Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Computerjagd nach Plagiaten

Eigentlich wollte ein amerikanischer Forscher nur ein Programm entwickeln, das ihm helfen sollte, medizinische Fachausdrücke zu verstehen. Zu seiner großen Überraschung entdeckte er damit aber zahlreiche wissenschaftliche Plagiate – und obendrein mögliche Betrügereien in der Forschungsförderung. Schadenssumme: hunderte Millionen Dollar.
Lupe

Im Jahr 1994 nahm mein Leben eine ungeahnte Wendung. Als Physiker und Ingenieur gehörte ich damals bei der Firma General Atomics zu einer betriebseigenen Denkfabrik, die knifflige Fragen aus den Bereichen Kernenergie und Militärtechnik beantworten sollte. Im Lauf der Jahre bearbeitete ich Projekte, die von kalter Fusion bis zu Predator-Drohnen reichten. Doch Anfang der 1990er Jahre bekam ich zunehmend häufig mit Biologen und Genetikern zu tun. Sie erzählten mir von den schlauen neuen Techniken, die sie für ihre Forschung brauchten; die sollte ich für sie erfinden.

Etwa zur gleichen Zeit hörte ich von einem neuen Vorhaben namens Humangenomprojekt. Es sollte die Abfolge der rund drei Milliarden DNA-Basen oder Kodebuchstaben in menschlichen Chromosomen entziffern. Das faszinierte mich. Zufällig las ich einen Artikel in "Scientific American", in dem stand, dass ein Teil der erforderlichen Technik erst erfunden werden müsse. Dafür waren Physiker und Ingenieure gefragt. Und ehe ich mich versah, war ich Professor am Southwestern Medical Center der University of Texas in Dallas und errichtete zusammen mit einem Genetiker eines der ersten Forschungszentren des Humangenomprojekts.

Ich musste mich völlig umstellen, denn meine Kollegen verwendeten die medizinische Fachsprache. Ich kam dagegen aus der Physik, wo für fast alles mathematische Gleichungen gelten. In der Medizin gibt es keine universellen Formeln, sondern nur unzählige Beobachtungen, Einzelerkenntnisse und Fachausdrücke. Ich besuchte Seminare, schrieb ellenlange Listen nie gehörter Worte auf und verbrachte dann Stunden damit, sie nachzuschlagen. Um einen Fachartikel zu lesen, musste ich stets ein medizinisches Wörterbuch zur Hand haben.

Da ich unfähig war, ein zusammenhängendes Textstück zu verstehen, beschloss ich, eine Software zu entwickeln, die mich unterstützen könnte. ...

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Berühmt-berüchtigt - Abenteurer, Hochstapler, Lebenskünstler

Glück und Verstand kreuzten sich in berüchtigten Männern wie Casanova oder Cagliostro. Auf den Spuren berühmter Namen dieser Art lassen sich legendäre Lebensgeschichten entdecken, die ihre Hauptfigur nicht zuletzt durch Täuschung und Betrug glänzen lassen - auch auf Kosten ihres Umfelds.

Gehirn&Geist – Atmen

»Atmen« erklärt, wie unsere Atmung Gefühle und Gehirn beeinflusst und die Teamarbeit von Hirn und Lunge funktioniert. Außerdem: Obwohl Umarmungen im Alltag vieler Menschen eine wichtige Rolle spielen, beginnen Psychologen erst jetzt, dieses Verhalten zu verstehen. Warum ethische Kritik am Essverhalten nottut. Wie insbesondere bei Narkolepsie das Nickerchen die Kreativität beflügelt. Was macht guten Schulunterricht aus?

Spektrum - Die Woche – Dem Panamakanal geht das Wasser aus

Im Panamakanal herrscht Wassermangel, trotz der aktuellen Regenzeit im Land. Kanalschleusen, geringere Niederschläge und das Wetterphänomen El Niño sind nur ein paar der ausschlaggebenden Faktoren. Lesen Sie in der aktuellen Woche, welche Folgen der anbahnende Schiff-Stau mit sich bringt.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen und Literaturtipp

Errani, M., Garner, H.: A Tale of Two Citations. In: Nature 451, S. 397 - 399, 2008

Garner, H. et al.: Research Funding: Same Work, Twice the Money? In: Nature 493, S. 599 - 601, 2012

Long, T. C. et al.: Responding to Possible Plagiarism. In: Science 323, S. 1293 - 1297, 2009

Sun, Z. et al.: Systematic Characterizations of Text Similarity in Full Biomedical Publications. In: PLoS One 5, e1204, 2010

Literaturtipp

Bennett, C. H. et al.: Die Evolution der Kettenbriefe. In: Spektrum der Wissenschaft 1/2004, S. 78 - 83, 2004
Textanalyse findet Verwandtschaftsrelationen für Genome in der Biologie, in Sprachen – und in Kettenbriefen.

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.