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Essay: Bei Licht betrachtet: Blicke nach und von oben

Früher unterschied unser Weltbild zwischen zwei Bereichen: einem "hier unten", in dem die Materie greifbar ist, und einem "da oben", in dem die Götter residieren. In der modernen Physik taucht erneut eine Zweiheit auf – und zwar in mathematischem Gewand. Ernst Peter Fischer meint, dass diese Abstraktion sowohl eine materielle als auch eine geistige Einheit zwischen Mensch und Kosmos herzustellen vermag.
Ernst Peter Fischer, geboren 1947 in Wuppertal, studierte Mathematik, Physik und Biologie. Heute lehrt er Wissenschaftsgeschichte an den Universitäten Konstanz und Heidelberg.

E in Witzbold schrieb einmal, dass der Evolution niemals die Einführung des aufrechten Gangs erlaubt worden wäre, wenn sie dieses Projekt einer mehrheitlich von deutschen Experten besetzten Ethikkommission hätte vorlegen müssen. Solch ein Gehen auf zwei Beinen sei doch viel zu gefährlich, wie sicher einstimmig geurteilt worden wäre. Vor allem Kinder und Alte könnten stürzen, und außerdem würde sich der Mensch mit erhobenem Kopf von dem Boden unter ihm entfernen und sich dem Himmel über ihm zuwenden, was unabsehbare Folgen hätte. Zum Glück hat sich das Leben gegen die Einwände der Bedenkenträger entschieden und den Menschen Mut gemacht und die Möglichkeit gegeben, den Kopf zu erheben und an den Himmel zu schauen.

Dabei haben sie nicht nur eine Welt erblickt. Sie haben vielmehr zwei Sphären ausmachen können, die in der religiösen Sprache als "Diesseits" und "Jenseits" unterschieden wurden, was im modernen Englisch noch als "sky" und "heaven" nachklingt. Die Zweiheit fand zudem philosophisch Zuspruch, als Aristoteles die sublunare von der supralunaren Welt trennte und nur hier unten auf der Erde nach physikalischen Gesetzen suchte, während oben am Himmel die Götter ihre Sphären kreisen ließen ...

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