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Editorial: Die doppelte Nobel-Wette

Dr. Carsten Könneker

Wissenschaftsjournalisten neigen für gewöhnlich nicht zu Wetten. Vor einigen Wochen jedoch keimte in der Redaktionskonferenz eine Diskussion darüber auf, welche Forschungen wohl im Oktober mit den Nobelpreisen geadelt werden. Alljährlich machen wir uns bei Spektrum einen Sport daraus, an den Tagen der Bekanntmachungen für die Auszeichnungen in Physik, Chemie und Physiologie oder Medizin in unserem Archiv nachzuschlagen, wer von den frisch verkündeten Laureaten denn schon für uns geschrieben hat. Immerhin mehr als 80 Nobelpreisträger zählen wir bis heute zu unseren Autorinnen und Autoren.

In besagter Konferenz stand die Festlegung der nächsten Titelthemen auf dem Plan. Ein Kandidat lautete: Bilden Schwarze Löcher aus der frühesten Phase des Universums jenen Stoff, der als mysteriöse Dunkle Materie die Galaxien zusammenhält? Dieser Beitrag sei ja wohl für ­Heft 10.17 gesetzt, preschte ein Kollege vor. – Warum? Na, wegen des Physik-Nobel­preises! Der sei in diesem Jahr für die Entdeckung der Gravitationswellen fällig, und diese einst von Einstein vorhergesagten Wellen bildeten schließlich das beste Signal, anhand dessen man die Hypothese von den "primordialen" Schwarzen Löchern überprüfen ­könne. Dieser Argumentation folgte am Ende die gesamte Redaktion – und so finden Sie den Artikel der Kosmologen Juan García-Bellido und Sébastien Clesse nun ab S. 12. Zur Vertiefung führten wir außerdem ein Interview mit Karsten Danzmann, der mit seinen Arbeiten am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover wesentlich mit dazu beitrug, dass die Gravitationswellen 2015 erstmals nachgewiesen wurden.

Wenn wir schon mit diesem Heft auf Nobelpreise wetten, dann aber richtig. Ein heißer Kandidat in der Medizin ist die Entdeckung des ­Crispr/Cas-Systems – ein Immunmechanismus vieler Mikroorganismen und die Grundlage für das inzwischen weit verbreitete Genome Editing. Ab S. 50 erzählen wir die Geschichte des spanischen Mikrobiologen Francisco Mojica, der in den 1990er Jahren an Meeresbakterien entscheidende Vorarbeiten dafür leistete, dass Crispr/Cas heute als "Genschere" weltweit die Labore erobert.

Wir sind sehr gespannt, ob wir mit der Auswahl dieser Artikel für das Oktoberheft den richtigen Riecher hatten!

Herzlich, Ihr

Carsten Könneker

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