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Kompaktlexikon der Biologie: Häutung

Häutung, Ecdysis, periodisches Abstreifen und Neubildung der Körperbedeckung. Regelmäßige H. kommen in ganz unterschiedlichen Tiergruppen vor. Abgestreift werden entweder ein azelluläres Exoskelett oder abgestorbene äußere Schichten der Epidermis. Bei vielen wirbellosen Tieren sezerniert die einschichtige Epidermis ein festes Exoskelett, die Cuticula. Arthropoden können nur in Intervallen, durch periodische H. wachsen und ihre Form verändern. Die H. der Wirbellosen wird durch in den Häutungsdrüsen gebildete Hormone gesteuert. Bei Insekten (Insecta) ist Ecdysteron (Ecdysteroide) das Hormon, das die Vorgänge der H. an sich auslöst ( vgl. Abb. ) während die jeweils vorhandene Konzentration an Juvenilhormon die Art der H. festlegt, denn über die Larvalhäutungen bis zur Puppenhäutung nimmt jeweils die Konzentration an Juvenilhormon ab. Bei der Adulthäutung schließlich ist kein Juvenilhormon mehr nachzuweisen. Jeweils einige Tage vor der H. löst sich die Cuticula einschließlich der chitinigen Auskleidung von Tracheen sowie Vorder- und Enddarm von der Epidermis (Apolyse). Der zwischen Cuticula und Epidermis entstehende Häutungsspalt (Exuvialraum) enthält die Exuvialflüssigkeit, welche die inneren Schichten der Cuticula abbaut. Von den Epidermiszellen wird die neue Cuticula sezerniert, die zuerst weich und dehnbar bleibt und erst einige Tage nach der H. ihre endgültige Festigkeit erhält. Für die Gerbung und Sklerotisierung der neuen Cuticula ist das Hormon Bursicon verantwortlich. Die alte Cuticula wird in einem Stück als Exuvie abgestreift. Die hierzu notwendige motorische Aktivität und das Schlüpfverhalten unterliegen der Kontrolle des Eclosionshormons.

Unter den Wirbeltieren häuten sich nur solche Landwirbeltiere, bei denen die oberen Schichten der mehrschichtigen Epidermis als Schutz gegen Austrocknung verhornen. Bei Reptilia und Amphibia werden alle Epithelzellen gleichzeitig ersetzt, sodass die alte Schicht als Einheit abgestreift werden kann. Amphibien fressen meist ihre abgestreifte Haut. Bei Vögeln (Aves) und Säugetieren (Mammalia) werden die Epithelzellen in kleinen Gruppen neu gebildet und in Stücken (Schuppen) abgeschilfert.



Häutung: Auf- und Abbau der Insektencuticula während eines Häutungsintervalls. 1 Durch Sekretion der Häutungsflüssigkeit entsteht der Exuvialspalt (Apolyse). 2 Der Exuvialspalt ist mit Häutungsflüssigkeit gefüllt, die Epidermis sezerniert eine neue dreischichtige Epicuticula, die Poren enthält. 3 Anschließend werden Enzyme (Chitinasen, Proteasen) in der Häutungsflüssigkeit aktiviert und verdauen die Endocuticula mehr oder weniger vollständig. Die Verdauungsprodukte werden durch die Poren der Epicuticula resorbiert. 4 Danach werden die Poren der Epicuticula durch eine Wachsschicht verschlossen und die neue Endocuticula (5) beginnt, sich zu bilden. Dabei werden die Porenkanäle zur Epidermis aufrechterhalten. 6 Durch Streckung der neuen Cuticula wird ein Größenwachstum erreicht, das aber durch die Epicuticula begrenzt wird. Die alte Exocuticula platzt auf (Ecdysis). Unterhalb der Epicuticula beginnen Sklerotisierung und Melansierung. Beide Prozesse dauern nach der Häutung an. Bm Basalmembran, Ed Epidermis, En Endocuticula,Ep Epicuticula, Ex Exocuticula, Hf Häutungsflüssigkeit, Hs Häutungsspalt Ws Wachsschicht

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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