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Kompaktlexikon der Biologie: Leibeshöhle

Leibeshöhle, ein im Körper der Tiere befindlicher, embryonal durch die ganze Länge des Rumpfes sich erstreckender, mehr oder weniger unterteilter Hohlraum, der die meisten inneren Organe beherbergt. Die L. kann eine primäre L. (Protocoel, Pseudocoel) oder eine sekundäre oder echte L. (Coelom, Deuterocoel) sein.

Die primäre L. ist entweder eine aus dem Blastocoel hervorgegangene Höhle ohne epitheliale Auskleidung, oder sie ist aus Spalträumen im Mesenchym entstanden (Schizocoel). Sie kommt z.B. bei allen Plattwürmern (Plathelminthes) und Nemathelminthes vor.

Die sekundäre L. besteht aus epithelial begrenzten Hohlräumen, die durch Kanäle nach außen münden oder mit den Ausscheidungsorganen in Verbindung stehen. Bei den Weichtieren (Mollusca) beschränkt sich die sekundäre L. auf den Keimdrüsen-, Nieren- und Herzbereich. Die sekundäre L. der Gliedertiere (Articulata) beteht aus einzelnen segmentalen Abschnitten, die als paarige Coelomsäcke über und unter dem Darmrohr zusammenstoßen und so die Mesenterien bilden. Die hintereinander liegenden Coelomkammern werden durch senkrechte, doppelwandige Scheidewände (Dissepimente) voneinander getrennt. Bei den Gliederfüßern (Arthropoda) werden die Anlagen der Coelomsäcke bereits während der Embryonalentwicklung wieder aufgelöst, sodass die sekundäre und primäre L. einen einheitlichen Körperhohlraum, das Mixocoel, bilden. Die sekundäre L. der Eichelwürmer (Enteropneusta) und der Stachelhäuter (Echinodermata) besteht aus drei paarigen, hintereinander liegenden Abschnitten, dem Hydrocoel, Axocoel und Somatocoel. Die sekundäre L. der Wirbeltiere (Vertebrata) besteht aus einem epithelial begrenzten Hohlraum, der bei niederen Vertebraten durch Poren oder Kanäle nach außen mündet oder mit den Ausscheidungsorganen in Verbindung stehen kann. Bei den meisten Wirbeltieren geht das Coelom durch Spaltbildung aus Mesodermmaterial hervor, das sich aus dem Urdarm abgegliedert hat. Vom cranialen Abschnitt der ursprünglich einheitlichen L. sondert sich zuerst die Perikardhöhle ab, der übrige Teil gliedert sich später in Pleura- und Peritonealhöhle. In alle diese von Epithel ausgekleideten Räume wölben sich Organe vor, sodass es zur Näherung der Epithelien kommt, wodurch kapilläre Spalträume entstehen. So sind die Lungen von der Pleurahöhle, die außen vom Rippen- und innen vom Lungenfell begrenzt ist, umgeben, und im Bauchraum umhüllt das Peritoneum (Bauchfell) die meisten Organe, insbesondere den Darm und seine Anhangsdrüsen.

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Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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