Direkt zum Inhalt

Lexikon der Chemie: Hafnium

Hafnium, Symbol Hf, chem. Element aus der IV. Nebengruppe des Periodensystems, der Titangruppe, Schwermetall; Z 72, Atommasse 178,49, Wertigkeit vorherrschend IV, D. 13,31 g cm-3, F. 2150 °C, Kp. 5400 °C, Standardelektrodenpotential (Hf/HfO2+) -1,57 V. Das Element wurde nach seinem Entdeckungsort Kopenhagen (lat. Hafnia) benannt.

Eigenschaften. H. steht in seinen physikalischen und chem. Eigenschaften dem ihm innerhalb der IV. Nebengruppe vorausgehenden Zirconium außerordentlich nahe. Dies ist vor allem bedingt durch nahezu identische Atom- und Ionenradien beider Elemente: rM = 145,4 (Zr); 144,2 pm (Hf); rM4+ = 74 (Zr); 75 pm (Hf). Reines H. ist ein hochglänzendes, dehnbares und ziemlich weiches Metall, das sich leicht ziehen, walzen, schmieden und hämmern läßt. H. kristallisiert hexagonal und geht bei 1760 °C in eine kubische Hochtemperaturmodifikation über. An der Luft überzieht es sich mit einer dünnen, harten und nahezu undurchlässigen Oxidschicht, die die Reaktionsfähigkeit hemmt. H. wird daher durch Wasser und Alkalien, auch durch kalte Salz- und Salpetersäure sowie verd. Schwefelsäure nicht angegriffen. Heiße Schwefelsäure, Königswasser, vor allem auch Flußsäure lösen H. auf. Trockenes Chlor reagiert mit H. schon bei niedrigen Temperaturen unter Feuererscheinungen zu Hafniumtetrachlorid HfCl4. Bei höheren Temperaturen oxidiert Sauerstoff H. zu Hafniumdioxid HfO2, während weitere Nichtmetalle, wie Stickstoff, Kohlenstoff, Bor und Silicium, bei höheren Temperaturen die widerstandsfähigen Einlagerungsverbindungen Hafniumcarbid HfC, -nitrid HfN, -borid HfB und -silicid HfSi2 ergeben.

Analytisches. Zur Bestimmung von H. in Zirconiummineralen und -verbindungen werden neben der Röntgenspektroskopie die Massenspektrometrie und die Neutronenaktivierungsanalyse herangezogen.

Vorkommen. H. ist am Aufbau der Erdkruste mit 2,8·10-4 % beteiligt. Es kommt als ständiger Begleiter des Zirconiums vor, dessen Minerale Hafniumgehalte von 1 bis 5 % aufweisen. Ein relativ hoher Anteil von 5,5 % HfO2 findet sich im Mineral Cyrtolith, während das günstigste Hafnium : Zirconium-Verhältnis im Scandiummineral Thortveitit angetroffen wird, der neben 1 bis 2 % ZrO2 fast die gleiche Menge HfO2 enthält.

Gewinnung. Die Gewinnung des H. ist notwendigerweise mit der technisch bedeutungsvolleren Zirconiumherstellung gekoppelt, da der Einsatz des Zirconiums im Kernreaktorbau die vollständige Abtrennung des H. erfordert. Zur Zirconium-Hafnium-Trennung wendet man neben Ionenaustauschverfahren vor allem die Flüssig-Flüssig-Extraktion an. Dabei nutzt man die relativ bessere Löslichkeit des Hafniumisothiocyanat-Komplexes HfO(NCS)2 in Methylisobutylketon aus, fährt den Extraktionsprozeß im Gegenstrom, überführt das zirconiumfreie H. durch Schwefelsäurezusatz in die wäßrige Phase, fällt mit Ammoniak Hafniumdioxid, chloriert unter Kohlezusatz bei 950 °C und reduziert das gebildete Hafniumtetrachlorid mit Magnesium bei 850 bis 860 °C in einer Argonatmosphäre. Aus dem gebildeten Hafniumschwamm werden Magnesium und Magnesiumchlorid durch Vakuumdestillation entfernt, das Metall wird schließlich im Elektronenstrahlofen umgeschmolzen.

Verwendung. Die Hauptmenge des gegenwärtig erzeugten H. wird in der Kerntechnik für Kontroll- und Regelorgane der Reaktoren verwendet. Man nutzt dabei den hohen Neutronenabsorptionsquerschnitt des H., wobei dieses gegenüber anderen Neutronenabsorbern den Vorteil bietet, daß während des Betriebes kein "Abbrand" der Kontrollstäbe entsteht, da auch die durch Neutroneneinfang gebildeten Hafniumisotope hohe Absorptionsquerschnitte aufweisen. Von technischem Interesse ist weiterhin der Einsatz von H. als festigkeitssteigerndes, mit etwa 2 % Anteilen eingesetztes Legierungselement in hochschmelzenden, hitzebeständigen Legierungen auf Basis von Niob, Tantal, Molybdän oder Wolfram. In begrenztem Umfang werden Hafniumfolien zur Herstellung von Blitzlichtwürfeln in der Photographie eingesetzt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.