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Lexikon der Kartographie und Geomatik: Kartentechnik

Kartentechnik, E technical processes and procedures of map production, die für die Produktion von Karten eingesetzten technischen Verfahren. Die Kartographie bedient sich zur technischen Herstellung von Karten spezieller Verfahren, die der Druckvorstufe und dem Druck zuzuordnen sind. Bis in die 1970er Jahre war die Kartentechnik fast vollständig durch manuelle und analoge Verfahren gekennzeichnet. Dazu gehören die Arbeitsgänge Zeichnen und Gravieren von Linien (vgl. Zeichenverfahren, Gravierverfahren), Schneiden von Flächen (vgl. Abziehverfahren) und Montieren von Signaturen und Kartennamen, die als Verfahren der kartographischen Originalherstellung zusammengefasst werden. Weiterhin bediente sich die klassische Kartentechnik verschiedener reproduktionstechnischer Verfahren, z. B. Kopierverfahren mit lichtempfindlichen Substanzen wie Silbersalzen, Dichromaten, Photopolymeren oder Azofarbstoffen. Als Druckverfahren wird fast ausnahmslos der Offsetdruck (Bogenoffsetdruck) eingesetzt.
Bei modernen kartentechnischen Verfahren werden wesentliche Arbeitsgänge rechnergestützt ausgeführt, was mit einer deutlichen Reduzierung an Gerätetechnik einhergeht. Der technische Prozess der Kartenherstellung bedingt nun einen Rechnerarbeitsplatz, ergänzt durch Scanner für die Analog-Digital-Wandlung der Digitalisiervorlage (des Kartenentwurfs), Drucker für die Prüfung der Karten, Filmbelichter bzw. Druckplattenbelichter und Druckmaschine. Drei Verfahrenswege zur technischen Herstellung einer Karte sind typisch: Farbauszug, desktop mapping und automatische Kartenherstellung mittels Geoinformationssystem.
Der Farbauszug kann von einer Karte angefertigt werden, die herausgabereif vorliegt, z. B. als Kartengemälde oder Kartendruck. Mittels Hochleistungsscanner wird ein aus Pixeln bestehendes Rasterbild erzeugt, das mit einer Rastergraphiksoftware interaktiv korrigiert und ergänzt werden kann. Um ein qualitativ hochwertiges Ergebnis zu erzielen, muss dem Farbmanagement und bei gedruckten Karten der Entrasterung besondere Beachtung geschenkt werden. Spezielle Bearbeitungsverfahren erfordert die Herstellung von Luftbildkarten und Satellitenbildkarten.
Für das interaktive Zeichnen von Karten, auch desktop mapping genannt, wird ein Vektorgraphikprogramm eingesetzt. Dabei bildet der gescannte Kartenentwurf den Anhalt für das Nachzeichnen der Kartenobjekte. Das Ergebnis sind Vektoren, verbunden mit graphischen Gestaltungen (graphischen Formaten). Für den Arbeitsgang der Digitalisierung bietet sich u. U. ein externes Vektorisierverfahren an, das aus dem gescannten Kartenentwurf automatisch Vektoren generiert. Diese können über ein gängiges Austauschformat in das Vektorgraphikprogramm importiert werden. Die erhaltenen Vektoren werden graphisch gestaltet, indem sie mit sog. graphischen Formaten verbunden werden, die für Linien deren Farbe, Strichbreite und Strichausprägung definieren und für Flächen deren Farbe und Flächenmuster festlegen. Durch Ändern dieser graphischen Formate ändert sich die graphische Gestaltung der Kartenobjekte. desktop mapping lässt dadurch eine flexible, schnell änderbare Kartengestaltung zu. Die fertig bearbeitete Karte kann i. a. in andere Datenformate konvertiert werden, um in andere Dokumente eingebunden, mit anderen Programmen betrachtet oder einem Postscript-Drucker oder -Belichter übergeben werden zu können. Diese Datenformate können Postscript, PDF (Portable Document Format) oder verschiedenen Rasterdatenformate sein.
Werden Geometriedaten, wie sie Karten zugrunde liegen, in einem Geoinformationssystem verwaltet, können sie mit beliebigen Sachdaten verknüpft werden. Die Funktionen eines Geoinformationssystems ermöglichen, mit diesem Datenbestand räumliche und inhaltliche Analysen durchzuführen, deren Ergebnisse u. a. als Karten visualisiert werden. Diese Art der Kartenherstellung kann weitgehend programmgesteuert realisiert werden. Die Konzeption des Geoinformationssystems, der Aufbau des Datenbestands, die Bereitstellung der Analysewerkzeuge und der Kartenherstellungsprozess erfordern eingehende Vorarbeiten, die nur für flächendeckende Datenbestände und bei vielfältig erforderlichen Analysen ökonomisch gerechtfertigt sind.
Der technische Prozess zur Herstellung einer gedruckten Karte wird mit dem Offsetdruck abgeschlossen. Vor dem Druckprozess wird die Raster- bzw. Vektorgraphik durch einen Raster-Image-Prozessor (RIP) in druckbare Elemente (Rasterelemente) gewandelt, und diese werden auf einen Film, der als Kopiervorlage für die Druckform fungiert, oder direkt auf die Druckplatte belichtet. Es folgt der Bogenoffsetdruck auf spezielles Landkartenpapier.
Zielt die Kartenherstellung auf Bildschirmkarten im Internet ab, so sind die Karten in das Rasterdatenformat GIF oder das Vektorformat SVG zu konvertieren.

IWT

Literatur: [1] HAKE, G. (1991): Die Entwicklung der Kartentechnik seit 1950. In: Kartographische Nachrichten, Jg. 41, 50-59. [2] STIEBNER, E. D. (1992): Bruckmanns Handbuch der Drucktechnik, München. [3] DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR KARTOGRAPHIE, AK Praktische Kartographie (Hrsg., 1997): Digitale Kartentechnologie, Bonn. (= Kartographische Schriften, Bd. 3). [4] WILFERT, I. (2000): Rasterdatenformate und ihr Einsatz bei kartographischen Aufgabenstellungen. In: Neue Wege für die Kartographie. Bonn, 65-77 (= Kartographische Schriften, Bd. 4)

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