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Wie unterscheidet man eigentlich einen See von einem Meer?

Das ist doch klar, denkt man zunächst. Doch bereits ein Blick in den deutschen Norden lässt erahnen, dass diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten ist: In Ostfriesland nämlich wird das Meer - also die Nordsee - als "See" bezeichnet, die vielen Binnen- und Hochmoorseen dagegen als "Meer".

Die Größe macht den Unterschied, mag man vielleicht meinen. Im Gegensatz zu den riesigen Wassermassen der Weltmeere, die etwa 71 Prozent der gesamten Erdoberfläche einnehmen, sind Seen einfach kleinere, stehende Gewässer. Doch diese Theorie hinkt bereits, wenn man den nordamerikanischen Lake Superior mit dem Marmarameer vergleicht. Der riesige See hat nämlich eine Oberfläche von etwa 82 000 Quadratkilometern. Das Meer, das zwischen der Balkanhalbinsel und Kleinasien liegt, misst dagegen nur 11 500 Quadratkilometer und käme damit auf der Rangliste hinter den größten Seen erst auf Platz 18.

Das Meer ist salzig, die Seen nicht, denkt man dann – und irrt schon wieder. Zwar ist der hohe Salzgehalt (Salinität) ein Merkmal des Meerwassers, und würde man dieses eindampfen, verbliebe eine Salzschicht mit einer Mächtigkeit von 50 Metern auf dem Meeresboden. Es gibt aber durchaus auch Seen, deren Wasser salzig ist: Der Salar de Uyuni in Bolivien beispielsweise ist mit 12 000 Quadratkilometern der größte Salzsee der Welt. Er enthält etwa zehn Milliarden Tonnen Salz, und seine Oberfläche ist zu einer zwei bis sieben Meter dicken Salzkruste erstarrt.

Der tatsächliche Unterschied zwischen einem See und einem Meer ist nun folgender: Meere stehen im offenen Austausch mit den Weltmeeren. Seen dagegen sind reine Binnengewässer, die nur über den so genannten hydrologischen Kreislauf, also Verdunstung und Niederschlag, mit den Ozeanen verknüpft sind. Das Kaspische Meer, Überrest des einstmaligen Weltmeeres Tethys, ist somit eigentlich ein See. Und will man einmal beim Baden nicht untergehen, sollte man das im Toten Meer versuchen – das natürlich auch ein See ist.

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