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Editorial: Ein Fingerabdruck der kosmischen Inflation?

Liebe Leserin, lieber Leser,

es könnte die astronomisch bedeutendste Entdeckung des Jahres sein. In ihrer Euphorie sprechen manche Kollegen aus dem Umfeld der Entdecker gar schon vom Physik-Nobelpreis.

Worum geht es? Im Grunde um etwas, das eine weitere Antwort auf die uralte Frage der Menschheit gibt, in welcher Welt wir eigentlich leben, wie unser Universum aufgebaut ist und wie alles entstanden ist. Oder das zumindest ein weiteres kleines Puzzlestück zu unserem Weltbild liefert. Denn bestätigt sich der Befund, dann ist es Astronomen erstmals gelungen, Signale aus einer Epoche zu registrieren, die unseren direkten Blicken prinzipiell nicht zugänglich ist, weil sie sich weniger als 0,000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 01 Sekunden nach dem Urknall abgespielt hat.

Wie ist das möglich? Schauen wir mit Teleskopen an den Himmel, blicken wir auch immer in der Zeit zurück, denn das Licht war Millionen, ja Milliarden Jahre unterwegs. Das Fernste, das wir auf diese Weise sehen können, ist die kosmische Hintergrundstrahlung, die wir als Mikrowellen wahrnehmen. Diese Strahlung entstand etwa 380 000 Jahre nach dem Urknall, als das Universum durchsichtig wurde. In der Zeit davor herrschte ein undurchdringlicher Nebel aus elementaren Teilchen, an denen die Strahlung beständig gestreut wurde. Hinter diese Nebelwand können wir nicht schauen.

Und doch gibt es einen Trick: Gravitationswellen, die in der so genannten inflationären Phase des Universums unmittelbar nach dem Urknall entstanden, sollten dieser Wand aus kosmischer Hintergrundstrahlung eine gewisse Struktur aufgeprägt haben. Und genau diese Struktur scheint nun experimentell nachgewiesen zu sein. Die Wissenschaft dazu und die messtechnische Meisterleistung stellen wir Ihnen in einem Themenschwerpunkt ab S. 30 vor.

Herzlichst grüßt Ihr

Uwe Reichert

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