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Wissenschaftsgeschichte: Albertus Magnus - der große Neugierige

In den Schriften des mittelalterlichen Naturforschers und Universal­gelehrten lassen sich auf eindrucksvolle Weise die Anfänge einer erfahrungsorientierten Naturwissenschaft erkennen.


Vor rund 740 Jahren erklärte Albertus Magnus, der große Gelehrte des europäischen Hochmittelalters: Neugier spornt zu wissenschaftlichen Beobachtungen an. Diese Neugier auf die Welt zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben, das etwa von 1200 bis 1280 währte. Der Predigerbruder und spätere Bischof von Regensburg war nicht nur Theologe und Philosoph, sondern auch Experte in einer Reihe heute eigenständiger naturwissenschaftlicher Disziplinen. Ob Mensch, Tier, Pflanze oder unbelebte Materie: Naturphänomene, im Großen wie im Kleinen, weckten sein Interesse. Er stellte ebenso Überlegungen zur Gestalt der Erde an wie zur Form eines Regentropfens. Der Honigmagen der Biene fesselte ihn in gleichem Maße wie die Sinneswahrnehmung des Menschen.

Diese breit gefächerte Ausrichtung verblüfft aus heutiger Perspektive. Für Albertus Magnus aber war solche Interdisziplinarität geradezu eine Voraussetzung für umfassende Erkenntnis. Schließlich wollte er nicht weniger als das Wissen seiner Zeit vollständig erfassen und in Lehrbüchern verständlich darlegen. Der "doctor universalis", wie er später auch genannt wurde, kannte die antike und die zeitgenössische Fachliteratur. Sein Bestreben, sich nicht auf Darlegung und Kommentierung von überliefertem Wissen zu beschränken, sondern dieses durch eigene Beobachtungen und Experimente zu hinterfragen und zu ergänzen, zeugt von einem geradezu modern anmutenden Forscherdrang.

Ein rastloser Reisender

Das Gesamtwerk Alberts, der schon zu Lebzeiten den Beinamen "Magnus" ("der Große") erhielt, erstaunt schon durch seinen bloßen Umfang. Die über siebzig Bücher und Abhandlungen, die der Gelehrte handschriftlich verfasste, würden mehr als 22000 Druckseiten füllen. Albertus Magnus schrieb in gleicher Weise zu Mineralogie, Botanik und Zoologie wie zu Kosmografie, Wetterkunde, Physiologie oder Psychologie. In einigen Wissenschaftsbereichen gelten seine Arbeiten als bahnbrechend. So verfasste er die erste ausführliche Darstellung der mitteleuropäischen Flora und bereitete der modernen Geografie den Weg. Sein Werk zur Gesteinskunde ist der erste Versuch, eine vollständige Systematik für Mineralien zu entwickeln.

Ähnlich facettenreich wie Alberts wissenschaftliche Interessen war sein Leben. Als erster Deutscher erhielt er eine Professur in Paris, an der berühmtesten Universität seiner Zeit. In Köln engagierte er sich bei der Gründung der ersten Hochschule im deutschsprachigen Raum. Und nicht nur im akademischen Bereich erlangte er großes Ansehen: Der Dominikaner wurde auch zum Leiter der deutschen Provinz seines Ordens gewählt und schließlich zum Reichsbischof ernannt. Er fungierte oft als Schiedsrichter und Vermittler bei Streitigkeiten.

Bis ins hohe Alter blieb Albertus Magnus nicht nur geistig mobil: Ob Rom, Riga, Paris, Antwerpen oder Basel – im Laufe seines Lebens durchquerte er ganz Mitteleuropa. Gemäß den strengen Regeln seines Bettelordens bewältigte er alle Reisen zu Fuß.

Auf seinen Wanderungen hatte Albert nicht nur Gelegenheit, naturkundliche Beobachtungen durchzuführen, sondern er konnte auch die verschiedensten Bibliotheken aufsuchen. Er stützte sich auf eine erstaunlich umfangreiche Literaturkenntnis, obwohl die relevanten Schriften zum Teil an weit entfernten Orten lagerten. In seinem Buch zur Mineralienkunde merkte Albertus Magnus deshalb stolz an, er habe sich die Literatur sorgfältig in aller Welt beschafft. Da der Gelehrte manche seiner Werke in unruhigen Lebensphasen verfasste, musste er viele seiner Quellen im Gedächtnis haben.

In der Tradition der Scholastik des 13. Jahrhunderts stehend, nahm Albertus Magnus Bezug auf anerkannte Autoritäten und in der Gelehrtenwelt weit verbreitete Autoren wie Augustinus, Aristoteles, Hippokrates, Galen, Seneca oder Plinius. Seine Kenntnisse gingen jedoch weit darüber hinaus.

So zitierte er auch eine Vielzahl weniger bekannter Schriftsteller sowie Gelehrter aus dem arabischen und jüdischen Kulturkreis. Albert war der erste abendländische Gelehrte, der die Schriften von Moses Maimonides, dem wichtigsten jüdischen Religionsphilosophen des Mittelalters, umfassend rezipierte. Bei zahlreichen Fragestellungen bezog er sich auf Averroes, den bedeutenden Aristoteles-Kommentator aus dem maurischen Spanien. Und insbesondere bei Darlegungen zu Medizin, Anatomie, Physiologie und Naturbeobachtung berücksichtigte Albert die Erkenntnisse des Mediziners und Philosophen Avicenna (siehe Spektrum der Wissenschaft 1/2003, S. 84) sowie zahlreicher anderer islamischer Ärzte. Allerdings war Albert stets auf lateinische Übersetzungen angewiesen, da er selbst weder Arabisch noch Griechisch beherrschte. Seine Quellen sind trotzdem so vielfältig, dass sie kaum vollständig rekonstruiert werden können.

Eine eigene Forschungseinrichtung, das Albertus-Magnus-Institut in Bonn, ist seit 1931 mit einer kritischen Edition von Alberts Gesamtwerk beschäftigt. Diese "Editio Coloniensis" ist auf etwa siebzig Teilbände angelegt, von denen bisher 24 erschienen sind.

Aristoteles als Herausforderung

Alberts wissenschaftliches Hauptanliegen galt eindeutig dem griechischen Philosophen Aristoteles. Wahre Philosophie muss mit Aristoteles rechnen, verkündete er programmatisch und nahm sich ein gigantisches Projekt vor: das gesamte Werk des Aristoteles für seine Zeitgenossen zu kommentieren und verständlich zu machen. Mit der Verwirklichung dieses Vorhabens trug Albertus Magnus entscheidend dazu bei, das geschlossene, von Augustinus und Plato geprägte Weltbild durch aristotelisches Gedankengut aufzubrechen. Er versuchte, die rationale, innerweltliche, auf natürliche Ursachen ausgerichtete Philosophie des Aristoteles mit dem christlichen Weltbild zu vereinbaren. Selbstverständlich war Aristoteles schon zuvor im Abendland bekannt gewesen, doch Albert verhalf ihm zum entscheidenden Durchbruch und initiierte damit eine geistesgeschichtliche Revolution.

Manche zeitgenössischen Theologen beargwöhnten jedoch diese intensive Beschäftigung mit der antiken Philosophie, war sie doch mit der konsequenten Anwendung der Vernunft verbunden. Albert beklagte sich, dass gerade jene, die auf Grund ihrer Faulheit unfähig seien, versuchten, andere, die ihnen wissenschaftlich überlegen seien, in Misskredit zu bringen. Die Parallelen, die er zu historischen Persönlichkeiten zieht, lassen ahnen, welch massiver Kritik er zeitweilig ausgesetzt war: Solche Leute haben den Sokrates getötet, haben Platon aus Athen gejagt, haben gegen Aristoteles gearbeitet und ihn zur Auswanderung gezwungen. Solche Menschen sind in der Gemeinschaft der Wissenschaftler das, was die Leber im Körper ist: Wie die ausfließende Galle den ganzen Körper verbittert, so gibt es auch im wissenschaftlichen Leben einige überaus bittere und gallige Menschen, die allen anderen das Leben verbittern und es nicht zulassen, in wohltuender Zusammenarbeit die Wahrheit zu suchen.

Später wurde Albert vorgeworfen, lediglich ein "Affe des Aristoteles" zu sein, der dessen Ansichten autoritätsgläubig übernehme. Doch Albertus Magnus selbst wies durchaus darauf hin, dass Aristoteles als fehlbarer Mensch zu betrachten sei. Die Zuverlässigkeit seiner wissenschaftlichen Quellen beurteilte er kritisch je nach Fachgebiet: In Glaubens- und Sittenfragen muss man dem Augustinus mehr trauen als den Philosophen. Spräche er aber über Medizin, so würde ich dem Galen oder Hippokrates mehr Glauben schenken. Würde er sich dagegen über naturwissenschaftliche Dinge äußern, so glaubte ich mehr dem Aristoteles oder einem anderen Fachmann der Naturkunde.

Suche nach natürlichen Ursachen

In seinen naturwissenschaftlichen Schriften ging Albertus Magnus in der Regel vom aristotelischen Wissenskatalog aus. Zum Thema Gesteine stand jedoch kein Werk des Griechen zur Verfügung. Albert musste seine Abhandlung zur Gesteinskunde, "De mineralibus", also weitgehend selbstständig konzipieren. Sie gilt heute als Pionierarbeit der Mineralogie. Neben der Auflistung und Beschreibung einzelner Edelsteine, Metalle und Steinsalze beschäftigte sich Albert insbesondere mit der Natur der Steine, mit ihrer Entstehung und Zusammensetzung. Dabei griff er auf die aristotelische Vorstellung von den vier Elementen Wasser, Erde, Feuer und Luft zurück. Als elementare Kräfte sind sie der "Baukasten" der Natur und bestimmen die Eigenschaften aller Dinge. Wasser und Erde tendieren beispielsweise nach unten, Feuer und Luft streben nach oben. Albert wandte die antike Lehre von den vier Elementen auf alle Bereiche der Naturkunde an. Ausgehend von dieser damals gängigen Theorie argumentierte er jedoch rational und ursachenorientiert. So erklärte er in "De mineralibus": Aufgabe der Naturwissenschaft ist es nicht, alles, was berichtet wird, einfach hinzunehmen. Sie hat vielmehr die Ursachen im Naturgeschehen zu ergründen.

Gesteine, so legt Albert dar, bestünden vor allem aus Erde, dem schwersten aller Elemente, und gehen daher im Wasser unter. Für Ausnahmen wie den auf dem Wasser schwimmenden Bimsstein gibt er eine experimentell überprüfbare Erklärung: In den Bimsstein sei Luft eingeschlossen, die ihn trage; zermahle man jedoch den Bimsstein, so sinke der entstandene Sand nach unten.

Mit einem Bergkristall führte Albert einen optischen Versuch durch: Wenn man ihn in einem Innenraum so vor sich hält, dass ein Teil im Sonnenlicht ist und ein Teil im Schatten, so wirft er einen wunderschönen Regenbogen an die Wand ..., und deshalb wird er Iris genannt. In Analogie zum Regenbogen am Himmel sah er Wasserbestandteile im Kristall als Ursache für das Farbenspiel an.

In seinem Werk zur Wetterkunde "Meteora" berichtet Albertus Magnus, wie er zusammen mit vielen anderen im Jahr 1240 einen Kometen fast beim Nordpol sah. Die Wetterkunde fasste der mittelalterliche Gelehrte in Anlehnung an die aristotelische Vorlage sehr weit: Er verstand darunter die Betrachtung von dem, was in der Höhe entstanden ist oder in der Luft erzeugt wurde. Entsprechend behandelt er in "Meteora" Kometen und Feuerereignisse genauso wie Winde, Donner oder typische meteorologische Erscheinungen wie Nebel, Wolken oder Regen. Ausführlich diskutiert Albert beispielsweise die Ursache und den Entstehungsort des Regens sowie die runde Tropfenform, die er in der Schwere des Elements Wassers begründet sieht. Mit eingeschlossen werden in "Meteora" sogar Themen wie Erdbeben, Vulkanismus, die Entstehung von Ozeanen sowie Fäulnisprozesse, wobei Albert ebenfalls eigene Erfahrungen mit einfließen lässt. So habe er in der Lombardei im Winter 1222/23 ein Erdbeben erlebt und in Padua beobachtet, wie bei der Reinigung eines stillgelegten Brunnens ein Mann ums Leben kam, als er in den Schacht hinabstieg. Hier führt er Moderdämpfe als natürliche Ursache an.

In dem Fachgebiet, das wir heute als Geografie bezeichnen, war Albertus Magnus, wohl auch auf Grund seiner eigenen Reisetätigkeit, die genaue Kenntnis der natürlichen Orte ein großes Anliegen. Die zu seiner Zeit üblichen Weltkarten lieferten kaum exakte geografische Informationen. Sie waren eher symbolhaft und sollten die Welt und ihre Heilsgeschichte veranschaulichen (siehe linkes Bild auf Seite 72). Ebenso waren mittelalterliche Wegekarten, wie sie etwa für Pilgerreisen zur Verfügung standen, keine geografischen Landkarten im modernen Sinn, sondern eher grobe Beschreibungen des Weges, die wichtige Stationen auflisteten. Um die Planung der Reise zu erleichtern, wurden in diesen so genannten Itinerarien Distanzen meist in Tagesstrecken angegeben.

"Orientierte" Karten

Albertus Magnus jedoch begann bereits damit, die Geografie als eine exakte Wissenschaft zu betrachten. Mit Vehemenz unterstrich er in seinem Werk "De natura loci" die Bedeutung von genauen geographischen Informationen: Es gibt keine Naturwissenschaft ohne die genaue Kenntnis der geografischen Orte, ihrer Unterschiede und den Ursachen dafür; alle, die nicht nach diesen Dingen fragen, begehen einen schweren Fehler.

Folglich beschäftigte sich Albert mit Gestalt und Größe der Erde sowie mit der Erdoberfläche und dem Klima der verschiedenen Weltregionen. Für sein geografisches Werk, das um 1250 entstand, fertigte er eine Skizze der bekannten bewohnbaren Erde an. Wie damals üblich, ist seine Darstellung nicht wie heute nach Norden, sondern nach Osten (oriens) ausgerichtet: Sie ist orientiert.

In Anlehnung an die antike Lehre von den Klimazonen teilte Albert die bewohnbare Erde in verschiedene Klimata ein. Er legte dar, dass die Eigenschaften der geografischen Orte nicht allein durch ihre Lage, sondern auch durch Gewässer, Wälder und Berge oder durch die Reflexion der Sonnenstrahlen beeinflusst werden. Für die Gebiete von 56 Grad nördlicher Breite (das entspricht etwa der Höhe von Kopenhagen) vermerkte er, im Winter sei es dort so kalt, dass man den Platz am warmen Ofen nicht ohne Lebensgefahr verlassen könne. Das erste Klima begann für Albert am Äquator. Obwohl antike Autoren dieses Gebiet wegen der großen Hitze für unbewohnbar hielten, mutmaßte er, dass auch auf der südlichen Erdhalbkugel Menschen lebten.

Kugelrunde Erde

Auch wenn es dem üblichen Bild vom "rückständigen" Mittelalter widerspricht: Albertus Magnus und die gesamte Gelehrtenwelt des 13. Jahrhunderts waren überzeugt, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel sei. Albert stützte sich dabei hauptsächlich auf Aristoteles und nannte eine Reihe von Gründen für die Kugelgestalt: So können die Auf- und Untergänge der Gestirne im Osten früher, im Westen später beobachtet werden. Bei Reisen nach Süden werden neue Sternbilder sichtbar; je weiter man sich aber im Norden befindet, umso mehr Sterne bleiben stets über dem Horizont. Und wenn man sich per Schiff einer Küste nähert, werden wegen der gekrümmten Wasserfläche zuerst die Bergspitzen und dann erst die Küstenlinie sichtbar. Als weiteres Argument dienen die Beobachtungen bei einer Mondfinsternis: Der stets runde Schatten, den die Erde auf den Mond wirft, könne nur durch ihre Kugelgestalt erklärt werden.

Strittig indes war im Mittelalter die Frage, ob jenseits des bekannten Erdkreises Menschen leben könnten. Obwohl der Kirchenlehrer Augustinus die Existenz solcher "Antipoden" (wörtlich: "Gegenfüßler") abgelehnt hatte, argumentierte Albertus Magnus für die Bewohnbarkeit der südlichen Hemisphäre. "Unten", so Albert, sei ein relativer Begriff: Obwohl keiner der Bewohner der unteren Hemisphäre zu uns gekommen ist, kann daraus nicht geschlossen werden, dass niemand dort lebt, denn das Ausmaß des Ozeans, der diese Länder umgibt, erlaubt ganz einfach nicht, ihn segelnd zu überqueren. ... Keine Beachtung sollte denen geschenkt werden, die sich vorstellen, Menschen könnten diese Gebiete nicht bewohnen, da sie von der Erde fallen würden. Zu behaupten, dass die fallen könnten, welche die Antipodenseite bewohnen, mit anderen Worten die, welche ihrer Füße entgegengesetzt zu unseren haben, kann nur das Ergebnis der Ignoranz der einfachen Leute sein. Der untere Teil der Erde sollte nicht im Verhältnis zu uns, sondern in absoluter Weise gesehen werden. Was absolut unterhalb ist, was also von überall aus unten genannt werden muss, ist der Mittelpunkt der Erde.

Die Vorstellung, alle Materie strebe zur Weltmitte, diente Albert auch zur Erklärung der Kugelgestalt der Erde. Seine Argumentation stützte sich dabei wiederum auf die Lehre von den vier Elementen: Besonders die beiden schweren Elemente Erde und Wasser ziehe es zum Mittelpunkt der Welt. Da sie sich in diesem Bestreben eng zusammenballten, so Albert, würden sie notwendigerweise die Kugelgestalt der Erde bedingen.

Kenner der heimischen Fauna

Ebenso wie Alberts kosmografische Schriften ist auch sein zoologisches Werk "De animalibus" noch als Originalmanuskript erhalten. Vor wenigen Jahren erschien in Baltimore (Maryland) die erste vollständige und kommentierte, mehr als 1700 Seiten umfassende Übersetzung dieses Werks aus dem Lateinischen. Alberts ausgesprochen umfangreiche Tierkunde behandelt Insekten und Spinnen ebenso wie Fische und den Menschen. Ganz deutlich hebt sich "De animalibus" von den im Mittelalter weit verbreiteten allegorischen und moralisierenden Tierbüchern, den so genannten Bestiarien, ab. Albertus Magnus beabsichtigte vielmehr, alle bekannten Unterschiede der Tiere bezüglich Körper, Vermehrung, Ernährung und Verhalten anzuführen sowie die natürlichen Ursachen für solche Vielfalt zu erörtern. Durch die detaillierte Schilderung seiner Erfahrungen, Erkenntnisse und Erlebnisse erweist sich Albert als genauer Kenner der heimischen Fauna.

Seine häufigen Reisen nutzte der Bettelbruder offenbar auch, um Bauern, Fischer oder Jäger zu befragen. Aussagen, die ihm fabulös erschienen, bezweifelte er – unabhängig davon, ob sie vom gemeinen Volk oder von anerkannten Autoritäten stammten. Entschieden kritisierte er Aussagen, die in seinen Augen der Vernunft widersprechen. So hielt er die Behauptung des römischen Schriftstellers Plinius, es gäbe eine einäugige Reiherart namens monoculus für unlogisch: Es scheint, was er sagt, ist falsch und widerspricht der Natur. Denn so wie auf den Seiten zwei Flügel und zwei Füße wachsen, so ist es auch mit den Augen. Es wäre nicht sinnvoll, dass nur auf einer Seite ein Auge geformt wird, nicht aber auf der anderen Seite. Dieser Plinius sagt viele Dinge, die überhaupt nicht stimmen ...

Manche Angaben lehnte Albert deshalb ab, weil sie nicht mit seinen eigenen Beobachtungen übereinstimmten. Die Meinung, Geier würden nicht kopulieren und niemand hätte je ihre Nester gesehen, wies er als falsch zurück, da er von Geiern wüsste, die in den Bergen zwischen Worms und Trier brüteten. Auch könne man sie dort sehr häufig bei der Paarung beobachten.

Von Ameisenlöwen und Eisvögeln

Einer Erzählung aus dem damals weit verbreiteten und einflussreichen frühchristlichen Tierbuch "Physiologus", der Ameisenlöwe sei halb Ameise, halb Löwe und könne wegen seiner Doppelnatur keine Nahrung zu sich nehmen, entgegnete Albert: Ich habe es oft beobachtet und meinen Gefährten gezeigt, dass dieses Tier die Gestalt einer Zecke hat und sich im Sand verbirgt, wobei es eine halbkreisförmige Vertiefung in den Sand gräbt, deren Pol der Mund des Ameisenlöwen bildet. Wenn die Ameisen auf ihrer Nahrungssuche vorbeiziehen, dann fängt er sie und verschlingt sie; das haben wir öfter gesehen.

Albertus Magnus scheute sich nicht, Angaben, die wir heute nur noch belächeln, selbst zu überprüfen. Bei seiner Beschreibung des Eisvogels merkte er an: Man sagt von diesem Vogel, dass er auch dann noch seine Federn wechselt, wenn man ihn häutet und das Federkleid an einer Wand befestigt. Ich habe an mehreren von ihnen überprüft, dass dies nicht stimmt.

Großen Wert maß Albert der Erfahrung und der systematischen, "objektiven" Beobachtung bei. Er selbst schrieb dazu: Viel Zeit ist erforderlich, um festzustellen, dass bei einer Beobachtung alle Täuschung ausgeschlossen ist. ... Es genügt nicht, die Beobachtung nur auf eine bestimmte Weise anzustellen. Man muss sie vielmehr unter den verschiedensten Umständen wiederholen, damit die wahre Ursache der Erscheinung mit Sicherheit ermittelt wird.

Entsprechend zeigen sich im Werk des Albertus Magnus Ansätze zu eigenen Experimenten. Einer Ameise entfernte er die Fühler, um herauszufinden, ob die Insektenaugen auf den Antennen sitzen. Und bei der Biene merkte Albert an: Ich habe aber die Anatomie der Bienen in ihren einzelnen Körperabschnitten erforscht. Dabei findet sich im Hinterleib, der auf die Einschnürung folgt, eine helle Blase. Wenn man sie öffnet und kostet, enthält sie eine Flüssigkeit, die nach feinstem Honig schmeckt. Bemerkenswert ist diese Methode, durch Schmecken anatomische Zusammenhänge zu klären. Da bis zur Erfindung der Mikroskopie noch über 350 Jahre vergehen sollten, waren damals nur solche Strukturen zu erkennen, die mit bloßem Auge sichtbar waren.

Trotz solcher methodischer Limitationen wies Albert als Erster auf das ventral gelegene Strickleiternervensystem der Gliedertiere hin: Auf der Bauchseite ist bei den Krebsen eine Brücke, in der das Organ verläuft, das die bewegende Kraft vom Gehirn her bringt. Die rationale Deutung von Naturgeschehen, seine genaue und systematische Beobachtung wie auch seine Experimente machen Albertus Magnus zu einem Wegbereiter der modernen Naturwissenschaften.

Über den Menschen

Bei seinen Darlegungen zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen den Lebewesen wird der Mensch ganz selbstverständlich mit einbezogen. Entsprechend behandelte Albertus Magnus in seiner Tierkunde auch die Anatomie und Physiologie sowie das Verhalten des Menschen. Zudem verfasste er eine Reihe von Büchern zur Psychologie. Er schrieb unter anderem über Sinne und Sinneswahrnehmungen, über Gedächtnis und Wiedererinnern, über Lebensgeist und Atem, über Träume, Wachen und Schlafen.

Bedeutend ist sein Kommentar zur Seelenlehre des Aristoteles ("De anima"). Albert nahm diese aristotelische Schrift als Grundlage, erweiterte sie um Aussagen von arabischen Gelehrten wie Alfarabi, Avicenna oder Averroes und fügte zudem eigene Ausführungen und Beobachtungen ein. Ebenso verfuhr er in seinen drei Büchern über "Schlafen und Wachen" ("De somno et vigilia"; Bild Seite 77). Der Schlaf war für Albert eine Fessel der Sinne und der Bewegung. Schlafen sei ihm zufolge notwendig, damit der Spiritus sensibilis – nach antiker Vorstellung ein sehr feiner Stoff in den Gehirnventrikeln, der maßgeblich für die Sinneswahrnehmungen ist – sich zur regelmäßigen Erholung ins Körperinnere zurückziehen könne. Dadurch blockiere er die Fähigkeit der Wahrnehmung und die Willkürmotorik. Indem sich die Flussrichtung des Spiritus umkehre, komme es zum Traum.

Ob auch Tiere schlafen und träumen so wie der Mensch, darüber war man sich im Mittelalter im Unklaren. Albert bezog eindeutig Position: Um es kurz zu sagen: Jedes Tier wacht und schläft. Ein Tier, das Augenlider hat, wird sie im Schlaf schließen. Dass viele Tiere und nicht bloß der Mensch träumen, ist klar, da sie im Schlaf schreien. Das trifft für Pferd, Stier, Ziege, Hund und viele andere Vierbeiner zu, die lebend aus dem Mutterleib geboren werden. Hunde bellen manchmal im Schlaf, und viele andere Vierbeiner machen Ähnliches. Der Schlaf von Fischen ist bekannt aus der Tatsache, dass viele Fische gefangen werden, wenn sie vom Schlaf überwältigt werden.

Träumen und Schlafwandeln

Ängste und Wünsche seien es, so Albert, die den Trauminhalt bestimmen. Hunger lasse uns von Speisen träumen, und Begierde führe zu sexuellem Traumerleben, das bis zum Erfahren des Koitus gehen könne. Albert diskutierte auch die Traumdeutung sowie die aus Träumen abzuleitenden Prophezeiungen. Dazu meinte er: Nicht ganz leugnen lässt sich, dass Träume manchmal etwas bedeuten. Wer hat nicht schon selbst Träume gehabt, die später eingetroffen sind. Andererseits sind sie niemals ganz zu bejahen. Albert wusste auch, dass wir selten von Gerüchen träumen. Er erklärte dies mit einer allgemeinen Schwäche des menschlichen Riechvermögens. Und obwohl neuere Forschungsergebnisse zur olfaktorischen Wahrnehmung zeigen, dass Albert den Geruchssinn des Menschen deutlich unterschätzt hatte, spricht eine europaweit durchgeführte Studie zum Schlafverhalten (das so genannte Siesta-Projekt) für seine Vermutung: Die Probanden berichten tatsächlich fast nie von "duftenden" Traumerlebnissen.

Dem Phänomen des Schlafwandelns widmete Albert ein eigenes Kapitel: Wenn der Schlaf auch eine Fessel für die Sinne und die Bewegungen ist, so muss man doch wissen, dass bestimmte Menschen sich trotzdem bewegen und dabei Tätigkeiten ausführen, ganz so, als wären sie wach: Sie können zum Beispiel im Schlaf herumgehen oder reiten oder irgendetwas suchen oder Feinde verfolgen und dieselben vielleicht sogar töten – und kehren dabei doch als Schlafende zum Bett zurück. Diese Schilderung von Somnambulismus mag zunächst abwegig klingen, doch wird in der modernen schlafmedizinischen Literatur neben den bekannten automatischen Verhaltensweisen in seltenen Fällen auch von aggressiven Handlungen während somnambuler Episoden berichtet. Viele der Beobachtungen Alberts sind also auf der phänomenologischen Ebene durchaus zutreffend, die meisten physiologischen Erklärungsansätze entsprechen jedoch dem Erkenntnisstand der damaligen Zeit und sind längst überholt. Dennoch ist in Alberts psychologischen Schriften eine weitgehend "naturwissenschaftliche" Betrachtungsweise des Schlafens und Wachens wie auch der Träume unverkennbar.

Pflanzenkundig

Besonders in den sieben Büchern von "De vegetabilibus" findet sich eine Vielzahl von Hinweisen zur Heilkunde. So empfahl Albertus Magnus als Abhilfe bei nächtlichen Albträumen, die Früchte der Pfingstrose zusammen mit Honigwein zu trinken. Bei seiner Heilkunde stützte er sich auf die antike Lehre der vier "Körpersäfte": Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Diesen wurden spezifische Eigenschaften und Temperamente zugeschrieben. Die richtige Mischung der vier Säfte, so die damalige Vorstellung, bedeute seelische Ausgeglichenheit und körperliche Gesundheit, ein Ungleichgewicht der Säfte hingegen führe zur Krankheit. Heilpflanzen mit ihren Eigenschaften "warm", "kalt", "trocken" oder "feucht" sollten dazu beitragen, die Säfte wieder ins rechte Lot zu bringen. Obwohl Albertus Magnus auf die Wirkung und die Verwendung von Pflanzen hinweist, unterscheidet sich seine Pflanzenkunde von den damals üblichen, primär heilkundlich ausgerichteten Kräuterbüchern.

Albert betonte, sein Traktat über Kräuter sei anders, als es von einem Arzt besprochen wird. Weitgehend ohne zeitgenössische Parallelen ist sein Interesse an den Pflanzen an sich. Breiten Raum nimmt in "De vegetabilibus" die allgemeine Botanik ein. Albert diskutiert darin die Natur der Pflanzen, ihre Wachstumsbedingungen und Wuchsformen, das Aussehen und den Aufbau ihrer Blätter, Blüten, Samen und Früchte. Er behandelt deren Form, Farbe, Geruch und Geschmack. Etwa 390 Bäume und Kräuter werden einzeln vorgestellt. Zudem beschreibt Albert die Kultivierung von Pflanzen, den Wein- und Ackerbau sowie die Bepflanzung von Zier- und Obstgärten.

Bemerkenswert sind einige seiner morphologischen Überlegungen. So differenziert er präzise zwischen Dornen und Stacheln – eine Unterscheidung, die heute noch in der Botanik gültig ist. Die Ranken des Weines erkennt er als blattgegenständig. Da sie wie die Reben stets einem Blatt gegenüberstehen, vermutet er, sie könnten unentwickelte Trauben sein. Mit solchen ausführlichen Darstellungen der mitteleuropäischen Flora entwickelte sich Albertus Magnus zu einem Botaniker, dessen Leistungen mehrere Jahrhunderte lang nicht übertroffen wurden.

In Alberts naturkundlichen Werken lassen zahlreiche, detaillierte Beschreibungen zur mittelalterlichen Alltagskultur und Technik erkennen, dass er auch reges Interesse an den praktischen Dingen des Lebens zeigte. Bei seinen botanischen Erläuterungen über die Kiefer erklärt Albertus Magnus genau, wie ein Doppelofen zur Gewinnung von Holzteer aufgebaut ist. Und unter dem Stichwort Eiche schreibt er nicht nur über das Aussehen des Baumes, sondern auch über die Herstellung von schwarzer Tinte aus Eichengallen und Eisen. In "De animalibus" empfiehlt er, Schuhsohlen aus Eselsleder anzufertigen, da er dieses für besonders robust und widerstandsfähig hält. Allerdings würde das Leder mit der Zeit so zäh werden, dass man es nicht mehr am Fuß ertragen könne.

Ein Leben in Wanderschuhen

Das naturkundliche Interesse des Albertus Magnus regte sich wohl schon in jungen Jahren. Einen Hinweis darauf liefert etwa in "De animalibus" die Beschreibung einer Falkenjagd, die er mit den Worten einleitet: Als ich noch jung war und mit den Hühnerhunden auf die Jagd ging ... Auch waren Albert, der um 1200 in Lauingen an der Donau geboren wurde, Fauna und Flora seines Heimatflusses vertraut. So erwähnt er, wie er von seinem Wohnsitz aus Fische beobachtet habe. Als etwa Zwanzigjähriger verließ "Albert von Lauingen" seine schwäbische Heimat, um an der Universität Padua die freien Künste zu studieren. Im deutschsprachigen Raum gab es zu jener Zeit noch keine Hochschule. Bereits hier zeigt sich Alberts Pioniergeist: Die Universität Padua war erst 1222 gegründet worden. In der oberitalienischen Stadt schloss sich Albertus Magnus den Dominikanern an, einem noch jungen Bettelorden. Bildung und wissenschaftliche Betätigung wurden bei den Dominikanern von Anfang an als äußerst wichtig angesehen.

Das weitere Leben des Bettelbruders war geprägt durch ausgedehnte Reisen, die er gemäß den Regeln seines Ordens stets zu Fuß bewältigte. Zunächst begab er sich zur theologischen Ausbildung nach Köln. Dann unterrichtete er selbst etwa zehn Jahre lang an mehreren deutschen Ordensschulen, darunter Regensburg, Hildesheim, Freiburg und Straßburg. Um 1240 wurde Albert zur Weiterbildung nach Paris geschickt, wo sich die angesehenste und berühmteste Universität seiner Zeit befand. Dort erhielt Albert als erster deutschsprachiger Dominikaner den Titel eines Magisters und übernahm einen Lehrstuhl. Er begann, sich als Theologe, Philosoph und Naturwissenschaftler einen hervorragenden Namen zu machen. In Paris erwarb er sich das Wissen und das Ansehen, die ihm als einzigem Gelehrten in der Geschichte den sonst bedeutenden Herrschern vorbehaltenen Beinamen "der Große" einbrachten. Einer seiner Schüler wurde Thomas von Aquin. Zusammen mit ihm ging Albert Ende der 1240er Jahre zurück nach Köln, um dort ein studium generale aufzubauen. Die dominikanische Ordenshochschule gilt als erste deutsche Hochschule und als Vorläuferin der Universität Köln.

Krisenmanager

Albertus Magnus verstand sich nie als Gelehrter im Elfenbeinturm. Dies verdeutlicht insbesondere sein umfassendes Engagement im pastoralen und gesellschaftlichen Bereich. Seine Befähigung als Krisenmanager stellte er in Regensburg unter Beweis, wo er 1260 als Albert II. das Bischofsamt übernahm. Innerhalb weniger Monate gelang es ihm, den desolaten Zustand und die finanzielle Misere des Bistums zu beheben. Das Amt des Reichsbischofs von Regensburg hatte Albert allerdings nur zwei Jahre inne: Kaum hatte er die Diözese geordnet, trat er zurück.

Albert besaß nicht nur Organisationstalent, sondern auch hervorragende Fähigkeiten als Friedensschlichter und Vermittler: 25 Schiedsverfahren und Friedensvermittlungen von ihm sind überliefert. Dabei ging es um so unterschiedliche Probleme wie Begräbnisrechte, das Münzwesen, Patronatsrechte oder Zehnte. An der päpstlichen Kurie verteidigte er die Bettelorden vor den Angriffen durch den Weltklerus. Am bekanntesten sind Alberts Leistungen bei der Vermittlung zwischen der aufbegehrenden Kölner Bürgerschaft und ihrem Stadtherrn, dem Erzbischof. Alberts Kölner Schiedsspruch von 1258 ging als "Großer Schied" in die Geschichte ein. Bis heute gilt dieses Dokument als erste Kölner Verfassungsurkunde.

Alberts Ruhm verbreitete sich schon zu seinen Lebzeiten. Mein Lehrer, der Herr Albert ist wahrhaft ein Staunen erregendes Wunder unserer Zeit – so pries ihn sein Schüler Ulrich von Straßburg. Doch stand er oft im Ruf, ein Magier und Zauberer zu sein – magnus in magia. Seine Bedeutung als Wissenschaftler wurde erst im 20. Jahrhundert in vollem Umfang gewürdigt. 1941 wurde er schließlich zum Patron, Fürsprecher und Vorbild aller Naturwissenschaftler ernannt.

Noch heute faszinieren das umfassende Wissen und die Vielseitigkeit des Albertus Magnus, sein Forscherdrang auf allen Gebieten und seine immense Neugier auf die Welt. Wissen wollen, um des Wissens willen, ist für ihn eine ernsthafte Beschäftigung und kein eitles Unterfangen. Dieses unermüdliche Streben nach Wissen machte ihn zu einem Experten auf vielen Gebieten und prägte eine Interdisziplinarität, welche wir in diesem Umfang gar nicht mehr erreichen können. Kritisch setzte er sich mit den Autoritäten aus den jeweiligen Fachdisziplinen auseinander. Sein Vertrauen auf die Vernunft, sein Bestreben, die natürlichen Ursachen im Naturgeschehen zu erforschen, und sein Pochen auf die Bedeutung von Beobachtung und Erfahrung lassen uns das mittelalterliche Universalgenie rückblickend als Pionier der modernen Naturwissenschaft erscheinen.

Literaturhinweise


Albertus Magnus. Von Walter Senner (Hg.). Akademie-Verlag, Berlin 2001.

Die Wahrnehmungspsychologie und Sinnesphysiologie des Albertus Magnus. Von Peter Theiss. Lang, Frankfurt am Main 1997.

Albertus Magnus, On Animals: A Medieval Summa Zoologica. Übers. und Kommentar von K. F. Jr. Kitchell und M. Resnick, Baltimore 1999.


Kurzbiografie von Albertus Magnus

  • um 1200 in Lauingen an der Donau geboren
  • 1223 Student der freien Künste in Padua; Eintritt in den Dominikanerorden
  • nach 1223 Theologiestudium und Priesterweihe in Köln
  • um 1228-1240 Lesemeister (Lektor) in verschiedenen Dominikanerklöstern
  • um 1240 Er geht an die Universität Paris, wo er 1245 den Titel eines Magisters der Theologie erwirbt und danach drei Jahre lang lehrt; intensive Beschäftigung mit Aristoteles und der jüdisch-arabischen Philosophie
  • 1248 Rückkehr nach Köln, begleitet von seinem Schüler Thomas von Aquin; Leitung des dort neu gegründeten studium generale, der ersten deutschen Ordenshochschule der Dominikaner
  • 1252 Er vermittelt in einem Rechtsstreit zwischen dem Erzbischof von Köln und den Bürgern der Stadt ("Kleiner Schied")
  • 1254-57 Provinzial (Leiter) der deutschen Dominikanerprovinz; umfangreiche Reisen innerhalb und außerhalb Deutschlands
  • 1258 erneute Vermittlung zwischen Bischof und Bürgerschaft von Köln ("Großer Schied")
  • 1260-1262 Bischof von Regensburg; Sanierung des Bistums
  • 1263-1264 Er zieht als Kreuzzugsprediger durch Deutschland und Böhmen
  • nach 1264 Lehrtätigkeit in Würzburg und Straßburg
  • 1269/1270 endgültige Rückkehr in das Dominikanerkloster Hl. Kreuz in Köln
  • 1280 am 15. November in Köln gestorben
  • 1931 Heiligsprechung und Ernennung zum Kirchenlehrer
  • 1941 Ernennung zum Patron der Naturwissenschaftler


Aus: Spektrum der Wissenschaft 11 / 2003, Seite 70
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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