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Lexikon der Chemie: Kitte

Kitte, knetbare, plastische bis zähflüssige Massen, die meist Füllstoffe, aber keine oder nur geringe Anteile flüchtiger Bestandteile, z. B. Lösungsmittel, enthalten. Sie werden vor allem zum Ausfüllen von Fugen, Löchern und Unebenheiten (Dichtungskitte, Ausgleichsspachtel), weniger zum Kleben eingesetzt. Die Abbindung (Härtung) erfolgt hauptsächlich durch Polymerisation oder Oxidation des Bindemittels. Als Füllstoffe werden fein gemahlene mineralische Sande wie Glas-, Quarz- und Schiefermehl, Schlämmkreide, Talkum, Feldspat und Schwerspat verwendet, aber auch organisches Material wie Holz- und Gummimehl sowie Kunststoffpulver kommen zum Einsatz. Nach der Art des Bindemittels teilt man die K. in anorganische und organische K. ein.

1) Anorganische K.: Wasserglaskitte sind bis 1000 °C beständig gegen alle Säuren (außer Flußsäure), Chlor, Chlorkalkbleichlauge u. a. Metallkitte bestehen aus Zinkoxid ZnO, Antimontrioxid Sb2O3 und Mangandioxid MnO2. Magnesiakitte werden aus 2 Teilen Magnesiumoxid MgO und 1 Teil Magnesiumchlorid MgCl2 mit Wasser angerührt und binden nach Erwärmen innerhalb weniger Stunden ab. Sie sind nicht wasser- und wärmebeständig. Zinkoxidkitte bestehen aus Zinkoxid ZnO, Zinkchlorid ZnCl2 und Wasser oder Phosphorsäure. Sie sind beständig gegen Wasser und organische Lösungsmittel und werden in der Dentalchemie verwendet. Rostkitte bestehen aus Eisenpulver und schwachen Säuren oder Laugen, die sich unter Oxidbildung verfestigen (rosten). Boraxkitte werden aus geschmolzenem Natriumborat, Quarzmehl, Mennige und Bleiglätte hergestellt.

2) Organische K.: Bitumenkitte sind bis 100 °C beständig gegen Wasser, Laugen und Säuren. Harzkitte bestehen aus Epoxid- , Phenol- , Formaldehyd-, Furan- und Siliconharzen. Sie sind häufig auch gegen Flußsäure beständig. Ölkitte sind besonders Fensterkitte aus Leinölfirnis und Schlämmkreide, auch Bleiglätte u. a. Leimkitte bestehen aus Knochenleimlösung oder Casein, Kreide und Holzmehl. Sie sind vor allem auf nicht vorgeöltem Holz einsetzbar. Kautschukkitte bestehen aus Natur- oder Synthesekautschuk, organischen Lösungsmitteln, Bleiverbindungen und Füllstoffen. Man verwendet sie als schnellhärtende wasser-, laugen- und säurebeständige Spachtelmassen hoher Elastizität. Glycerinkitte sind Mischungen aus Glycerin und Metalloxiden wie Bleioxid PbO. In 10 bis 30 Minuten binden diese zu harten, festhaftenden Massen ab. Sie verbinden auch ungleiche Werkstoffe und sind gegen gasförmiges Chlor sowie fast alle Säuren und Laugen bei mäßiger Wärme längere Zeit beständig. Polychlornaphthalinkitte besitzen als Vergußmassen eine hohe Isolierwirkung bei elektrischen Anlagen.

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