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Impostor-Phänomen: Die eingebildeten Schwindler

Manche Menschen glauben, dass sie Erfolg nicht verdienen, selbst wenn sie hart dafür gearbeitet haben. Vom "Impostor-Syndrom" Betroffene - in der Mehrzahl Frauen - fühlen sich gar als Hochstapler und haben ständig Angst, ihr vermeintlicher Betrug könne auffliegen. Die Psychologin Birgit Spinath von der Universität Heidelberg erklärt, wie es dazu kommt.
Hab ich das verdient?
"Das war wirklich eine exzellente Prüfung. Wollen Sie nicht zu diesem Thema eine Promotion schreiben? Kommen Sie doch bald mal zu einem Gespräch bei mir vorbei." So verabschiedet sich die Professorin von Nina nach der mündlichen Diplomprüfung.
Die frischgebackene Mathematikerin kann sich über das Kompliment jedoch nicht freuen. In ihrem Kopf kreisen Gedanken wie diese: "Wirklich eine nette Prüferin, und sie hat mich nur leichte Sachen gefragt. Glück gehabt! Jetzt sollte ich mich hüten, mit ihr zu fachsimpeln. Sonst merkt sie noch, dass ich nur geblufft habe – und was ich alles nicht weiß!" Diese Gedanken wälzt Nina so lange, bis für sie klar ist: Trotz ihres Einser-Diploms wird sie das Promotionsangebot der Professorin auf keinen Fall annehmen.
Die Studentin fühlt sich nach der hervorragend bestandenen Prüfung, für die sie viel gelernt hat, als Schwindlerin. Psychologen nennen das "Impostor-Phänomen" (englisch für Betrüger). Personen, die davon betroffen sind, glauben nicht, dass ihre Erfolge auf eigene Fähigkeiten zurückgehen. Stattdessen sind sie überzeugt, die gute Beurteilung ihrer Leistung nur ihrem Charme, Beziehungen oder einfach einem glücklichen Zufall zu verdanken. Interessanterweise treten diese Gedanken häufig bei Menschen auf, in deren Lebenslauf bislang alles glatt ging und die auf sehr gute Leistungen zurückblicken können – wie die Studentin Nina ...

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Viele Menschen meinen, sie hätten ihre Erfolge nur glücklichen Umständen zu verdanken. Psychologen haben ergründet, was man gegen solche extremen Selbstzweifel, die auch als »Impostor-Syndrom« bezeichnet werden, tun kann. Außerdem erklären wir, wie es gelingt, Schwächen einzugestehen.

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  • Quellen
Bernard, N. S. et al.: Applying the Big Five Personality Factors to the Impostor Phenomenon. In: Journal of Personality Assessment 78(2), S. 321-333, 2002.

Clance, P. R.: The Impostor Phenomenon: Overcoming the Fear That Haunts Your Success. Peachtree Publishers, Atlanta 1985.

Cowman, S. E., Ferrari, J. R.: "Am I for Real?" Predicting Impostor Tendencies from Self-Handicapping and Affective Components. In: Social Behavior and Personality 30(2), S. 119-125, 2002.

Ferrari, J. R.: Impostor Tendencies and Academic Dishonesty: Do They Cheat Their Way to Success? In: Social Behavior and Personality 3(1)3, S. 10-17, 2005.

Kumar, S., Jagacinski, C. M.: Imposters Have Goals Too: The Imposter Phenomenon and its Relationship to Achievement Goal Theory. In: Personality and Individual Differences 40, S. 147-157, 2006.

McGregor, L. N. et al.: I Feel Like a Fraud and it Depresses Me: The Relation Between the Imposter Phenomenon and Depression. In: Social Behavior and Personality 36(1), S. 43-48, 2008.

Roth, C.: Das Impostor-Phänomen. Diplomarbeit, Universität Heidelberg 2008.

Want, J., Kleitman, S.: Imposter Phenomenon and Self-Handicapping: Links With Parenting Styles and Self-Confidence. In: Personality and Individual Differences 40, S. 961-971, 2006.
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