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Medizin: Echoortung erfordert gutes Körpergefühl

Wenn Blinde sich mit Schnalzlauten orientieren, benötigen sie dafür nicht nur ihren Hör-, sondern auch ihren Gleichgewichtssinn; sie müssen ein Empfinden für die Lage und die Bewegungen ihres Körpers im Raum haben. Das berichten Forscher um Lutz Wiegrebe von der Ludwig Maximillians-Universität München.

Bei der Methode des so genannten Klicksonars geben Blinde Geräusche von sich – etwa Zungenschnalzer – und lauschen deren Echos. Der zurückkommende Schall vermittelt ihnen einen Eindruck von der Umgebung und lässt sie Hindernisse erkennen. Manche können damit sogar Rad fahren.

Wiegrebe und sein Team trainierten normal sehende Versuchsteilnehmer in diesem Verfahren. Anschließend sollten die Probanden sich damit in einem virtuellen Korridor zurechtfinden. Je nach Ort und Orientierung innerhalb des Korridors spielte ihnen ein Computersystem die passenden Echos vor, sobald sie Schnalzlaute von sich gaben. Die Probanden sollten sich dann zur Längsachse des virtuellen Raums ausrichten – entweder indem sie sich selbst bewegten oder den Korridor per Joystick drehten.

Durften die Teilnehmer lediglich den Joystick betätigen, versagte ihre Navigationsfähigkeit. Erst eigene Kopf- und Körperbewegungen ermöglichten es ihnen, sich korrekt auszurichten. Die Methode des Klicksonars fordert offenbar nicht nur das Gehör, sondern auch das Gleichgewichts- und Körperempfinden, schließen die Forscher aus den Ergebnissen.

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  • Quelle

Wallmeier, L., Wiegrebe, L.: Self-motion Facilitates Echo-acoustic Orientation in Humans. In: Royal Society Open Science, 1:140185, 2014

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