Direkt zum Inhalt

Wieso bekommen wir Schluckauf?

Was haben wir nicht alles schon probiert: Luft anhalten, Wasser trinken (am besten auf dem Kopf) oder uns erschrecken lassen. Der Schluckauf nervt. Warum wir ihn überhaupt bekommen, erklärte uns Philipp Federspil von den Universitätskliniken des Saarlandes in Homburg.

Bei dem Schluckauf handelt es sich um einen der sonderbarsten Reflexe des Menschen. Jeder hat ihn ab und an, und doch wissen wir bis heute nicht genau wieso.

Medizinisch gesehen handelt es sich beim Schluckauf um eine unwillkürliche, meist in unregelmäßigen Serien auftretende Muskelanspannung des Zwerchfells (und anderer Atemmuskeln) mit zeitlich kurz verzögertem Verschluss der Stimmritze im Kehlkopf. Durch den abrupten Stopp der Einatmung kommt es zum typischen "Hicksen".

Der Schluckauf ist ein normaler Reflex, vergleichbar mit dem Hustenreflex. Typische Auslöser für den Schluckauf sind Dehnungen des Magens oder der unteren Speiseröhre. Sie sind Folge zu schnellen Essens, Trinkens kohlensäurehaltiger Getränke oder einer Reizung durch scharfe, heiße oder kalte Nahrung. Auch die Alkoholaufnahme geht häufig mit einer Dehnung des Magens einher. Zudem setzt Alkohol die Reflexschwelle herab, weshalb der hicksende Betrunkene geradezu sprichwörtlich ist.

Nach einer entsprechenden Auslösung wird ein Nervenimpuls im Gehirn automatisch auf den Zwerchfell- und den Kehlkopfnerv umgeschaltet, ohne dass wir das beeinflussen könnten. In sehr seltenen Fällen kann ein Schluckauf auch durch einen Fremdkörper im Gehörgang ausgelöst werden, weil hier ein kleines Hautareal vom gleichen Nerv versorgt wird, der auch zum Kehlkopf zieht.

Immerhin wissen wir, dass bereits Babys im Mutterleib regelmäßig Schluckauf haben. Die Häufigkeit des Schluckaufs ist im Säuglingsalter, besonders nach der Nahrungsaufnahme, sehr hoch und nimmt dann im Lauf der Entwicklung ab, ohne jedoch je ganz zu verschwinden.

Zur Beantwortung der Frage, warum es den Schluckauf überhaupt gibt, werden drei Hypothesen diskutiert: Erstens könnte er der Atemgymnastik im Mutterleib dienen, um das Baby auf die Atmung nach der Geburt vorzubereiten. Zweitens könnte das Phänomen ein entwicklungsgeschichtliches Überbleibsel vom Wiederkäuen der Säugetiere sein. Und drittens diente der Schluckauf vielleicht dazu, unbekömmliche oder giftige Speisen mit Hilfe der plötzlichen Druckänderung im Brustkorb aus der unteren Speiseröhre wieder nach oben zu befördern.

Wenngleich der Schluckauf als unangenehm empfunden wird, sei zu guter Letzt die Weisheit von Generationen französischer Mütter zitiert, die schon immer wussten: "Enfant hoquetant, enfant bien portant" – ein hicksendes Kind ist ein gesundes Kind.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.