtipp und Quellen

Literaturtipp

Christensen, J. F., Chang, D.­S.: Tanzen ist die beste Medizin. Warum es uns gesünder, klüger und glücklicher macht. Rowohlt, 2018.

Zwei Neurowissenschaftler und Hobbytänzer berichten wissenschaftlich fundiert und mit viel Begeisterung über die vielfältigen Vorteile des Tanzens.

Quellen

Christensen, J. F. et al.: I can feel my heartbeat: Dancers have increased interoceptive accuracy. Psychophysiology 55, 2017

Fancourt, D. A. et al.: The psychoneuroimmunological effects of music: A systematic review and a new model. Brain, Behavior, and Immunity 36, 2014

Meng, X. et al.: Effects of dance intervention on global cognition, executive function and memory of older adults: A meta­analysis and systematic review. Aging Clinical and Experimental Research 32, 2019

Verghese, J. et al.: Leisure activities and the risk of dementia in the elderly. New England Journal of Medicine 348, 2003

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