Lexikon der Neurowissenschaft: Halbseitenneglect
Halbseitenneglect m, Hemineglect, E hemineglect, halbseitige Vernachlässigung als neuropsychologisches Symptom infolge einer Störung im Mechanismus der Aufmerksamkeit. Die Patienten nehmen eine Seite (meist die linke) ihres Körpers und/oder ihrer Außenwelt nicht wahr. Ein Halbseitenneglect tritt meist bei einer Läsion des Lobulus parietalis inferior der nicht sprachdominanten (meist der rechten) Hemisphäre auf. Beim motorischen Halbseitenneglect werden die Extremitäten einer Körperhälfte nicht spontan bewegt, sondern nur mit großer Willensanstrengung. Die Symptomatik muß von einer schweren Hemiparese oder Hemiplegie abgegrenzt werden. Ein sensibler Halbseitenneglect ist dadurch gekennzeichnet, daß die Patienten bei gleichzeitiger Berührung korrespondierender Körperteile nur die eine Seite wahrnehmen. Wird dagegen die "vernachlässigte" Seite alleine berührt, registrieren sie den Reiz. Entsprechend reagiert der Patient beim visuellen Halbseitenneglect nicht oder weniger auf die visuellen Reize in der einen Gesichtsfeldhälfte. Beim supramodalen Halbseitenneglect werden sämtliche Ereignisse, die sich in der einen Hälfte der Außenwelt abspielen, nicht wahrgenommen ( siehe Zusatzinfo ). Neglect.
Halbseitenneglect
Kürzlich wurde ein Spezialfall des Hemineglects entdeckt, bei dem die Patientin nach einem rechtsseitigen fronto-parietalen Schlaganfall gleichsam zwar den Wald, aber nur die Hälfte der Bäume sieht: Große Buchstaben oder geometrische Figuren, die aus vielen kleinen gebildet werden, konnte sie erkennen. Sollte sie die kleinen Elemente einzeln durchstreichen, tat sie dies jedoch nur auf der rechten Seite. Eine andere Patientin mit einer ebenfalls rechtsseitigen, aber weiter hinten liegenden Läsion dagegen konnte beidseitig die Details, aber nicht das ganze Objekt erkennen. Das Bewußtsein des Ganzen schließt also nicht notwendig das aller Teile ein und umgekehrt.
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