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Mikrobiologie: Antibiotika als Nahrung

Bakterienkultur
Antibiotika sind immer noch die schärfste Waffe gegen Bakterien. Allerdings droht sie durch zunehmende Resistenzen stumpf zu werden. Vor diesem Hintergrund wirkt das Ergebnis einer neuen Untersuchung schockierend. Demnach sind Hunderte von Bodenbakterien nicht nur resistent gegen die Medikamente – sie können sich sogar davon ernähren.

Das entdeckte nun eine Arbeitsgruppe um George M. Church von der Harvard Medical School in Boston (Massachusetts). Die Forscher testeten 18 verschiedene Antibiotika – sowohl natürliche als auch synthetisch hergestellte – an Mikroben aus elf verschiedenen Böden. Stets fand sich mindestens eine Bakterienart, die eine der Substanzen nicht nur vertrug, sondern auch als Nahrung verwerten konnte: Sie überlebte selbst dann, wenn das Antibiotikum die einzige verfügbare Kohlenstoffquelle war. Bekannte Krankheitserreger befanden sich zwar nicht darunter. Allerdings waren einige der Antibiotika-Gourmets nah mit pathologischen Keimen verwandt. Sie könnten ihre Resistenzen daher leicht durch Gentransfer an Arten weitergeben, die dem Menschen gefährlich werden.

Im Grunde sind die Befunde der Bostoner Forscher gar nicht so überraschend. Schließlich handelt es sich bei vielen Antibiotika um natürliche Kampfstoffe. Pilze und Bakterien produzieren sie, um damit das Wachstum konkurrierender Mikroorganismen zu hemmen. Als Gegenreaktion haben viele Bakterien deshalb Resistenzen gegen diese Substanzen entwickelt.

Malte Jessl

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