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Tagebuch: Texus 44, die vierte: Endlich - Start geglückt!

Start der Mission TEXUS in Kiruna
Das Warten hat ein Ende! Die Journalisten, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt eingeladen hatte, sind zwar längst alle wieder abgereist. Denn der am 31. Januar geplante Start der Texus-44-Rakete hatte mehrfach verschoben werden müssen. Nun aber klappte es: im siebten (!) Anlauf.
5-4-3-2-1-Zero! | Texus 44 startet vom Raketenstartplatz Esrange und sorgt dafür, dass die mitfliegenden Experimente 379 Sekunden lang unter Bedingungen der Schwerelosigkeit ablaufen können.
Zwar erschienen auch gestern, am Morgen des 7. Februar, die Bedingungen für den Start alles andere als günstig – die Prognosen ließen erneut auf Schneefall rund um den nordschwedischen Esrange-Startplatz bei Kiruna und auf schlechte Sichtbedingungen für die Hubschrauberpiloten schließen. Dennoch wurde der Countdown erneut gestartet, ob aus Trotz oder womöglich schlicht aus Gewohnheit. Es sah jedenfalls lange nicht danach aus, dass der „Launch“endlich gelingen würde. Gegen acht Uhr morgens kam erneut das Urteil der Piloten: Kaum Sicht, die Helikopter müssen am Boden bleiben.

Die durchschnittliche Verschiebung von Texus-Starts liegt bei vier Tagen, diesmal ging es den Einsatzleitern daher wohl zu weit: Mit einer erneuten Verschiebung wollten sie sich nicht abfinden. Anstatt den Count-down abzubrechen, beschlossen sie, ihn lediglich zu unterbrechen – und auf besseres Wetter zu hoffen. Die Windverhältnisse waren schließlich gut. Doch der Rückschlag folgte prompt: Es kam zu einem Schneeschauer, der Start schien nun endgültig unmöglich zu sein. Kurze Zeit später aber klarte der Horizont über Kiruna plötzlich wieder auf. Und die Verantwortlichen beschlossen: Jetzt oder nie!

In aller Eile bauten die Forscher ihre Experimente in das Nutzlastmodul der Rakete ein – vor allem biologisch-medizinische Versuche lassen sich bei Verschiebungen nicht einfach neben der Rampe lagern. Dann wurden die Türen im Blockhaus geschlossen und Texus 44 zum Abschuss freigegeben. Nun begann das Zittern. Schließlich sind mit einem Erfolg der Mission auch persönliche Schicksale verbunden. Ein Misserfolg würde manches Jahr wissenschaftlicher Arbeit mit einem Schlag vernichten – ein Wagnis vor allem für die vielen beteiligten Doktoranden.

Doch der Count-down läuft reibungslos: 5-4-3-2-1-Zero! Begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall und einem spürbaren Beben zündet um 12 Uhr 30 Ortszeit die erste Raketenstufe und Texus 44 zischt davon. Schnell steigt die Rakete dem Himmel entgegen. Ihren Scheitelpunkt erreicht sie in einer Höhe von 264 Kilometern, dann stürzt sie wieder dem Boden entgegen. Während des Flugs herrschten 379 Sekunden Schwerelosigkeit – genug Zeit für die Forscher, um per Fernsteuerung ihre Experimente durchzuführen. Fünf Kilometer über dem Erdboden öffnen sich schließlich die Fallschirme und das Nutzlastmodul landet sicher im menschenleeren Zielgebiet um Kiruna.
Bergung des Nutzlastmoduls | Nach heftigem Schneegestöber klarte sich der Himmel über Kiruna doch noch auf, sodass die Hubschrauber starten und das Nutzlastmodul von Texus 44 mit den wissenschaftlichen Experimenten bergen konnten.

Erst jetzt löst sich die Anspannung unter den Forschern, im Kontrollraum bricht Jubel aus. Die Mission ist erfüllt und bald beginnt die aufwändige Detailarbeit im heimischen Labor, wo die Versuchsergebnisse ausgewertet werden. Allerdings können nicht alle Wissenschaftler die Heimreise antreten. Denn nach Texus 44 kommt gleich Texus 45 auf die Rampe, deren Start ursprünglich für den 7. Februar geplant war. Die daran beteiligten Wissenschaftler müssen nun mindestens sechs weitere Tage ausharren, nämlich bis zum 14. Februar. Wenn dann nur mal das Wetter mitspielt! Doch Raketenstarts haben schließlich ihre eigenen Gesetze…

Christoph Marty

P.S.: Übrigens hat auch das DLR selbst ein Texus-44-Tagebuch online gestellt. Den Link finden Sie in der linken Leiste.

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