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Warum pflanzt man Bäume, um Trüffeln zu züchten?

Lange Zeit hatten Feinschmecker ein enormes Problem: Trüffeln sind zwar ungemein schmackhaft, aber auch schwer zu finden. So liefen Generationen von Genießern und Geschäftstüchtigen hinter Schweinen und Hunden her, um den exquisiten Pilz auszubuddeln. Dieses lästige Unterfangen wollte man natürlich umgehen und machte sich daran, Trüffeln einfach zu züchten - ohne jeden Erfolg. Warum ist der Versuch, die unförmigen Knollen in Monokultur anzubauen, zum Scheitern verurteilt?

Die Antwort auf diese Frage führt zu einem Phänomen, mit dem sich die Mykologie, also die Pilzkunde, seit Jahren beschäftigt: der Mykorrhiza, einer Symbiose von Pilz und Pflanze. Von Forschern auch als WWW – Wood Wide Web – bezeichnet, gibt es in unseren Waldböden ein ausgedehntes Netz von Baum- und "Pilzwurzeln". Wie das World Wide Web die Welt vernetzt das Wood Wide Web – ein Waldgebiet.

Die Pilze, von denen man für gewöhnlich nur den oberirdischen Fruchtkörper zu sehen bekommt, bestehen vor allem aus einem Geflecht von wurzelähnlichen Fäden, das sich teilweise kilometerweit ausbreitet. Diese Fäden, das Myzel, verwachsen mit den Wurzeln der Bäume und zapfen deren Zuckerversorgung an. Auch der Baum profitiert von der Fusion, denn durch sein ausgedehntes Netzwerk erschließt der Pilz ein großes Angebot an Nährstoffen und Wasser. Die für Pflanzen nur schwer zugänglichen Phosphate und Nitrate liefert der Pilz, der seinerseits mit den lebensnotwendigen Kohlenwasserstoffen versorgt wird.

Den Baum kostet diese Partnerschaft immerhin bis zu 30 Prozent seiner Fotosyntheseprodukte. Anders als Bodenpilze – etwa der Champignon – sind Mykorrhiza-Pilze auf eine Symbiose angewiesen. Und das erklärt, warum auch die Trüffel nicht ohne ihren Partner gezüchtet werden kann. Im Übrigen gilt das ebenso für Steinpilze, Pfifferlinge und die meisten anderen Waldpilze. Da die Trüffel aber komplett unterirdisch wächst und nicht wie Steinpilz und Co. durch einen oberirdischen Fruchtkörper zu finden ist, gestaltet sich die Trüffelsuche wesentlich schwieriger.

Wegen seines Marktwerts – der Preis für ein Kilogramm des Edelpilzes reicht heute bis zu 15 000 Euro – hat sich schon der ein oder andere über die Zucht der Knolle den Kopf zerbrochen. In den französischen Trüffelhainen, den Truffièren, begann man irgendwann damit, aus einem Trüffelgebiet importierte Eichen zu pflanzen und darauf zu hoffen, dass sich das wertvolle Myzel bildet. Heutzutage kann man so genannte Trüffelbäumchen sogar im Internet kaufen. Weil sie künstlich mit dem Pilz infiziert wurden, findet man auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ein Knöllchen unter der Erde – bis dieses zu einer essenswerten Größe heranwachsen ist, dauert es allerdings trotzdem mindestens vier Jahre.

Schweine sind in Italien übrigens mittlerweile von der Trüffelsuche ausgeschlossen, weil sie das Wurzelwerk zerstören. Ohnehin fühlen sich die Säue aber zu den Trüffeln – die scheinbar wie Eber riechen – so stark hingezogen, dass sie den Pilz oft schon verputzt haben, bevor der Pilzsucher etwas davon merkt.

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