Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Archäoastronomie: Die Sterne der Toten - Das Rätsel der altägyptischen Sterntafeln

Tabellen mit astronomischen Inhalten finden sich an ungewöhnlicher Stelle – in 4000 Jahre alten Särgen des Mittleren Reiches. Was in aller Welt war der Zweck dieser Darstellungen? Und was lernen wir daraus über die Astronomie der Ägypter?
Der 4000 Jahre alte Sarg des Idi aus dem ägyptischen Assiut enthält auf der Innenseite des Deckels eine astronomische Tafel. In den einzelnen Feldern der Tabelle stehen in Hieroglyphenschrift die Namen von Sternen, die sich in einem diagonal verlaufenden Muster wiederholen.

Die ägyptische Stadt Mallaui, gut 400 Kilometer beziehungsweise eine siebenstündige Bahnfahrt nördlich der Tempelanlagen von Luxor gelegen, liegt nicht gerade am Hauptweg des Tourismus. Aber im Mai 2013 reiste Sarah Symons (eine der beiden Autorinnen dieses Artikels) gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Robert Cockcroft dorthin. Die beiden Wissenschaftler hofften, dort eine der ältesten astronomischen Aufzeichnungen der Welt zu Gesicht zu bekommen. Der Bericht, von dem sie nur eine vage Vorstellung hatten, befand sich tatsächlich dort, doch zur Überraschung der beiden war er nicht der einzige.

"Ich kann Schrift sehen!", rief Cockcroft aus, als er im Hauptraum des archäologischen Museums von Mallaui neben einer Ausstellungsvitrine kauerte und das Genick verrenkte, um die Unterseite des leicht aufgeklappten hölzernen Deckels eines Sarges in Augenschein zu nehmen. Symons richtete den Strahl ihrer Taschenlampe hinein, um eine dünne Holzleiste, eine Quertraverse, die die Holzpaneele zusammenhielt, auszuleuchten. Die Oberseite der Leiste war mit graziösen Hieroglyphen bemalt, welche die Namen von Sternen nannten. Symons und Cockcroft erkannten sofort, dass das Querstück Teile eines weiteren antiken astronomischen Berichts enthielt. Bis zu diesem Augenblick hatte noch niemand die Bedeutung der Leiste erkannt; sie war an diesen speziellen Sarg fälschlicherweise angebracht worden.

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Wunderwerk der Antike

»Spektrum der Wissenschaft« erklärt im Artikel »Wunderwerk der Antike«, wie der rätselhafte Mechanismus von Antikythera funktionierte. Außerdem im Heft: Dunkle Materie; Altern: Demografischer Wandel mit Folgen; Quantencomputer: Fehler beheben, bevor sie entstehen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Ikram, S.: Cultural Heritage in Times of Crisis - The View from Egypt. In: Journal of Eastern Mediterranean Archaeology & Heritage Studies 1, S. 366 - 371, 2013

Leitz, C.: Altägyptische Sternuhren. Peeters, Leuven 1995

Neugebauer, O., Parker, R. A.: Egyptian Astronomical Texts. Providence 1960f.

Symons, S.: A Star’s Year - The Annual Cycle in the Ancient Egyptian Sky. In: Steele, J. M. (Hrsg.): Calendars and Years - Astronomy and Time in the Ancient Near East. Oxbow Books, 2007

von Lieven, A.: Grundriss des Laufes der Sterne. Das sogenannte Nutbuch. Kopenhagen 2007

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.