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Raumfahrt: Das Mondfieber ist zurück

Was für ein Team: Donald Trump und SpaceX-Chef Elon Musk wollen Menschen zum Erdtrabanten schicken. Braucht die bemannte Raumfahrt größenwahnsinnige Charaktere, um voranzukommen?
Mondlandung

Eigentlich wird für die NASA ein Traum wahr: Der US-Präsident interessiert sich für die bemannte Raumfahrt! Das zumindest verbreiten US-Medien seit Wochen. Demnach will Donald Trump offenbar noch in seiner ersten Amtszeit Astronauten zum Mond schicken. Diese Aussicht dürfte jedoch vor allem für Angstschweiß auf der Stirn der NASA-Verantwortlichen sorgen. Schließlich müsste die US-Raumfahrtbehörde dafür den Zeitplan zur Erprobung des neuen Trägerraketensystems SLS und der Orion-Raumkapsel stark straffen, was wohl das Unfallrisiko erhöhen würde.

Dennoch will die NASA die Möglichkeit prüfen, bereits beim Jungfernflug der SLS-Rakete Astronauten mitfliegen zu lassen, wie sie am vergangenen Freitag bekannt gab. 2019 könnten zwei Amerikaner einmal den Mond umrunden, schätzen Experten. Bisher war solch eine Mission frühestens für 2021 vorgesehen. Gut möglich, dass die Raumfahrtplaner zu dem Ergebnis kommen, dass ein Zeitplan nach Trumps Vorstellungen nicht zu verantworten ist.

Für diesen Fall hat sich nun Elon Musk, Multimilliardär mit Mars-Ambitionen, in eine geschickte Position manövriert. Am Montag gab der Chef von SpaceX bekannt, dass sein Raumfahrtunternehmen bereits Ende 2018 zwei Touristen um den Mond fliegen lassen will. Ins All bringen soll sie eine "Falcon Heavy"-Rakete von SpaceX. Deren (unbemannter) Erstflug soll nach wiederholten Verzögerungen angeblich noch dieses Jahr stattfinden. Musks Timing ist bewundernswert. Und sein Signal an die Trump-Administration ist deutlich: Wenn die NASA es während der ersten Amtszeit nicht hinkriegt, Amerikaner mit dem SLS-System zum Mond zu bringen – SpaceX schafft es.

Man kann das, was dieser Tage passiert, also als Flirt zweier Männer interpretieren, die bisher nicht gerade durch ihre Bodenhaftung aufgefallen sind. Ein faktenresistenter Narzisst im Weißen Haus, der nach Wegen sucht, Amerika zu alter Größe zu verhelfen, trifft auf den Wernher von Braun des 21. Jahrhunderts, der laut eigener Aussage maßgeblich von der Vision angetrieben wird, das Weltall zu besiedeln. Vielleicht läuten die beiden gemeinsam ein neues goldenes Zeitalter der bemannten Raumfahrt ein. Trump gibt – angestachelt von Chinas Erfolgen im All – die Ziele vor, Musk baut die Raketen. Schon jetzt versorgt SpaceX mit ihren "Falcon 9"-Raketen die Internationale Raumstation, ab 2018 will die Firma auch Astronauten dorthin transportieren.

Manchen Weltraumfan dürfte eine weiterführende Kooperation elektrisieren – endlich geht es wieder hinaus zu den Sternen, nachdem die Menschheit fünf Jahrzehnte lang im unteren Erdorbit verharrte! Die Vision hat aber auch einen bitteren Beigeschmack: Möglicherweise kommt die bemannte Raumfahrt vor allem dann voran, wenn zum Größenwahn neigende Charaktere ein paar handverlesene Abenteurer für viel Geld in den Weltraum schießen. Oder anders formuliert: Ohne eine Portion Unvernunft ist der Traum von der Eroberung des Weltalls vielleicht nicht zu haben.

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